Privilegierte Waldgeschichte

Das war schon eher ein Novembertag. Und meine Gedanken gehen schon öfter in Richtung Weihnachten und Jahreswechsel. Einige Geschenke habe ich auch schon besorgt. Indes beschäftigt mich sehr das Buch von Hansjörg Küster über die Geschichte des Waldes. Es ist sehr spannend zu lesen, welche enorme Bedeutung die Bäume für das Leben der Menschen seit Uhrzeiten haben. Dabei ist die Zeit ab dem Mittelalter besonders interessant, da hier Holz in den unterschiedlichsten Formen als Brennholz, Bau- und Konstruktionsholz sowie Energielieferant für die Eisen-, Kupfer-, Glas- und Salzproduktion in großen Mengen benötigt und teilweise über riesige Entfernungen transportiert wurde. In dieser Zeit wurde besonders deutlich, dass der Ausbau zivilisierten Lebens in den Städten ohne die Bäume des Waldes und ihr Holz undenkbar wäre. Mit allen Folgen für die Umwelt und die Nachhaltigkeit, die wir heute sofort erkennen, die damals aber noch kein Thema waren. Wenn die Wälder in der Umgebung des Ortes, der das Holz benötigte, nicht mehr vorhanden oder zu stark reduziert waren, wurde es von weiter her, teilweise aus dem Ausland, z. B. mittels Flößen über die Flüsse herangeschafft. Kein Lebensbereich, der nicht vom Holz dominiert wurde, keine neue Technologie, die nicht auf den Einsatz von Holz angewiesen gewesen wäre. Erst später spielten andere Materialien wie Stein für den Hausbau, Stahl und Kunststoff für Konstruktionen und Bedarfsartikel eine stärkere Rolle. Es stimmt mich sehr froh, dass es in Mitteleuropa gelungen ist, vermutlich durch die besonderen klimatischen Bedingungen begünstigt, den Wald trotz des Jahrhunderte andauernden Raubbaus zu erhalten, in stark kultivierter und in manchen Regionen und Ländern reduzierter Form, aber dennoch immer noch die Landschaft bestimmend. In anderen Teilen der Welt sind Hochkulturen gerade am falschen und dem Nachhaltigkeitsdenken in keiner Weise verpflichteten Denken zu Grunde gegangen.