Ein Schlachtfeld

Gewöhnlich fällt sie mir schwer, die Veränderung, welche sich zeigt, wenn Bäume nicht mehr an ihrem angestammten Platz stehen. Weil sie vom Wind gestürzt wurden. Oder weil Menschen aus irgendwelchen Gründen sie entfernt haben. Im Falle der Fichten am oberen Ende unserer Straße hat sich diese Reaktion nicht eingestellt. Jahrelang war ich an ihnen vorbei spaziert, am Anfang meines abendlichen Gangs durchs Dorf. Gemocht habe ich sie nie. Sie waren im Laufe der Jahre sehr hoch geworden, standen dicht an dicht, aber nur in einer Reihe, die das Grundstück an der Straßenecke quasi einfriedete. Dahinter, durch eine Lücke gut zu erkennen, einfach nur Wiese, aber in einer Senke, also noch nicht einmal zum Spielen geeignet. Wahrscheinlich wären diese Fichten ins Unendliche gewachsen, bis sie ihr biologisch mögliches Alter erreicht hätten. Nun aber sind sie über Nacht alle gefällt worden. Und mit ihnen die Holzpfähle, die zwischen ihnen platziert waren. Wie ein Schlachtfeld wirkt das jetzt, da die Bäume nicht abtransportiert wurden, so liegen sie alle wie gefallene Soldaten kreuz und quer übereinander. Ein Baugrundstück soll nun an die Stelle des unechten Wäldchens treten, so ein Gerücht. Ich denke, in diesem besonderen Falle ist das nicht unbedingt ein Verlust, sondern kann umgekehrt zur Aufwertung des Straßenzugs beitragen. Dabei können die Fichten natürlich nichts dafür, wohl aber Menschen mit wenig ästhetischem Gespür.