Ich bereue es nicht

Ich hoffe, dass ich das Unmögliche diesmal besser verarbeiten kann als in der Vergangenheit. Immerhin war ich schon zwei Mal in dieser Situation, wobei diese hier der letzten bemerkenswert gleicht. Nur ist es diesmal nicht die SPD, deren Klüngel-Brüderschaft mir zum Verhängnis geworden ist, sondern die CDU. Ehrlich gesagt, ich bereue es nicht, besser vorübergehend arbeitslos als sich 8 Stunden täglich für dumm verkaufen zu lassen. Dass angesichts der beschlossenen Insolvenz allerdings dieser Rechtsanwalt seine Macht in so primitiver und geradezu boshafter Weise ausspielt, hätte ich dann doch nicht für möglich gehalten. Dieser Vorgang nützt niemandem, weder ihm selber, noch der Firma, und na ja, ich bin sowieso das Opfer. Wie so häufig, wenn man die Dinge auf den Punkt bringt, und sich politischer Bevormundung entzieht. Jetzt geht es darum, die Dinge ins Kreative zu wenden, zu transformieren und den zugemuteten Irrsinn hinter mir zu lassen. Ich bringe die besten Voraussetzungen dafür mit. Und die Bäume werden mir in den kommunikationsfreien Zeiten helfen, dieses souverän umzusetzen.

Süße Kreation

Mutter und Kind – das war das Thema meines letzten Armband-Auftrags. In dieser Form war es neu. Für Kinder habe ich schon einige Male Armbänder angefertigt, dann immer so, dass ich nur 17-18 kleine Perlen zusammen fädelte und die restlichen lose dazulegte. Hier sollten es zwei Armbänder aus demselben Holz sein: Ahorn, und die Armbänder sind nicht zum Tragen gedacht, sondern einfach nur als Erinnerungsstücke. Ich habe es so gelöst, dass das eine für die Mutter den durchschnittlichen Umfang von 16,5 cm und alle 21 Perlen erhielt, und das für das Baby nur 13 Perlen, wobei die restlichen 8 an einem Kordelende jenseits den Schlussstücks angehängt sind. ,,Ganz süß“ fand M. diese Kreation, und ich muss ihr voll und ganz zustimmen. Besonders interessant an dieser Konstellation finde ich, dass beide denselben Lebensbaum haben und das Nicht-Tragen auf einen ausgeprägten Sinn für Symbolik hinweist.

Katastrophen und Charakterbilder

Das Thema beschäftigt mich zurzeit sehr, denn ich bin gezwungen, nicht nur blind zu erleben und geschehen zu lassen, sondern versuche, das Erlebte auch schriftlich festzuhalten. Eine Art Protokoll der vergangenen 5 Wochen und der sich überschlagenden Ereignisse. Fast wie ein Krimi liest sich das, oder wird es sich lesen lassen, wenn wir denn endlich einmal damit fertig sind. Und Aufschluss wird es geben über einen irgendwie interessanten Lebensabschnitt. Wenn ich nicht schon 38 Jahre wäre, würde ich an dieser Stelle sagen: Die letzten Wochen haben mich erwachsen gemacht. Möglicherweise konnten sie mir mehr vermitteln als die gesamten 10 Berufsjahre zuvor. Am Abend fand sich ein geübter Zuhörer für meine Geschichte, und von diesem Thema der Schwierigkeiten und Katastrophen kam das Gespräch wie zufällig auf die Bäume. Erst auf den Nussbaum, der als Identifizierungsmarke eines bestimmten Wohnhauses diente, und später auf die Hainbuche, die sich als Lebensbaum des Versicherungsvertreters herausstellte, dessen Interesse an charakterlichen Zuordnungen ich von einem Gespräch über Sternzeichen und deren Charakterbilder ableiten konnte.

Kollektives Gedächtnis und Bäume

Der Gedanke eines kollektiven Gedächtnisses ist schon faszinierend. Demnach fließen alle Erfahrungen und Beobachtungen dieser Welt in eine Art gemeinsamen Wissensschatz ein und beeinflussen das Leben aller Menschen. Vergangenheit und Gegenwart hängen somit eng zusammen. Nichts von dem, was geschehen ist, ist wirklich vergessen. Es bildet meist unbewusst einen Hintergrund jeder auch noch so individuellen Erfahrung. Und dann gibt es ja auch das Modell der Akasha-Chronik, einer Art Aufzeichnung alles je Gedachten und Geschehenen, wenn ich den Begriff richtig definiere. Auch meine gegenwärtigen, ganz unglaublichen Erfahrungen gehen in diese Chronik ein, auch ohne dass ich die Einzelheiten schriftlich festhalte. Ich bin überzeugt, die Bäume gehören zu den ganz großen Speichern von Erfahrungen und Eindrücken. Dieser Umstand scheint mir einer der Gründe für die Ehrfurcht zu sein, die Menschen besonders alten Baumindividuen entgegen bringen. Bäume wissen mehr als die Menschen, vor allem aber mehr als einzelne Menschen und sie speichern dieses Wissen länger als die meisten Menschen. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, irgendwo gelesen zu haben, dass das Wort ,,Holz“ etymologisch mit dem indogermanischen Wortstamm zusammen hängt, der mit dem Begriff ,,Wissen“ in Verbindung steht.

Neue Themen

Ich weiß selber, dass die Wunschbaum-Seite noch endlos viele Erweiterungsmöglichkeiten hat. A. meinte heute nach dem Gespräch mit einem Bekannten, er fände es sinnvoll, das Danken neben dem Wünschen interaktiv auf der Seite erfahrbar zu machen. Ich bin mir da nicht sicher, bin der Ansicht, dass das Wünschen offener ist, und im Übrigen für die meisten Leser auch interessanter als Danksagungen, die immer auch etwas sehr Individuelles und nicht Übertragbares an sich haben. Die andere Anregung kann ich mir da schon eher vorstellen: Eine Seite einzurichten, auf der die Verwendung des Baum-Motivs und des Baum-Symbols in der bildenden Kunst vorgestellt wird. Auf Literatur zu diesem Thema habe ich ja bereits hingewiesen. Fehlt nur noch die Zeit, mich dem Thema zu widmen, wie auch vielen anderen Themen, die ich im Hinterkopf gespeichert habe.

Anstrengend und beruhigend

Am Vormittag war ich überrascht, nach tagelangem Suddelwetter waren die Temperaturen sehr angenehm, das ließ hoffen. Dann gegen 14 Uhr der Umbruch, Gewitter, Dauerregen, Wind und deutlich kühler. Da war ich ganz froh, diese Handwerksarbeit vor mir zu haben, das stundenlange Sägen, Bohren und Schleifen hat zwar auch etwas Anstrengendes, im Großen und Ganzen wirkt es aber sehr beruhigend und lässt die Möglichkeit, einmal vom Alltag Abstand zu gewinnen. Und so sind die beiden Armbänder auch fertig geworden, obwohl ich dachte, es hat gar kein Ende mehr. Der Bergahorn ist wahnsinnig spröde und hart. Schon gestern beim Drechseln habe ich das bemerkt, da ich den Stab extrem fest einspannen musste, sollte er nicht durchdrehen. Und beim Schleifen zeigt sich diese Eigenschaft ebenso. Hoffentlich ist wenigstens das Ergebnis optisch ansprechend. Ohne Öl ist das Holz sehr hell, mit wenig Zeichnung und – ehrlich gesagt – etwas langweilig. Vielleicht ändert sich das, ist es erst einmal durchtränkt. Der Auftrag war in jedem Fall interessant: Es waren zwei Armbänder aus dem selben Holz für Mutter und Kind. Ich werde es so machen, dass die Mutter ein vollständiges Armband mit 23 Perlen erhält und das Baby eines mit nur wenigen Perlen, wobei die restlichen dazugelegt werden und in späteren Lebensjahren ergänzt werden können. Jedenfalls wenn das heutige Baby später überhaupt Interesse haben sollte, das Armband zu tragen.

Unverhoffter Pflaumenkuchen

Da habe ich doch unverhofft eine Tüte mit Zwetschgen abgestaubt. Ganz ohne mein Zutun, denn eigentlich hatte Herr B. sie Frau M. mitgebracht. Diese aber hat mir die Hälfte abgegeben. Fand ich sehr nett, wenn ich auch nicht sicher war, ob M. Lust und Zeit haben würde, einen Kuchen davon zu backen. Wie es scheint, wird sie es morgen angehen, mit Pflaumen übrigens, wie sie meint, der Unterschied zwischen Zwetschgen und Pflaumen ist mir allerdings überhaupt nicht klar. Diese hier sind ziemlich dick, vielleicht ist es das, dicker als unsere eigenen, die in diesem Jahr ausfallen, da die Blüten von undefinierbaren Insekten zerfressen wurden. Ich kann nur hoffen, dass das Wochenende eine gewisse Entspannung bringt, mit Handwerksarbeit, Pflaumenkuchen und vielleicht einigen Spaziergängen.

Kein Auge

Ein recht aufregender Tag, da ich zum ersten Mal Gelegenheit hatte, ein Rundfunkstudio von innen zu erleben. Merkwürdigerweise war ich gar nicht besonders aufgeregt, obwohl ich schon seit Jahren kein Live-Interview mehr gegeben habe. Ich wusste einfach, wovon ich rede, und so fiel mir die Sache sehr leicht. Ich glaube, es ist bei den Hörern der Vormittags-Radiosendung auch plastisch rüber gekommen. Das war dann aber auch das einzige Erfreuliche, den restlichen Tag konnte man vergessen, eine Katastrophe nach der anderen. Da bin ich so abgelenkt, dass ich selbst in der Mittagspause kaum noch ein aufmerksames Auge für meine Lieblingsbäume und die wechselnden Bilder meines Lieblingswegs habe. Wann, frage ich mich, hat das einmal ein Ende?

Schmuckstück

Partnerarmband Eibe-Ulme

Eigentlich sehe ich darin weniger das Schmuckstück. Vor allem die inhaltliche Dimension der Holz-Armbänder liegt mir am Herzen, die Bedeutung für den Träger, die immer auch mit der Symbolik der jeweiligen Baum-Art zusammen hängt. Wenn ich aber nun die fertigen Partner-Armbänder aus dem Holz der Eibe und der Ulme vor mir sehe, kommt schon der Gedanke: ein Schmuckgegenstand. Zumal einer, der die Verbundenheit zweier Menschen zum Ausdruck bringt, so ähnlich wie Eheringe, nur dass diese weiter reichende und vielfältigere Konnotationen mit sich tragen. Der Schmuckcharakter geht allein von der Oberfläche aus, lebt von der eigentümlichen Differenz von seidenmatt und kristallin glänzend, von homogen und schillernd gefärbt, von verhältnismäßig nah beieinander liegenden Tönen, die gerade durch diese Nähe besonders raffinierte Wirkung entfalten.

Entspannter Spaziergang

Ein Spaziergang am Abend kann helfen, den Kopf frei zu machen. Besonders wenn er im Laufe des Arbeitstages sich über alle Maßen angefüllt hat. Das hat auch M. erkannt und mich eingeladen, sie zur Saar zu begleiten. Das ging wie immer nicht ohne die Begrüßung und ein kleines Gespräch mit Bekannten ab. Aber das wichtige ist der Gang an sich, dessen Rhythmus man selber bestimmen kann und der etwas Rekapitulierendes hat. Die Schwerpunkte sind bei gemeinsamen Gängen immer unterschiedlich. Ich bemerke vor allem die Bäume und auffallende Muster und Spiegelungen der Landschaft und des Flusses. M. interessiert sich vor allem für die Tiere, von Hunden bis Enten, und natürlich für die Menschen, an denen sie auf keinen Fall vorbei kommt, besonders wenn es sich um Bekannte handelt. In jedem Fall ist der Abendspaziergang anregender und entspannter als ein Spaziergang zu anderen Tageszeiten, die zwangsläufig, mittels dann noch vorhandenem Energieüberschuss, sportlicher und letztlich anstrengender ausfallen.

Abstand

Kaum ein Auge fällt an diesen Werktagen auf die Bäume. Zu abwesend scheine ich während der Mittagspause und am Abend. Zu beschäftigt mit mir selber und den unsäglichen Dingen, die ich zurzeit erlebe. Da fällt der Dialog und der kreative Austausch mit meinen Baum-Mitwesen so schwer, dass ich mit Rücksicht auf diese und meine echte Verbundenheit ihnen gegenüber lieber zeitweise Abstand nehme. Ich wünsche mir an dieser Stelle ausnahmsweise selber etwas: Dass wir alle die Nerven behalten und nicht aus dem Blick verlieren, was in den vergangenen Jahren gutes und kreatives Arbeiten möglich gemacht hat. Das sind wir dem selber Erarbeiteten schuldig. Und den eigenen Potentialen, die ansonsten demontiert zu werden drohen.

What a beautiful day

Ein schöner Tag bei J. und W.. Anders als vorhergesagt war die Witterung sehr angenehm, mit nur wenigen windig-trüben Einschüben. So konnten wir uns gut im Garten aufhalten. Gleich nach der Ankunft haben wir die beiden jungen Ebereschen aufgerichtet. Sie hatten sich allzu sehr zur Seite gebogen, von den schweren Früchten zum Boden gezogen. Und da sie ziemlich in die Vertikale gewachsen waren, reichte die bisherige Stütze nicht mehr aus. Wir haben sie deshalb verlängert und den Bäumen somit die Gelegenheit zurück gegeben, gerade weiter zu wachsen:

Judiths Garten

Der Garten bietet noch weitere Attraktionen, z. B. eine richtige Tanne. Erstmals konnte ich deren aufrecht stehenden Zapfen fotografisch festhalten:

Judiths Garten

Auf dem Hundespaziergang konnte ich endlich die Robinienfrüchte, dort sehr zahlreich anzutreffen, in etwas besserem Licht festhalten:

Robinienfrüchte

Bei den ebenfalls abseits stehenden Mandelbäumen hatte ich dagegen weniger Glück. Und da war noch Js ,,Efeubaum“. Auf der Bank vor dem Haus sitzend habe ich endlich verstanden, was sie in früheren Erzählungen damit meinte: Eine an einem losen Zweig sich entlang schlängelnde Efeuranke, die somit eine Art Kunst-Baum ergibt. Wirklich eine Klasse Idee, die an dem Typischen der Efeupflanze, sich einen Träger zu suchen ansetzt und in dieser Richtung etwas nachhilft:

Efeubaum

Auch in der Nachbarschaft begegnet man dort recht interessanten Gewächsen, seltenen Bäumen, aber auch schönen Blumen-Arrangements. Z. B. diese rotblättrigen Sonnenblumen, die so wunderbar ins hochsommerliche Bild passen:

Sonnenblume

Spannungsreich reizvoll

Sehr angenehm war es heute den ganzen Tag über. Ich habe mich fast pausenlos an meinem mobilen Atelier-Arbeitsplatz hinterm Haus aufgehalten und die Partner-Armbänder aus Eibe-Ulme fertig gestellt. Eine wirklich ungewöhnliche Kombination, die auf den ersten Blick sperrig wirkt. Vielleicht auch, weil die Eibe entlang der Wuchsrichtung verarbeitet wurde, die Ulme dagegen im rechten Winkel zur Wuchsrichtung. Das ergibt ganz unterschiedliche Oberflächenstrukturen und -zeichnungen. Auch ist Eibenholz sehr geschlossen und seidenmatt glänzend, während die Ulme durch einen sehr bewegten, kristallin wirkenden und farbig durchaus variablen Zellaufbau charakterisiert ist. Ich bin sehr gespannt, wie die Hölzer in der alternierenden Anordnung nach dem Ölbad wirken. Es müssen zwei äußerlich, vielleicht auch charakterlich sehr unterschiedliche Menschen sein, die sich diese Partner-Armbänder gewünscht haben. In Form der Armbänder die Verbundenheit auszudrücken und optisch zu verstärken war für mich das Hauptmotiv bei der Entwicklung dieser Produktidee. Insofern sind spannungsreiche Verbindungen besonders reizvoll. Ich denke dann immer: hier sind zwei Menschen, die viel voneinander lernen und zusammen in eine möglicherweise nicht leicht vorhersehbare Zukunft wachsen können.

Kurios

Eines meiner Baum-Foto-Themen sind die Kuriositäten. Davon habe ich schon einige zusammen getragen. Meist hat es mit der Wuchsform der Bäume oder ihrer Symbiose mit anderen Lebewesen zu tun, manchmal aber auch mit kulturellen Überformungen. Ich denke da etwa an den Graffiti-Baum. Nun ist mir auf dem mittäglichen Spaziergang ein Veranstaltungsplakat aufgefallen, welches auf ein Rockkonzert in der Region aufmerksam macht, und kurioserweise als Hintergrund-Motiv einen kräftigen grünenden Baum abbildet. Auf den ersten Blick für mich ganz unverständlich, brachte ich es bei genauerem Lesen mit dem Umstand in Verbindung, dass es sich um ein open-air-Konzert handelt: rock om gau. Offenbar sollte der regionale Bezug auf die ländliche Gegend besonders betont werden. Ein Baum als Aufmerksamkeitslenker ist nicht wirklich selten, in diesem Zusammenhang aber doch überraschend. Und deshalb gehört es ab sofort zur Kuriositätensammlung:

Sonnenblume

Nicht fassbar

Manche Motive sind einfach nicht ins rechte Licht zu rücken. Woran liegt das wohl? An der Art, wie sie am Baum platziert sind? Daran, dass ich ihnen grundsätzlich zur falschen Tageszeit begegne? Oder daran, dass sie sich einer Abbildung entziehen und ein Geheimnis um sich verbreiten? Zu diesen Motiven gehören die Früchte der Robinien. Irgendwie liegen sie immer im Halbschatten, lassen sich nicht fokussieren, sind trotz aller Bemühungen kaum darstellbar. Der beste zahlloser Versuche des heutigen Tages ist dieser:

Robinienfrucht

Dabei mag ich sie sehr. Wie auch die Robinien als ganze. Ich glaube, sie wollen mir auf diese Weise zeigen, dass ich noch lange nicht mit ihnen fertig bin. Dass es sich lohnt, wenn ich mich auch künftig darum bemühe, ihre Eigenart zu begreifen. Dass es etwas gibt, was sie verkörpern, für mich derzeit aber noch nicht wahrnehmbar ist.

Besondere Wünsche

Die Sonderwünsche sind in diesem Jahr besonders ausgeprägt. Jeder zweite, der sich für die Lebensbaum-, Wunschbaum- oder Partner-Armbänder interessiert, möchte etwas Abweichendes. Vor allem in der Kombination verschiedener Hölzer liegt offenbar für viele ein Reiz. Deshalb habe ich jüngst die Partner-Armbänder in verschiedenen Versionen angefertigt, z. B. in Apfelbaum-Kiefer oder jetzt in Eibe-Ulme. Und auch die Wunschbaum-Armbänder werden in Kombinationen gewünscht, z. B. Ölbaum-Tanne, Ölbaum-Hainbuche, und angefragt wurde Walnuss-Eibe und Linde-Ulme. Ich habe wegen dieser häufigen Nachfragen diese Möglichkeit der Kombination mit alternierend angeordneten Perlen deshalb in den Shop integriert. Die Interessenten können somit den Aspekt der Verbundenheit auch an Hand eines einzelnen Armbandes nachvollziehen bzw. die Idee des Partner-Armbandes mit dem des Lebensbaum-Armbandes in Zusammenhang setzen.

Üppig

Ich gehöre zu den Glücklichen, die Mariä Himmelfahrt als Feiertag auch wirklich wahrnehmen können, weil er im Saarland gesetzlich und somit frei ist. Ein Frei-Tag mitten in der Woche hat seinen ganz besonderen Reiz. Feiertage sind für mich immer etwas besonderes, sie strahlen eine Atmosphäre aus, die mit ,,normalen“ Tagen nicht vergleichbar ist. Und meist gelingt es mir auch, ihren jeweiligen Sinn zu vergegenwärtigen und für mich erfahrbar zu machen. Der Altar war in diesem Jahr zur Kräutersegnung nicht ganz so üppig geschmückt wie im Vorjahr, aber dennoch ganz schön arrangiert. Einige der Kirchenbesucher hatten auch selbst gestaltete Sträuße aus frischen Kräutern dabei. Ich glaube, unsere beiden waren aber die schönsten und phantasiereichsten. V. hat einen davon schon in der Küche aufgehängt, er hat dort seinen festen Platz und begleitet uns das ganze Jahr über:

Kräuterweihstrauß

Am Nachmittag ein Spaziergang durchs Dorf. Und endlich hatte ich Gelegenheit und das richtige Licht, um den opulent blühenden japanischen Schnurbaum zu fotografieren. Die Blüten waren im Vorjahr nur vereinzelt aufgetreten, nun ist der Baum geradezu übersäht. Gleichzeitig mit den sich über längere Zeit sukzessive sich öffnenden Blüten sind schon die Früchte dabei, sich zu entwickeln:

Schnurbaumblüte

Ebenso üppig und das schon eintöniger werdende Landschaftsbild akzentuierend entwickeln die Ebereschen mit ihren knallroten Früchten eine überdeutliche Präsenz:

Ebereschenfrüchte

Die Tage sollen wieder wärmer und hoffentlich auch heller werden. Ich will versuchen, einige Lücken in meiner Sammlung der Baumfrüchte-Bilder in den kommenden Wochen zu schließen.

Zwei mal Schneeball

Plötzlich entdecke ich in der eigenen Wohnung einen Strauß mit aktuellen Sträucherzweigen. Die rot-leuchtenden Beeren des gemeinen Schneeballs sind mir sehr vertraut und in Kombination mit den charakteristischen Blättern auch eindeutig zuzuordnen. Daneben erkenne ich aber zudem die doldenartigen Fruchtstände des wolligen Schneeballs. Die Früchte dieses Strauchs wirken je nach Standort und Witterungsbedingungen, aber auch in Abhängigkeit vom Reifegrad immer ganz unterschiedlich. Typisch ist aber generell die Mischung aus noch fast weißen, blutrot leuchtenden und schwarzen, fast wie verkohlt wirkenden Beeren. Gerade diese Mischung macht die Frucht sehr dekorativ. In Verbindung mit dem Bruder, dem gemeinen Schneeball, erblickt man ihn zwar in der Natur eher selten, in der Vase ist diese ungewöhnliche Konstellation aber leicht herstellbar und durchaus reizvoll. Was auch noch auffällt und das Bild recht kontrastreich erscheinen lässt: Die Beeren des wolligen sind vertikal irgendwie abgeflacht, die des gemeinen kugelrund. Letztere wirken in vollreifem Zustand transparent, erstere dagegen wie mit Ölfarbe angestrichen und abgeschlossen. Beide aber gehören in unseren Breiten mit zum Bild des Spätsommers und des beginnenden Herbstes. Was den gemeinen Schneeball betrifft, so kann man seine Reize in Form der Frucht zudem noch bis in den tiefsten Winter bestaunen, da sie sich tatsächlich so lange am Strauch hält.

Das Formlose erfahren

Blumen, Vögel, Kristalle und Edelsteine erkennt der amerikanische Weisheitslehrer Eckhart Tolle als Manifestationen, die uns Menschen das Formlose im Alltag erfahrbar machen. Und uns damit unserem wahren Selbst näher bringen. Sie stellen ebenso wie neugeborene Menschen oder Tiere die Oberflächenwelt in Frage, lösen sie quasi auf zu Gunsten des noch nicht Fertigen, des unglaublich tief Gehenden, des mit Verstand nicht Fassbaren. Das Erlangen von Weisheit setzt damit den Verzicht auf reine Verstandesaktivität voraus. Blumen, Vögel, Kristalle und Edelsteine können uns durch ihr bloßes Da-Sein, durch ihr oft unvermitteltes Auftauchen im Lebensalltag dabei helfen, diese innere Weisheit zu gewinnen, Klarheit in unser Leben zu bringen. Was mir bei dieser Aufzählung sofort aufgefallen ist: Er hat die Bäume vergessen. Und gleich danach dachte ich: Vielleicht haben die Bäume doch einen etwas anderen Status. Oft schon habe ich bemerkt, dass Bäume die wohl hervorragendsten Anlässe für Selbstreflexionen des Menschen sind, dass der Mensch sich in ihnen spiegeln kann, dass eine gewisse auch körperliche Nähe und Parallelität zwischen beiden Seinsformen besteht und von vielen Menschen auch so wahrgenommen wird. Könnte man das auch für Blumen beispielsweise sagen? Wohl nicht, die Blumen führen uns auf das Formlose zurück, faszinieren uns durch ihre übernatürliche Schönheit und unwahrscheinliche Wohlgeformtheit. Aber sie spiegeln nicht uns selbst bzw. wir uns nicht in ihnen, wie das in unserem Verhältnis zu den Bäumen gesagt werden könnte. Die Richtung ist die gleiche, aber der Weg dieser Vermittlung des Formlosen ist ein jeweils anderer. Auch die Bäume führen uns in eine Welt, die vor dem Denken, Sprechen und Schaffen liegt, die immer schon unseren Hintergrund darstellt, ohne dass wir es mit Ausnahme weniger Augenblicke der Erleuchtung überhaupt bemerken. Sie führen uns in eine Welt, aus der wir ursprünglich kommen, und aus der wir uns in der materiellen Lebenskonstruktion verlaufen haben. Sie machen uns die Hintergrund-Welt in unserer Kunst-Welt zumindest punktuell sichtbar, lassen sie durchleuchten und bereichern damit enorm unser Lernen und Fortschreiten, bevor wir wieder zurückkehren, um einen neuen Zyklus einzuleiten.

Balance

Die Atmosphäre erinnert schon an den typischen August. Aber natürlich ist es viel zu kühl, das passt eher zum Oktober. So ist dieses Jahr von Anfang an gewesen: unvorhersehbar, sprunghaft, belastend für alle Organismen. Ich schätze, die kommenden Monate werden das bestätigen. Unterdessen versuche ich, wie immer, das Beste aus der Zeit zu machen, das die Verinnerlichung fördernde Klima zu nutzen, um zu mir selber (zurück) zu finden. Einige weitere freie Tage wären dazu hilfreich, sind mir aber nicht vergönnt. Nun geht es darum, ohne diese Hilfe die Distanz zu realisieren, welche für das klare Denken und die Kreativität so wichtig ist. Die handwerklichen Phasen sind dabei sehr förderlich, so auch heute, als ich die drei Wunschbaum-Aufträge plangemäß abschließen konnte. Ich wünsche mir meinerseits ausreichend Gelegenheit und zudem neue Chancen, die für mich so notwendige Balance zwischen Aktivität, Reflexion und Kontemplation umsetzen zu können.

Ruhig arbeiten

Nicht ganz so wie geplant verlief der heutige Tag, aber der Abstecher nach S. wegen Vs Augenproblem hatte wenigstens keine schlimmeren Folgen, weswegen wir alle froh sind. Auch wenn das Problem damit nicht beseitigt ist. Danach konnte ich mit der schon begonnenen Drechselarbeit fortfahren. Für zwei der drei aktuellen Armbänder hatte ich die Rohlinge noch auf Vorrat. Das reduziert die Arbeitszeit erheblich. So hoffe ich, morgen mit dem Bohren und der Feinarbeit das Projekt weitgehend abschließen zu können. Nur das Kantenglätten wird wohl noch einen weiteren Vormittag in Anspruch nehmen. Gute Hölzer sind es diesmal: Eibe, Walnussbaum und der gesamte Baumkreis. Der Auftrag kam gerade noch rechtzeitig vor dem Wochenende, denn nächste Woche wird’s bestimmt extrem hektisch, und solche Arbeiten brauchen einfach Ruhe. Möge das Wochenende im Zeichen dieser Ruhe stehen!

Kirschpflaume

V. hat mir schon vor Wochen von dem verwildert wirkenden Gartengrundstück in M. erzählt, welches mir zuvor trotz meiner Aufmerksamkeit in solchen Fragen nie aufgefallen war. Dabei ging es nicht um den Garten an sich, den ich heute einmal vorsichtig betreten habe, um festzustellen, dass sehr schöne Bäume, u. a. Trompetenbäume mit ihren zurzeit noch frischen zigarrenartigen Früchten, dort zu Hause sind. Es war der angebliche Maulbeerbaum mit im reifen Zustand rosaroten Früchten, die dort auf den angrenzenden Bürgersteig fallen und von Passanten zertreten werden. Zweifel an dieser Darstellung hatte ich schon, war mir doch bekannt, dass man das Rosa bei den weißen Maulbeerfrüchten höchstens erahnen kann, so zart ist es angelegt. Dennoch überwog die Neugier, zumal ich vor einigen Wochen keine wirklich scharfen Bilder der Früchte anfertigen konnte. Dort angekommen war mir auf den ersten nahen Blick klar, dass V. den Baum verwechselt hatte. Kirschpflaumen waren es, die in der Tat sehr schön in Rot-Rosa-Tönen leuchten.

Kirschpflaumen

Interessanterweise strömen sie einen den Maulbeeren ganz ähnlichen süßlichen Duft aus, der recht intensiv ausfiel, da viele der Früchte auf dem Boden aufgeplatzt waren. Kürzlich erst hatte ein Wunschbaumseiten-Besucher mich um die Bestimmung eines Baumes und einer Frucht gebeten, den bzw. die ich dann als Blut-Kirschpflaume identifiziert hatte. Nun konnte ich den Baum in seiner Normal-Ausführung (d.h. mit grünen Blättern) erstmals selber sehen. Diese Bäume scheinen recht selten gepflanzt zu werden, sind mir bisher jedenfalls noch nie vorgekommen.

Freundlich

Der Stadtpark war heute sehr gut besucht. Man genoss wohl die Sonne, die diesen Tag zu einem der erfreulichen des wie üblich durchwachsenen August gemacht hat. Viele Bäume, welche ich nicht bestimmen konnte, und mindestens ein Baumwesen sind mir begegnet:

Platanen-Baumwesen

Es scheint uns etwas sagen zu wollen, bleibt aber stumm und hält dem Betrachter, wie es so Art der Bäume ist, den Spiegel vor. Dennoch ein freundliches Wesen, wie es nicht anders sein kann bei den Platanen, die massige Körperlichkeit mit Lichte und Geselligkeit vermischen. Der Gang war mir ein Anlass, in den Folgetagen meine Fotoserien von Früchten weiter verfolgen zu wollen. Einige Orte in M. und der Park in Me. Sind meine favorisierten Ziele, einige ruhige Stunden ohne Katastrophen inklusive.

Noch blass

Die Baum- und Strauchfrüchte sind noch nicht so richtig reif. Die Ebereschen, der gemeine Schneeball, der Hartriegel, die Schlehen und das Pfaffenhütchen fallen zwar schon auf, aber alles wirkt noch sehr blass: blassrosa, blassviolett, blassgrünschwarz. Ich glaube, die Pflanzen sind mit dem extremen Wechsel überfordert. Gleich nach der Dauerhitze des Juli kam jetzt der ausgiebige Regen und die Merkwürdigkeit, dass nach durchwachsenem Tag gegen Abend die Sonne rauskommt und die Temperatur deutlich ansteigt. Nicht gerade der typische August, eher das, was den gesamten Sommer 2005 gekennzeichnet hat. Ich merke, dass Hitze mir heute besser bekommt als früher. Insofern wünsche ich mir den vergangenen Monat wieder herbei. Wegen des Klimas, nicht so sehr wegen der unschönen Ereignisse.

Einfach mal raus

Wirklich klasse, endlich mal ein paar Tage Urlaub. Am besten mal an gar nichts denken, schon gar nicht an das, was mich seit 2 Wochen zwangsläufig bewegt. Vielleicht werde ich einige längere Spaziergänge machen, bei dem milderen Klima durchaus eine Perspektive. Oder eine neue Baum-Motiv-Serie angehen, was die Spaziergänge ebenso voraussetzt. Vielleicht werde ich aber auch ein paar Ausflüge mit M. unternehmen, einfach mal raus, Dinge tun, zu denen man sonst nie kommt. Ich freue mich drauf.

lux21

Wie lange ich daran nun schon arbeite, kann ich gar nicht genau sagen. Ziemlich lange jedenfalls, wenn man das Fotografieren der bildhauerischen Arbeiten, das endlose Auswählen, Freistellen, Formatieren und Animieren der Grafiken und Fotos hinzurechnet. Natürlich hat auch das Erlernen und Experimentieren mit der Flash-Technik sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Von Fertig-Sein kann ich immer noch nicht reden, aber mein höchst persönliches Web-Portfolio steht nun zumindest auf soliden Füßen, ist substantiell abgeschlossen. Sehr viele Details werde ich aber noch zu überarbeiten und korrigieren haben. Dennoch fällt mir so etwas wie ein Stein vom Herzen, denn das war wirklich ein Mammutprojekt, bei dem selbst geduldigste Menschen, zu denen ich mich zählen würde, zwischenzeitlich die Krise kriegen. Ich denke, ich werde die lux21-Seite demnächst online stellen können und damit eine Plattform geschaffen haben, welche mein Spektrum weit über die Beschäftigung mit Bäumen hinaus weiter zeichnet.

Licht und zauberlos

Der Stadtpark ist immer noch nur zur Hälfte begehbar. Das geht nun schon seit bestimmt zwei Jahren so, eine endlose Baustelle, die mit einer geschotterten Zufahrtsstraße den gesamten Park durchschneidet. Immerhin die Saline kann auf Umwegen erreicht werden, und auch das Zentrum mit dem Brunnen und dem schönen Baumkreis. Aber ein Gesamtbild kommt natürlich gar nicht mehr zustande, und wirklich gut besucht ist er seitdem auch nicht mehr, man vermisst die Mitte und das freie Flanieren. Rund um den Park hat man heftigst mit der Kettensäge gewütet. Riesige Weiden wurden gefällt und zerkleinert, nur die dicken Stümpfe sind jetzt noch zu sehen. Nicht immer einsichtig, warum solche stattlichen Bäume gefällt werden, obwohl sie auf Grund ihres Standortes keinerlei Gefahr darstellen. Das an einen Urwald erinnernde Ambiente geht dadurch verloren, zu Gunsten einer lichteren Anmutung, die auf mich weniger zauberhaft wirkt. Die wachsende Tendenz der städtischen Gärtner zum ,,Aufräumen“ habe ich ja schon öfter in diesem Baumtagebuch moniert, sie regt mich immer wieder aufs Neue auf.

Die interaktive Alternative

Das interaktive Angebot des virtuellen Wunschbaums haben in jüngster Zeit gleich zwei Menschen in Anspruch genommen, welche in unmittelbarer Nachbarschaft zu meinem Wohnort leben. Das ist schon eine interessante Konstellation: Jemand findet einen Link zum virtuellen Wunschbaum im Internet und kommt in Kontakt mit einem Projekt, welches seinen Ursprung bei einem Menschen aus seinem näheren regionalen Umfeld hat. Skurrile Wege, die aber auch den Reiz dieses Mediums ausmachen. Natürlich ist das auch sehr unpersönlich, aber Sinn und Zweck eines interaktiven Netzes dieser Art sehe ich ohnehin darin, eine abstrakte Plattform für den Gedankenaustausch, für das gleichzeitige Wahrnehmen von Eindrücken und das Aufnehmen und Vermitteln von Inhalten zu bieten. Ich sehe das vor allem als Ergänzung und Erweiterung der Möglichkeiten, die mit der direkten Face-to-Face-Kommunikation oder dem über Korrespondenz gesteuerten Austausch verbunden sind.

Wann dürfen Bäume gefällt werden?

Aus dem Pinneberger Tageblatt vom 03.08.2006

Kein Freund, der Baum
Von Oliver Gabriel

Man stelle sich einmal vor, welche Geschichten große, alte Bäume erzählen würden – wenn sie erzählen könnten. Menschen können, und sie müssen, respektive mussten auch, wenn sie etwa begründen wollten, warum dieser oder jener stumme Riese gefällt werden sollte. Denn bis 2004, bis also die alte Baumschutzsatzung abgesägt wurde, und voraussichtlich noch in 2006, wenn eine neue Light-Version in Kraft tritt, galt beziehungsweise gilt: Als per Grundgesetz sanktionierte Enteignung des Einzelnen soll Baumschutz dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Und da muss eben der Einzelne stichhaltig und nachvollziebar aufzeigen, warum in Einzelfällen sein Wohl vorgeht.

Das tut er auch, weiß Gerhard Seggelke aus der städtischen Leitstelle Umweltschutz. Bei ihm liefen die Fällanträge auf – ,,zum Großteil mit guter Argumentation“, wie der Verwaltungsmitarbeiter berichtet. So wurden denn auch von 1987 bis 2004 insgesamt 2455 Anträge für 3541 zu sägende Bäume genehmigt, die unter die Schutzsatzung fielen. Entspricht einer Quote von etwa 85 Prozent. Nicht in jedem Fall musste Seggelke dabei innerhalb des eigenen Ermessensspielraums entscheiden. Teils besteht ein klarer Rechtsanspruch auf Fällungen.

Was aber, wenn sich die Frage stellt, ob die Beeinträchtigungen durch einen Baum im Garten, vor dem Haus oder am Parkplatz zumutbar sind oder nicht? Da ist die Palette von einleuchtend bis skurril bunt und breit gefächert. Ganz oben rangiert offenbar elterliche Fürsorge auf der Begründungs-Liste.

So wollte ein Vater seinen kleinen Sohn per Fällantrag schützen: Eine Kastanie müsse weichen, da die Früchte dem Kind im Herbst auf den Kopf fallen und es verletzen könnten. Oder die Mutter, die eine Birke vor dem Autostellplatz ihres Sohnes für unzumutbar hielt. Ständig müsse der Filius wegen des Taubendrecks in die Waschanlage fahren. Da könnte die Stadt doch mal zur Säge greifen, zumal Sohnemann schließlich auch viel für diese tue.

Ganz tief in die Niederungen des Tierreichs aber nahm ein Familienvater Seggelke mit, der das Baumproblem buchstäblich auf die Spitze trieb. Der Mann wollte eine alte Kiefer abholzen lassen – nicht bei sich selbst, sondern bei der Nachbarin. Begründung: Regenwürmer würden die Nadeln, die auch in seinen Garten fielen, in ihre Löcher in den Boden ziehen. Derart zu kleinen Speer-Fallen umfunktioniert, verletzten die Baumabfälle die Kinder beim Herumtollen.

Zukunftsängste haben sich ebenfalls breit gemacht in dem einen oder anderen Antrag. Der Baum wird doch riesengroß, hörte Seggelke ein ums andere Mal. Auch Mauerklinker-Risse durch Wurzelwerk wurden schon geltend gemacht. Nicht selten vorgebracht seien drohende Depressionen oder Krankheit durch Schattenwurf. Speziell Birken sind ein ums andere Mal ins Visier gekommen, da ihre Pollen bekanntlich nicht nur Allergien verursachen können, sondern – weniger bekanntlich – auch Autolackierungen nicht gut tun. Indes: Seggelke hat sich angehört, geprüft und am Ende hieß es Daumen hoch, aber auch Daumen runter für die Säge.

Und er darf sich auf neue Baumgeschichten freuen: Schon ab Herbst sollen wieder stumme Riesen per Satzung geschützt werden – weniger und deutlich größere als vormals, doch auch sie dürften wieder so manch skurrile Stories ins Rathaus bringen.

Belastet

Also war es doch der heißeste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 200 Jahren! Und schon werden wieder Prognosen laut, nach denen die Bäume aus der Hitzeperiode mit starken Schädigungen hervorgehen werden. Dort heißt es dann auch, die Hitzeschäden, wie die vom 1. Jahrhundertsommer 2003 stammenden, seien gravierender als das ganze Waldsterben der letzten beiden Jahrzehnte zusammen genommen. Weil mehr Bäume dadurch zu schaden gekommen seien. Schwer zu entscheiden, ob solche Rechnungen realistisch sind. Vorstellbar ist es aber, zumal die Diskussion um das Waldsterben derart ideologisch und nationalsymbolisch aufgeladen ist, dass von objektiver Analyse ohnehin kaum geredet werden kann. Hoffen wir, dass die milde und regnerische Witterung dieser Tage einen Ausgleich schaffen kann und die Bäume rettet. Damit sie für den Winter gerüstet sind, der Belastungen besonderer Art mit sich bringt.

Symbolkraft und Neuanfang

Zum Schluss des Umtrunks, der im Anschluss an D. Ks Begräbnis statt fand, ging es um die Kirschbäume in D., die der Gastgeber vor wenigen Wochen abgeerntet hatte. Und um Moral und das ungute Gefühl, welches mir dadurch entstand, dass ich auf Ks Wunsch hin die türkische Anliegerfamilie davon abhalten musste, die reifen Früchte zu pflücken. Ein Freundschaftsdienst in der Denkart Ks, aber in seiner Ausformung einfach überzogen und tendenziell unmoralisch, was auch der Gastgeber einräumen musste. Von solch differenten Einschätzungen abgesehen: Ich fand es bemerkenswert, dass ein Gespräch über uns beiden bekannte Bäume den Abschluss der Zusammenkunft bildete. In den beiden Stunden zuvor hatte ich kein Wort mit ihm gewechselt. Offenbar erinnerte er sich an Erzählungen Ks, in denen dieser möglicherweise meine Person mit dem Thema ,,Bäume“ in Verbindung gebracht hatte. Vielleicht war es aber auch einfach die symbolische Kraft der Bäume, die das Thema in den sinnhaften Kontext des Todes und der Hoffnung auf einen kreativen Neuanfang gestellt hat. Etwas, was ihm sicherlich unbewusst über die Lippen ging, für mich dennoch mehr Bedeutung hatte als alles andere, was die Trauernden zuvor über die Zukunft des Unternehmens geäußert hatten.