Die falsche Blüte

Drei Jahre lang hatte ich mich getäuscht. Immer wieder war ich davon ausgegangen, dass sich die wenigen sichtbaren Blüten an den Tulpenbäumen des Parks in D. aus Kraftmangel nicht öffnen wollten. Erst in diesem Frühjahr dann entdeckte ich die eigentliche Blüte, die ich zuvor wohl immer verpasst hatte. Aber erst einige Zeit später ist mir klar geworden, dass die vermeintlich ungeöffnete Blüte der Vorjahre in Wirklichkeit bereits die Frucht darstellte. Der weiß-gelbliche ,,Zapfen“ im Zentrum der Blüte wächst sich zu einem grün-geschuppten phallisch geformten Fruchtzapfen aus. Der gewinnt im Laufe der Sommermonate etwas an Volumen, verändert sich dann aber nicht mehr wesentlich. Gegen Herbst hin verfärbt er sich dann nur noch bräunlich und die Schuppen fallen nach und nach ab. Übrig bleibt am Ende nur noch die Trägerrispe im Zentrum. Schon kurios, wie lange mich der Tulpenbaum mit seinen Blüten im Unklaren gelassen hat. Den Baum umgibt überhaupt ein Geheimnis, das mir Lust macht, mich ihm in Zukunft noch intensiver zu widmen.