Efeu-Zyklus

Der Februar geht zu Ende und der Winter hat es uns zum Schluss noch mal richtig gezeigt. Wie in den vergangenen Monaten, extremer Wechsel der Witterung, von kalt-trocken-himmelblau zu nass-kalt-schneeverhangen, und das von einem Tag auf den anderen. Aber die Vögel singen schon. Sie müssen einen Grund haben, und ich schätze es ist der Frühling, den wir bisher nicht ahnen, uns umso mehr aber herbeiwünschen können. Derweil sehe ich durchs Fenster auf einen radikal geschnittenen Kirschbaum beim Nachbarn zur linken und einen seit Jahren nicht mehr geschnittenen beim Nachbarn zur rechten. Letzterer beklagt sich zwar regelmäßig darüber, dass die fast senkrecht in die Höhe schießenden Äste den Baum haben zum Monstrum werden lassen, unternimmt aber nichts dagegen. In dieser undefinierbaren Zwischen-Jahreszeit drehte sich das Gespräch beim Mittagessen um den Efeu, dessen Reize, insbesondere die Früchte, offenbar auch viele andere Menschen beeindrucken. Schön sind sie eigentlich immer, zumal man über bestimmt ein halbes Jahr etwas davon hat, entwickeln sich die Früchte doch sehr langsam aus den Blüten und verbleiben dann, immer praller und schwärzer werdend, noch viele weitere Monate am Strauch, um einige Zeit später schon wieder von der neuen Blüte abgelöst zu werden. So ist der Efeu eigentlich ganzjährig Thema und Beobachtungsmarke in einem. Kein anderer Baum/Strauch erinnert auf so anspruchsloser Grundlage und in sich rasch vermehrender Gestalt an das immergrüne Pflanzenleben – auch im tiefsten Winter.

Wechselnde und konstante Themen

Mit Büchern ging es mir schon häufig so, dass sie mir synchronistisch in die Hände fielen. Das richtige Buch im richtigen Augenblick sozusagen. So war es mit den beiden zuletzt gelesenen, der Hintergrundbericht zum Celestine-Film James Redfields und das Buch von Chris Griscom ,,Zeit ist eine Illusion“, welches ihre persönliche Biografie und Entwicklung als spirituelle Heilerin und Visionärin beschreibt. Die Celestine-Story ist mir schon seit vielen Jahren vertraut, auch habe ich praktisch alle Publikationen hierzu gelesen, von ,,Die Prophezeiungen von Celestine“ über ,,Die Zehnte Prophezeiung von Celestine“, die beiden Handbücher hierzu, ,,Die Vision von Celestine“ als Hintergrundbuch, ,,Das Geheimnis von Shambala“ sowie damit in losem Zusammenhang stehende Bücher wie ,,Gott und die Evolution des Universums“ (James Redfield, Michael Murphy, Sylvia Timbers) und ,,Geistwende“ von Albert. D. Gaulden. Das Buch über den Celestine-Film, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe, hat mir nun einen interessanten Einblick in die weitere ,,Öffentlichkeitsarbeit“ und das beeindruckende kreative Potential dieses Visionärs eröffnet. Auch von Chris Griscom habe ich vor Jahren schon einmal etwas gelesen. Es ging um spezielle geistige Heilungsmethoden und die Licht-Arbeit. In diesem Buch, einem Klassiker, wie der Klappentext verspricht, gibt sie Einblick in ihren Werdegang und die synchronistischen Ereignisse, die ihren Lebensweg bestimmt haben. Besonders der darin ins Zentrum gestellte Zusammenhang zwischen den verschiedenen Energiekörpern hat mir wieder etwas ins Bewusstsein gerufen, was vor Jahren für mich wichtiges Thema war, was aber zwischenzeitlich wieder in den Hintergrund getreten war. Es ist gut, in zeitlichem Abstand ein Thema wieder aufzugreifen und im Spiegel der zwischenzeitlich hinzu gekommenen Erfahrungen neu zu beleuchten. Meist bringt dies neue Erkenntnisse mit sich, in jedem Fall aber eine Erweiterung des Horizonts. Von dem Bewusstmachen von Verschüttetem und dem immer notwendigen Versuch, eingeschliffene Routinen abzulegen und zu transformieren einmal abgesehen. Die Aufmerksamkeit für Themen wechselt also bei mir immer wieder. Konstant geblieben ist aber das große Thema ,,Bäume und Naturwahrnehmung“, das mich eigentlich seit mehr als 10 Jahren nicht mehr loslässt. Ich glaube, es liegt daran, dass sich am Beispiel und im Medium des Baums alles, was für uns Menschen, unsere Entwicklung und Selbstreflexion, wichtig sein kann, fokussieren lässt. Ein archetypisches Symbol, das unglaublich sinnreich und komplex ist. So komplex, dass ein Leben nicht ausreicht, es vollständig zu begreifen. Aber darauf kommt es auch nicht an.

Flachwasserspiegel

Ganz merkwürdig, gerade heute, in der Hochzeit der Fastnacht, war die Atmosphäre ruhiger als in den Tagen zuvor. Der Spaziergang heute Vormittag war von wirklicher Ruhe und Stille gekennzeichnet. Zwar waren Menschen unterwegs, aber alle, die mir begegneten, schienen in eine quasi meditative Stimmung versetzt. Das war trotz der Kälte insofern sehr erholsam. Immer wieder faszinierend sind die Spiegelungen auf der Oberfläche der Flachwasserzonen. Kaum eine Stelle des ohnehin spannenden Wegs ist so abwechslungsreich und immer wieder für ästhetische Überraschungen gut. So konnte ich auch heute wieder interessante Motive festhalten:

Flachwasserspiegel

Flachwasserspiegel

Flachwasserspiegel

Verlorene Inhaltlichkeit

Das Thema beschäftigt mich nun schon seit einigen Tagen: Diese merkwürdige Abkehr vom Inhaltlichen. Zu Studienzeiten habe ich gerne damit kokettiert, dass ich mit der Kommunikationswissenschaft nichts Inhaltliches lernen würde, dass es eigentlich immer nur um Methoden, Selbst- und Fremdbeobachtung, Analyse und Rekonstruktion gehe. Nicht aber um geschichtliche Daten, Zahlen oder Vokabeln. In gewisser Weise stimmte das auch, aber die Inhalte fliegen mir im Alltag ständig zu. Und das angelernte Instrumentarium bereichert mich ungemein, wenn es darum geht, diese Inhalte zu selektieren, zu strukturieren, zu modifizieren und für eigenes Gestalten und Schaffen fruchtbar zu machen. Deshalb hat mich seit dem Ende meiner Schulzeit auch das Inhaltliche nie losgelassen. Aber dass es mir sehr viel bedeutet, das merke ich erst jetzt, umgeben von rein formaler, auf den Ablauf des Wirtschaftsprozesses oder die Sicherung des alltäglichen Wohlstands konzentrierter Denkart. Eine Denkart, die mich zunehmend erschreckt. Haben wir denn gar nichts mehr zu sagen? Gibt es keine Themen mehr, die außerhalb massenmedialer Kurzsichtigkeit und Selektivität den Einzelnen bewegen, zur Stellungnahme herausfordern, zum Gestalten hinführen oder einfach Anlass zu einem Gespräch sind. Vor allem letztere, die Gespräche scheinen verloren gegangen zu sein, einer reinen Oberflächenkommunikation, der genannten Denkart folgend, gewichen zu sein. Welch unglaubliche Verarmung der kommunikativen Kultur, ich weiß nicht, nur in diesem Lande? Bei aller eigenen Begeisterung für moderne Technologien und effizienten Formalismus. Es hat doch alles einen Sinn, der auf Inhaltliches abzielt. Oder wenigstens einmal abzielte, denn es scheint sich zwischenzeitlich verselbständigt zu haben. Ich wünsche mir einen neuen inhaltlichen Diskurs im Alltag, der ermöglicht, die ermüdenden Routinen zu durchbrechen und damit das Leben zu bereichern. Meine Arbeit über und mit den Bäumen sehe ich als einen Beitrag, das verloren gegangene Inhaltliche wieder hervorzuholen. Und die Resonanzen zeigen mir, dass es sich lohnt.

Weisheit im Baumspiegel

Jetzt ist es mir doch entfallen. Dabei habe ich mir fest vorgenommen, die Weisheit im Gedächtnis zu behalten, die ich heute in einem Bekleidungsgeschäft an der Wand hängend sah. Die Sätze waren Kommentar zu einem Aquarell, welches zwei an einem steilen Hang stehende Bäume abbildete. Der Baum im Hintergrund war noch belaubt, der im Vordergrund dagegen herbstlich gefärbt. Darauf bezog sich auch der Text, den ich leider nur sinngemäß noch wiedergeben kann: ,,Wenn die Menschen, die dich im Frühjahr bewundert haben, jetzt im Herbst noch beachten, dann kannst du dich glücklich schätzen“. Ich hoffe, ich habe den Sinn aus der Erinnerung getroffen. Ein schöner Gedanke, die mit der sinnhaften Differenz von Oberfläche – Veränderung – Persönlichkeit spielt. Ein Baumbild, in dem man sich als Mensch leicht spiegeln kann. Ein Bild, das den Aspekt der Kreativität, der Vielgestaltigkeit und der Schönheit des Jahreszeitenzyklus ebenso wie des wechselhaften Lebenslaufs der Menschen in wunderbarer Weise anspricht und zugleich wertet. Denn die Moral ist nicht ganz zu leugnen. Der Spruch will belehren, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Das ist möglich in Kombination mit dem unmittelbar die Seele ansprechenden Bild.

Natur-Technisierung

Die Besuche in der Klinik haben mit der Zeit für alle Beteiligten etwas Ermüdendes. Vor allem, weil man weiß, in drei Monaten ist es schon wieder so weit. So lenkt sich die Aufmerksamkeit gern auf Externes. Und das Spannendste dort sind, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, die gewaltigen Linden im Innenhof, die auch im blattlosen Zustand nichts an ihrer Gewaltigkeit einbüßen. An der Einfahrt wurden die Rotdorne??, bin mir nicht ganz sicher, radikal geschnitten. Nur noch ein Stamm mit einem Büschel von Astansätzen. Das ist eben der neue Stil bei den städtischen Baum-Beauftragten: radikal und kompromisslos. Ein Stil, der sich überall gleichzeitig durchgesetzt zu haben scheint. Denn so massiv ist mir das in der Vorjahren nicht aufgefallen. Ich bin ziemlich sicher, dass das aus Spargründen geschieht – es muss nämlich dann weniger häufig geschnitten werden, und die Wartung der Anlagen bringt weniger Aufwand mit sich – und nicht so sehr mit gartenbautheoretischen Überlegungen zu tun hat. Wie auch immer, für das Sosein der Bäume im städtischen Raum bleibt damit immer weniger Raum. Unbedingter Formwille ist angesagt, eine weitere Erscheinung im Zuge der Technisierung von Natur.

Kreatives Fließen

Für Urlaub war es heute ganz schön anstrengend. Den ganzen Vormittag mit J. im Krankenhaus gewartet, am Nachmittag die ganzen schweren Skulpturen durch das halbe Haus geschleppt und wie wild fotografiert, die ersten beiden Aufnahmen in je drei Seitenansichten freigestellt und auf Web-taugliches Format gebracht, 2 Wünsche illustriert und am Abend noch eine neue Bestellung bearbeitet. Na ja, wenn das so weiter geht, und das ist zu erwarten, wird es mit Erholung nicht viel. Aber wie schon des öfteren festgestellt, ist die Abwechslung für mich sowieso die beste Erholung. Das Überarbeiten, Verarbeiten und Gestalten, auch wenn es sich auf alte Kreationen bezieht, hat etwas sehr Spannendes. Das Kreative kann so weiter gesponnen, der aktuellen Situation oder bestimmten kommunikativen Plänen angepasst werden. Dabei verändert es unvermeidlich seinen Charakter. Oder soll ich sagen: erweitert sein Spektrum. Denn das ältere verschwindet nicht, es erhält nur eine neue Facette, ist dadurch Fortführung des Alten wie Vorwegnahme des Neuen in einem. Wichtig ist einfach, dass die Dinge fließen und nicht einfach folgenlos zum Stillstand kommen. Manchmal und hoffentlich immer öfter gelingt das ganz gut.

Künstlerische Rückblicke

Es ist schon interessant, wenn ich heute eine künstlerische Arbeit fotografiere, die ich vor über zwanzig Jahren abgeschlossen habe. Dieses Erlebnis wird sich in den kommenden Tagen wiederholen. Die Skulpturen von damals waren Holzskulpturen im üblichen Sinne, das Material und seine ästhetischen Reize betonend. Erst als sich mein Interesse vom rein Objekthaften hin zur Rauminstallation und zum Thema ,,Baum“ bewegte, trat das Material als Träger und Medium in den Hintergrund. Die Differenz-Einheit, wie ich es nannte, von ursprünglich lebendem Baum und künstlerischer Überformung rückte in den Mittelpunkt. Weil sich seitdem so viel verändert hat, verbinde ich mit den frühen Arbeiten gemischte Eindrücke. Zum einen die Erinnerung an die durchaus biografisch zu nennende Bedeutung der Arbeiten damals, zum anderen die heutige Einordnung vor dem Hintergrund neuer Lebenserfahrungen. Da schwingt schon reichlich viel Distanz mit. Aber die Dinge heute anders zu sehen, bedeutet für mich nicht, das frühere zu vergessen oder nicht ernst zu nehmen. Im Gegenteil, es waren verdammt gute Arbeiten, nicht nur weil sie den Betrachtern besser ,,gefielen“ als spätere Skulpturen und raumbezogene Arbeiten. Auch weil sie ohne große Umwege, ohne den ganzen kunsthistorischen und kommunikationstheoretischen Hintergrund entstanden sind, der später für mich und meine Arbeit sich als so prägend herausstellen sollte. Es waren insofern sehr persönliche Arbeiten, die für mich weitaus mehr bedeuten als nur schön anzusehende Holzskulpturen.

Fastnachts-Urlaub

Eine Woche Urlaub. Eher ungewohnt, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, schon mal um diese Zeit Urlaub gemacht zu haben. Wie auch immer, in der Wahl der Zeiträume habe ich immer schon ein gutes Händchen bewiesen. Und zu tun gibt’s ohnehin genug. Vielleicht endlich mal wieder längere Spaziergänge und – soweit das Licht es erlaubt und die Jahreszeit noch Rest-Reize entfaltet – neue Baumaufnahmen. Sicher aber Fotos meiner älteren Skulpturen, einige Experimente und viel Ordnungs- und Archivierungsarbeit. Gesundheitsfragen stehen natürlich auch wieder auf dem Programm. Die Fastnachtszeit ist dafür nicht die schlechteste. In dieser Zeit steht die Zeit ohnehin still, man muss sie also nicht erst anhalten, was sonst so viel Energie kostet.

Nostalgie-Sonntag

Atmosphärisch hatte es heute etwas von einem jener Sonntage, die mir aus meiner Essener Studienzeit noch so gut in Erinnerung sind. Ruhig und irgendwie zeitlos, ein wohltuender Stillstand, irgendwo zwischen zwei Aktivitätsphasen. Ereignisse, wie ein Museumsbesuch oder ein Spaziergang waren möglich, aber nicht zwingend. Die Zeit genügte sich selbst. So ähnlich war es also heute, mit vergleichsweise spätem Aufstehen, Routineerledigungen am Vormittag, einem einstündigen Spaziergang an der Saar nachmittags, einem entspannten späten Nachmittag und Abend. Nur nicht zu viel Kommunikation! Vielleicht ist das ja das Geheimnis der Entspannung? Die Natur macht es einem zurzeit leicht, diese verschlafenen Sonntage zu realisieren. So reizlos, dass man nichts, nicht einmal die Bäume richtig wahrnimmt. Das einzige Baumereignis des Tages: Die Ergänzung meiner Foto-Serie ,,Tot-Holz“ um zwei neue, allerdings schon vor Wochen aufgenommene Motive.

Der gute Kontrast

Mehr als die Hälfte meiner Armband-Abbildungen habe ich inzwischen schon ersetzt durch überarbeitete Fotografien aktueller Bänder. Das ist mir wichtig, da ich vor ca. 2 Jahren den Perlendurchmesser auf 7 mm reduziert und die Kantenglättung intensiviert habe, was das Erscheinungsbild stark beeinflusst. So hoffe ich, bald ein einheitliches Bild vermitteln zu können. Durch die heutige Arbeit wird ein weiteres Motiv, vom Haselbaum nämlich, hinzukommen. Vielleicht ersetze ich auch die Abbildung des Zürgelbaumbandbildes, da beim letzten Mal die Form nicht so richtig entspannt erschien. Wäre ganz gut, den Kontrast zur ewigen Bildschirmarbeit regelmäßig genießen zu können. So wäre mir die Platzierung am Wochenende eigentlich immer recht. Natürlich lässt sich das nicht programmieren, aber ich arbeite daran und bin auch sicher, dass Beständigkeit langfristig ihre Wirkung nicht verfehlt. Noch mehr Freude würde es freilich machen, wenn wir erträglicheres und vor allem gleichmäßigeres Klima hätten. Daran kann ich mich immer schlechter anpassen. Als ob die Schwankungen sich in meinem Körper spiegelten. Wenn mich einer fragte, was Wetterfühligkeit sei, ich könnte ihm einiges erzählen. Aber wirklich verstehen würde er es vermutlich trotzdem nicht.

Bäume und Naturkatastrophen

Immer wieder hört man von Naturkatastrophen, die irgendwie mit Bäumen zu tun haben. So der verheerende Erdrutsch, der aktuell in einer bestimmten Region der Philippinen vermutlich Hunderte Menschen das Leben gekostet hat. Es sei gewesen, so berichtet eine Regierungsfunktionärin, als ob die Bäume aufrecht stehend mit dem Berg abgerutscht seien. Der Boden war nach Wochenlangen Monsun-Regenfällen vollkommen aufgeweicht. Und was nur in einigen Meldungen zur Katastrophe als Hintergrundinformation genannt wird: Dass der Berg abrutschte und ganze Häuserzeilen unter sich begrub, lag vermutlich an einem groß angelegten illegalen Holzeinschlag in dieser Region, der schon mehrfach zuvor ähnliche Erdrutsche zur Folge hatte. Das alte Lied: Die Bäume befestigen den Boden und verhindern die Erosion und das unkontrollierte Aufweichen der Flächen. Wenn sie unkontrolliert gerodet werden, kann nichts ihre so lebenswichtige Funktion ersetzen. Es scheint, dass in solchen Dingen niemand etwas dazu lernt. Besonders in so armen Ländern, in denen offenbar das Bewusstsein um die Gefahren solchen Handelns nicht ausreichend verbreitet ist oder skrupellose Geschäftemacher sich nicht darum scheren, wenn Unbeteiligte gefährdet werden oder gar sterben müssen. Wacht auf und bedenkt, dass in der Natur alles voneinander abhängig ist, und dass vor allen anderen die Menschen Verantwortung tragen für die Möglichkeit eines gesunden ökologischen Gleichgewichts!

Geometrie und Natürlichkeit

Das gehört zu den Dingen, über die man sich streiten könnte. Wenn man wollte. Die Lust mancher Menschen, Bäume und Sträucher in Form zu schneiden, als Baum-Skulpturen sozusagen, ist mir selber nicht so nachvollziehbar. Bin beim Abendspaziergang wieder an einem Vorgarten vorbei gekommen, in dem mehrere solcher Skulpturen stehen, aus Zypressen gestaltet. Es sind gestufte Säulen aus kugeligen Elementen, die im eingeschnürten Bereich den Stamm sichtbar werden lassen. Mir scheint, es entspringt der Lust, die Natur gewissermaßen zu bezwingen. Vielleicht auch, um einen Grund zu haben, dahinter zu bleiben. Schön ist es eben nur, wenn die Geometrie, der künstliche Gegenpol, deutlich genug ist. Und wenn das jemand ernst nimmt, kann ich es akzeptieren und als eine Art Leistung anerkennen. Auch wenn ich es selber nicht tun würde. Zu großen Respekt habe ich vor der Individualität lebender Bäume.

Vom Kreislauf der Natur

Der Kreislauf, der sich daraus ergibt, dass die welken Baumblätter sich nach dem Abfallen im Herbst wieder zersetzen und von Regenwürmern und Kleinstlebewesen in die Erde zurückverwandelt werden, aus der der Blatt tragende Baum sich nährt. Dieser Kreislauf ist Thema eines broschierten Kinderbuchs mit dem Titel ,,Die Blättergeschichte“, welches wir neu auflegen möchten. Die Suche nach dem Autor, einem engagierten Biologen, welcher die Themen bezogenen Kinderzeichnungen mit kindgerechten Texten, die dennoch wissenschaftlich fundiert erscheinen, versehen hat, gestaltet sich als schwierig. Ein M. H. aus Hamburg, wo es mindestens 10 seiner Namensgenossen gibt. Wir werden es schon schaffen, denn es wäre eine schöne Sache, dieses gelungene Werk heutigen Kindern wieder zugänglich zu machen. Zeitlos und einen ganz wichtigen Aspekt des Werdens und Vergehens in der Natur ansprechend ist das Buch, das wie so vieles, ohne die Bäume nie entstanden wäre. So dienen sie auch hier wieder als Inhaltsträger, Symbolzeichen und immer währendes Anschauungsbeispiel für die großen Lebensthemen, die Kindern ihrer Erfahrungswelt gemäß kaum besser nahe gebracht werden können.

Neujahrsfest der Bäume

Habe heute einen recht interessanten Artikel über ein jüdisches Neujahresfest gelesen, welches mit der Verehrung der Bäume und mit einer Art Frühjahrsritual zusammenhängt, das wie so häufig bei historischen Baumkulten einen ganz lebenspraktischen ökonomischen Hintergrund hat. Dass das Neujahrsfest der Bäume jetzt gefeiert wird, hängt mit dem vom gregorianischen abweichenden jüdischen Kalender zusammen.

TU BiSchevat – das „Neujahrsfest der Bäume“

von Johannes Gerloff (Jerusalem)

Am Sonntagabend hat das diesjährige „Neujahrsfest der Bäume“, „TU BiSchevat“, begonnen – eine Art Frühlingsfeier aus Freude über die ersten Baumknospen.

„Wenn ihr in das Land kommt, sollt ihr allerlei Bäume pflanzen!“ Unter dieser Überschrift aus 3. Mose 19,23 laden die Schulen in Israel Eltern und Schüler dazu ein, die Flora ihres Heimatlandes besser kennen zu lernen. Im Rahmen besonderer Veranstaltungen bekommen die Schüler nicht nur ihre Halbjahreszeugnisse, sondern feiern auch den Frühlingsanfang. An „TU BiSchevat“ ziehen dann die Schulklassen aus, um in der Umgebung ihres Wohnortes neue Bäume zu pflanzen.

Wörtlich übersetzt bedeutet „TU BiSchevat“ „der 15. Tag des Monat Schevat“. „Schevat“ heißt der fünfte Monat im jüdischen Kalender, der in die Monate Januar und Februar des gregorianischen Kalenders fällt.

Das „Neujahrsfest der Bäume“ ist in der jüdischen Tradition ein „Halbfeiertag“, weil seine Einhaltung nicht in der Bibel geboten wird und er auch im Talmud kaum erwähnt wird. Fasten ist an diesem Tag nicht erlaubt.

Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wählte die Gelehrtenschule „Beit Hillel“ den 15. Schevat, um den Zehnten der Früchte für ein Jahr festlegen zu können. Die Frucht derjenigen Bäume, die nach dem 15. Schevat blühen, wird also im folgenden Jahr besteuert. Das Datum wurde gewählt, weil vor dem 15. Schevat im Land Israel der meiste Regen des Jahres fällt. „TU BiSchevat“ hat also eine ganz praktische Bedeutung, wenn das Volk Israel im Land Israel lebt.

Das „Neujahrsfest der Bäume“ symbolisiert die Neubelebung und Befreiung des Landes und die Eroberung der Wüste. Während die jüdischen Kinder in der Diaspora an diesem Tag schulfrei hatten, ist er heute voller Aktivitäten. Man singt TU-BiSchevat-Lieder und tanzt viel.

Die Phantasie der jüdischen Tradition denkt sich die Bäume als Gemeinde, mit Rabbi, Vorbeter und Schammes (Synagogendiener). In ihrer ganz eigenen Art loben die Bäume den Schöpfer, haben ihre eigenen Melodien beim Verlesen der Torah, so wie das vor langer Zeit schon der Prophet Jesaja gesagt hatte: „Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen“ (Jesaja 55,12).

Veröffentlicht auf: www.israelnetz.de

Kampf der Jahreszeit

Die Magnolienbäume haben sehr markante Zweigformen, so außergewöhnlich und eigentümlich wie die der schönen Blüten. Seit einigen Tagen können wir im Wohnzimmer das ,,Blütenwunder“ bestaunen, das sich bei den Magnolienzweigen einstellt, wenn sie nur einige Wochen lang sich in einem Ofen beheizten Raum befunden haben. Draußen lassen die noch geschlossenen Blütenknospen ihre Pracht und Größe nur ahnen, weit davon entfernt, sich zu öffnen und den Spätfrühling vorwegzunehmen.

Magnolienblütenknospen im Winter

Vielmehr bestimmen immer noch die Schatten der Bäume den Landschaftseindruck, heute auf einem von Schneestaub bedeckten noch zugefrorenen Teich:

Schnee-Baumschatten

Das ist ein Kampf zwischen Winter und Frühling. Jeden Tag scheint der Sieg die Seite u wechseln. Aber das ist eben auch ein Zeichen dafür, dass die neue Jahreszeit nicht mehr aufzuhalten ist.

Neue Landschaftseindrücke

Die Fahrt heute nach Bad B. hatte gewisse landschaftliche Reize. Vielleicht lag das einfach daran, dass die Strecke ganz neu für mich war, zudem mit vielen hügeligen Höhenzügen und weiten Feldflächen ausgestattet, was den Blick weit schweifen lässt. Es hatte aber auch mit einer Fülle von Baum-Wahrnehmungen zu tun: Winzige Nadelbäume in einer Baumschule, die Art war mir im Vorbeifahren nicht erkennbar, die so wunderbar dunkel-satt-grün in mehreren Linien standen, dass sie eine irgendwie surreale Szene erzeugten. Rauhbereifte Einzelbäume inmitten einer winterkahlen, aber sonst gänzlich unbereiften Landschaft. Eine Reihe von Obstbäumen, die allesamt mit einem kleinen Bretterzaun um den Stamm vor Viehverbiss geschützt waren. Schöne Baumhorizonte, die bei mehr Licht, einer anderen Tageszeit, der Möglichkeit anzuhalten und der gleichzeitigen Verfügbarkeit eines Fotoapparates wunderbare Motive abgegeben hätten. So bleiben sie nur in der Erinnerung zurück und bieten Stoff für diesen Tagebucheintrag. Wie immer aber auch Holz: Der Blick durchs Fenster in eine Ausstellung mit kunsthandwerklichen Holz-Arbeiten in einer heute leider geschlossenen Galerie in Bad B.. Brennholzstapel, meist gerissene Buchenabschnitte, fein säuberlich auf einheitliche Länge gesägt und ebenso sorgfältig aufgestapelt, so dass man sich fragt, wie jemand die Zeit aufbringt, die allein das Stapeln erfordert. Haufen von Stämmen an einem Sägewerk, die darauf warten, zu Brettern und Bohlen verarbeitet zu werden. Jede Menge schöner Holz-Stühle in einem Schlosssaal in Bad B. und Holzfurnierte Tische im benachbarten Café. Gespräche dazu, die sich nicht um das Holz oder die Bäume drehten, die ich aber auf Grund der Beschäftigung mit diesen besser ertragen und verarbeiten kann.

Natürliche Vorbilder

In der Natur vorgefundene Formen, wie Baumblätter oder Pflanzenranken, als Grundlage für Alltagsdesigns. Das begegnet uns häufig. Durch die Presseinfo eines Tapetenausstatters bin ich heute auf dieses Thema gestoßen. Und in der Tat. Als es noch nicht ganz so schick war, Räume in nüchternem Weiß mit Rauhfaser oder Glasfaser zu tapezieren (übrigens bis heute meine Favoriten, weil am neutralsten für das, was an die Wände und sonst noch in der Raum soll), waren teils wild gemusterte Tapeten durchaus in Mode. Gleiches fällt mir für Wandfliesen, vor allem in Bädern ein, oder für Duschvorhänge und ähnliches. Das muss nicht zwangsläufig kitschig sein. Im Gegenteil, geschmackvolle Designs etwa bei Geschenkpapier, die oft in barocker Manier florale und andere vegetabile Motive aufgreifen, wähle ich bevorzugt als Verpackungsmaterial zu Weihnachten. Weil es zusätzliche Atmosphäre schafft und das Schenken zum Erlebnis macht. Und ganze kunsthistorisch relevante Stile wie der Jugendstil setzen schließlich auch auf die Kraft des Ornaments, meist mit deutlichen Anklängen an natürliche Vorbilder, die bevorzugt in den Bäumen gefunden werden. Die Symbolik der Bäume reicht damit in die kleinsten Winkel des Alltags, seiner sinnlichen Oberfläche und emotionalen Situationsabhängigkeit. Menschen, ihr ahnt gar nicht, wie stark ihr von den Bäumen und mit der übertragenen Kraft der Bäume lebt!

Wieder einmal: Die Bäume und das große Gefühl

Heute war die gesamte dramatische Symbolik in ,,Julia“ auf den Bäumen aufgebaut. Blicke in winterkahle Baumkronen vor graublauem Himmel, in baumbesäumte Horizonte beim rot glühendem Sonnenuntergang, auf rote Heckenrosenfrüchte an kahlen Sträuchern, auf mächtige zeichnungshaft wirkende Baumstämme als lichtdurchflutete Kulisse herzzerreissender Personen-Nahaufnahmen. Es sind solche Verwendungen der Baum-Symbolik, die im Zeitalter der Massenmedien mit am eindrücklichsten wirken. Kaum deutlicher kann man erfahren, wie stark die emotionale Kraft der Bäume sein kann, und in einen wie engen Zusammenhang sie sich mit den seelischen Befindlichkeiten, Veränderungen und Umbrüchen der Menschen setzen lassen. Die emotionale Schlüssigkeit und ästhetische Qualität besonders wichtiger Szenen lässt sich im Spiegel oder vor dem Hintergrund der Bäume in unvergleichlicher Form realisieren. Wenn man eine wissenschaftliche Arbeit über die zeitgenössische Relevanz der Baumsymbolik verfassen wollte, wäre dies sicherlich das ergiebigste und spannendste Sujet.

Synchronizität und Kreativität

Zwischendurch gibt’s auch mal Lichtblicke. Wörtlich genommen bei der Witterung, die heute extrem zwischen Schneesturm und gleißendem Sonnenschein in jeweils kurzen Phasen hin- und herwechselte. Etwas weiter gefasst im Geschäft, das immer dann positive Überraschungen und, wie ich das immer wahrnehme, ,,Wellen“ bereit hält, wenn man denkt, die Dinge erstarren in einem unbeweglichen Zustand. Und symbolisch-energetisch in gewissen Synchronizitäten, die solche Erstarrungen zwischendurch auflockern und dem Denken und Tun dann eine neue kreativere Richtung geben. Heute früh habe ich schon auf dem um eine Woche zu spät umgeschlagenen Monats-Alleen-Kalender als Motiv für den Februar eine Allee aus Zypressen und Pinien erblickt, die laut Beschreibung bei Badiola in der Toscana aufgenommen wurde. Im Bild eine Landschaft, deren Himmel zwar, erkennbar an dem etwas dunkleren Blau und dem abgeernteten Kornfeld im Vordergrund, auf eine Jahreszeit außerhalb des Hochsommers, wahrscheinlich im Spätherbst verweist (passt irgendwie nicht zum Monat Februar!). Die aber eben doch an eine mediterrane Landschaft – Sonne, Weite und dolce vita denken lässt. So etwas finde ich sehr wohltuend, wenn ich im unterkühlten und in Kategorien der politisch-wirtschaftliche Lage gemessen frustrierten Deutschland daran arbeite, eben diesen Frust zu überwinden. Wie so oft kann die Erweiterung des Horizonts neue Dimensionen eröffnen.

Thema Holz

Die zurzeit lethargische Stimmung lässt auch das Bäume-Thema in den Hintergrund treten. Ich erkenne das an rückläufigen Zugriffszahlen auf die Seite, aber auch daran, dass so viele Dinge des Alltags so viel Energie schlucken, dass für die (eigentlich) wichtigen Themen kein Platz mehr zu sein scheint. Und dann geschieht auch wieder Unerwartetes. Wenn zum Beispiel eine Bekannte von M. dieser einen Abschnitt schön rosa gefärbten Holzes mitgibt, wohl wissend, sich erinnernd, dass ich Holz jeglicher Art liebe und es künstlerisch oder kunsthandwerklich bearbeite. Vom Mammutbaum soll es stammen, von welcher Art genau ist aber nicht bekannt. Es hat sehr breite Jahresringe, ist sehr weich und zeigt einen matt-schimmernden Glanz in rötlich-rosafarbener Tönung. Mal sehen, vielleicht versuche ich ein Armband daraus herzustellen, das dann weniger von der Zeichnung der Ringe lebt als von der feinen Mikrostruktur des Holzes und natürlich von der ungewöhnlichen Färbung. Es wird vermutlich so ähnliche Eigenschaften haben wie das Holz der Atlas-Zeder, an dem ich mich vor einigen Monaten einmal versucht habe. Noch ein zweites Holz-Ereignis: V. hat einen alten Apfelbaum von unserer eigenen Streuobstwiese gefällt und den ziemlich mächtigen Stamm in Bretter sägen lassen. Das Ergebnis lässt hoffen, einige schöne Abschnitte im getrockneten Zustand zurück zu behalten. Leider sind alle von diesem Stück in den letzten Jahren entnommenen Apfelbäume aber ohne die für die Art typische rot-braune Färbung des Kernholzes gewesen. Vielmehr erscheinen sie vollständig in der hellen gelblich-weißen Splintholzfarbe. Eigenartig und schade, denn der Charakter der Art kommt so nicht wirklich zum Vorschein und die Verwechslung mit ähnliche aussehenden Hölzern wie Ahorn und Birnbaum ist leicht möglich.

Zauberhafter Ausflug

Es war ein recht ungewöhnliches Ereignis. Dass ich nämlich einmal die vier Wände meines Büros verlasse und mit K. auf Außentermin gehe. Dass das ganze auch noch in direkter Nachbarschaft meines Wohnortes stattfand, machte es umso spannender. Zumal ich aus unterschiedlichen Gründen einen engen Kontakt zu V & B habe und mich vielfältige Lebenserfahrungen mit dem Hauptsitz, der alten Abtei verbinden. Ich fand es sehr schön, einmal den direkten Kontakt zum Kunden zu haben und einen Teil meiner Kompetenz einsetzen zu können, die leider sonst brach liegt. Aus solchen Gründen hatte ich den Ort zuvor nie aufgesucht. Früher vielmehr das Refektorium zum Besuch der Abteikonzerte. Und heute noch von Zeit zu Zeit den wunderbaren Abteipark mit dem sagenhaften exotischen und alten Baumbestand. Das wärs, solch ein Arbeitsort. Die Mittagspausen wären die reinste Wonne. Und die Regeneration so gut wie garantiert. So bescheide ich mich mit den Spaziergängen am Sonntag und das stille Mich-Einlassen auf den Zauber des besonderen und geschichtsträchtigen Ortes.

Die Bäume und das Bewusstsein

Mir erscheint dies wie eine Übergangszeit. Nicht mehr ganz Winter, noch nicht Frühling. Im Ungewissen und damit wie ein Spiegel des aktuellen Lebens mit all seinen Unwägbarkeiten und Unklarheiten, mit seiner verbreiteten Orientierungs- und Ratlosigkeit. Das ist es tatsächlich, was ich immer öfter wahrnehme: Alles hängt miteinander zusammen. Äußere und innere Natur, materielle Projektionen und psychosoziale Konstruktionen. Oben und unten, Veränderung und Konstanz. Nichts scheint zufällig, das wusste ich schon lange, aber ich fange erst jetzt an zu begreifen, was es heißt. Und bin ganz froh, dass ich nicht an der Wissenschaft hängen geblieben bin. Als ob ich geahnt hätte, dass das für mich einfach nicht reicht. Dass die gewollte Scheuklappe nicht das Richtige für mich ist. Seltsam aber die Um- und manchmal Irr-Wege, die mich zu solchen Weisheit führen. Und die Themen, die in meiner Kindheit vielleicht schon angelegt, mir als Lebensthemen damals aber überhaupt nicht bewusst waren. Eines steht fest: Die Bäume haben an dieser Bewusstseinsveränderung, die ich als Erweiterung wahrnehme, wesentlichen Anteil. Sie sind nur äußerlich unbeweglich. In Wirklichkeit repräsentieren sie das Einmalige, das dennoch oder gerade deswegen um den Gesamtzusammenhang, um das Ineinandergreifen alles Seienden weiß. Eine Weisheit, die Menschen nur antippen, in dieser Souveränität aber wohl nie ganz erreichen können.

Sinn für Symbole

Seltener Besuch heute, eine alte Freundin von M. und ihr Mann. Gute Bekannte, die aber in den letzten Jahren sich rar gemacht haben. Es ist zwar schon Anfang Februar, aber die Weihnachtszeit, das Schenken, Dekorieren und interessanterweise der Weihnachtsbaum waren noch ein wichtiges Thema. Wenig anschaulich, da von alledem leider nichts mehr zu sehen ist. Aber wir haben einmal wieder erkannt, wie wichtig das Thema für alle Menschen ist. Und so war es auch ein Leichtes, meine Leidenschaft für das Thema ,,Weihnachtsbaum“ zu erklären. Z. B. anhand der kleinen Pins, die M. zu Demonstrationszwecken herausgesucht hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das richtig verstanden wurde, aber es macht mir in jedem Fall Spaß, das Thema anzusprechen und jede wie auch immer geartete Reaktion ist für mich immer wieder super spannend. Das gehört zu meinen privaten Forschungen in Sachen Symbolverständnis.

Zu Radikal

Sie waren kaum wieder zu erkennen. Die städtischen Gärtner haben in den letzten Tagen wie wild die Bäume rund um den Bürgerplatz, die Schule und den Kindergarten geschnitten. Ich weiß nicht, ob das ein neues Verfahren ist, was ich ja auch ständig in D. beobachten kann, dieser radikale Schnitt. Kaum noch ein Strauch, der nicht 1m über dem Boden oder noch niedriger abgeschnitten wird. Kaum ein Baum, dessen tief hängenden Äste nicht gekappt würden zu Gunsten einer kräftigeren Krone. Das Ganze wirkt sehr ingenieurmäßig, wie von Technikern ausgeführt. Und gerade deshalb erschrecke ich zutiefst bei solchen Beobachtungen und erinnere mich an das üppige Erscheinungsbild eben dieser Pflanzen noch vor wenigen Monaten. Es ist dann, als ob ein Stück gemeinsamer Lebensweg zerstört worden ist. Nur, weil öffentliche Grünanlagen sich so besser pflegen lassen, also eigentlich aus – wie sollte es anders sein – finanziellen Gründen. Wie viel Zauber geht dadurch verloren, wie lange werden diese Pflanzen brauchen, um nur annähernd ihr alte Pracht wieder zu erreichen. Ich wünschte, alle mit diesen Dingen beschäftigten Menschen hätten meinen Blick. Die Welt und das Grün um uns herum wären ganz andere.

Fassaden-Baumschatten

Nach diesem Intermezzo heute also doch wieder Sonnenstrahlen. So konnte ich das Baumschatten-Projekt weiter verfolgen. Die Schattenrisse von Bäumen auf Häuserfassaden hatte ich zuvor nie beachtet. Umso faszinierter bin ich jetzt von ihrer Ausstrahlung und vielfältigen symbolischen Implikation. Die Architektur bekommt dadurch einen ganz anderen Stellenwert, es ist, als ab die Bäume sie erobert, in sie hineinwächst, zeitweilig Besitz von ihr ergreift. Und umgekehrt werden die Bäume plötzlich wieder sichtbar. Mehrmals schon habe ich in diesem Winter auf die Unsichtbarkeit der Bäume hingewiesen. Ihre Schatten sind dagegen lebendiger denn je. Und viel direkter als zur belaubten Jahreszeit. Das Thema wird mich noch länger beschäftigen:

Fassaden-Baumschatten

Fassaden-Baumschatten

Fassaden-Baumschatten

Die große Anstrengung

Einen krasseren klimatischen Gegensatz kann man sich kaum vorstellen. Gestern noch das Super-Sonnen-Winter-Wetter und heute das Trübe-Schneepuder-Gefrierschrank-Wetter. Alle Seen und Teiche sind zugefroren. Die Bäume wirken winterlicher als jemals zuvor während der vergangenen Monate. Und beim Spazierengehen kriecht einem die trockene Kälte die Beine hoch. Ziemlich seltsam, diese Schwankungen. Gar nicht seltsam, dass man sie unmöglich vertragen kann. Sollte das Schwanken zwischen Extremen eine klimatische Spiegelung gesellschaftlicher, kultureller und seelischer Muster unserer Zeit darstellen? Die Dinge kommen auf verschiedenen Ebenen in Bewegung. So viel steht fest. Warum also soll das Wetter als Teil unserer Um-Welt und damit eben auch Teil von uns selber nicht korrespondieren? Ein Eindruck bleibt in dieser Zeit bei immer wieder zurück: Die meisten Menschen, ich will mich nicht ausnehmen, denken, tun und handeln in einer Richtung, die nichts mit ihren eigentlichen Intentionen und erst recht nichts mit dem zu tun haben, was eigentlich – im großen Rahmen betrachtet – Thema für uns Menschen sein sollte. Wann wachen wir endlich in der Form auf, dass wir unsere Zeit auch den richtigen Themen widmen und sie nicht nur in Nischen andenken und ansprechen, die als Nebensache abgetan werden könnten. Sie müssten vielmehr konstituierender Bestandteil unseres Alltags sein. Element eines großen gesellschaftlich omnipräsenten Gedankens, einer gemeinschaftlichen Anstrengung, die individuelle Entwicklung und sozialen Fortschritt in einen schlüssigen Zusammenhang stellen.

Winterliche Baumschatten

Das war ein so schöner Wintertag, mit viel Sonne und Helligkeit. Eigentlich mag ich das sehr, aber besonders gut gings mir trotzdem nicht. Die Wintersonne ist etwas ganz Besonderes, so leuchtend, klar und kompromisslos, wenn ich das einmal so sagen darf. Das spannendste Motiv habe ich wie so oft während des Mittag-Spaziergangs eingefangen: Der blaß-graue Schatten zweier Roteichen auf der weißen Fassade des DRK-Tageheims. Einfach entwaffnend, welche Ausstrahlung die schattenhaften Abbilder der Winterbäume haben können. Es hat mich an ein Ausstellungsplakat aus den 90er Jahren erinnert, auf dem ein ebensolcher Schatten abgebildet war, als Hinweis auf die Ausstellung eines japanischen Künstlers. Es wäre ein schönes neues Foto-Projekt: Baum-Schatten zu verschiedenen Jahreszeiten. Für den Sommer liegen mir schon einige vor, Straßenschatten belaubter Bäume, die viel diffuser und verwaschener erscheinen, während diese heutigen sehr schön abgegrenzt waren. Schade, ich hatte den Fotoapparat nicht dabei, aber ich könnte es bei ähnlichen Lichtverhältnissen nachholen und dann hier vorstellen.