Autobiografische Quellen und Rekonstruktionen

Nach der arbeitsintensiven Woche war dieser Sonntag als Erholungstag willkommen. Selbst zu einer fotografischen Erkundungstour, die mit dem beginnenden Herbst wieder interessanter wird, bin ich nicht aufgebrochen. Stattdessen habe ich das anstehende familiäre Dokumentationsprojekt weitergeführt, was viel Zeit beansprucht, aber auch eine schöne Gelegenheit ist für autobiografische Reflexionen. Die können von Fotografien gestützt und reaktiviert werden. Aber natürlich auch von Texten. Diesbezüglich bin ich sehr froh, neben allem, was dieser persönliche Blog an Sinn und Funktion sonst noch mit sich bringt, dass ich mit dem Baumtagebuch selbst auch eine autobiografische Quelle produziere, auf die ich für erhellende Rückblicke nutzen kann. Auch wenn das Baumtagebuch nur thematisch fokussierte Ausschnitte oder Fragmente des Lebens beleuchtet, enthält es eben auch viel Charakteristisches, zeitübergreifendes und weit über das Baumthema Hinausgehendes. Im November nächsten Jahres kann ich auf ganze 20 Jahre Baumtagebuch zurückblicken – das ist schon ein gutes Stück Lebenszeit, deren mit der Zeit sich wandelnde Bedeutungen anhand des Baumtagebuchs einsehbar und rekonstruierbar wird. Das ist vor allem für mich selbst wichtig. Auch wenn einige z. T. schon länger und meist sporadisch das Tagebuch mitlesen, liegt der Fokus doch auf der thematisch enggeführten Autobiografie.

Autobiografie, Bloggen und künstlerischer Ausdruck

Die Feiertagsmesse mit der diesmal tatsächlich physischen Weihwasserweihe unserer Kräutersträuße war diesmal außerordentlich feierlich ausgefallen. Schön, dass es uns in unserem Bundesland noch vergönnt ist, die profane Tradition mit dem noch kirchlich gefeierten Mariä Himmelfahrtstag krönen zu können. So ein Feiertag inmitten der Woche ist natürlich auch eine Gelegenheit, zu ungewohnter Zeit zur Ruhe zu kommen. So konnte ich mich auch außerhalb des Wochenendes heute meiner aktuellen Lektüre widmen. Und war sehr erfreut, in den neueren Geschichten von Hanns-Josef Ortheil, in denen er auf sein Verhältnis zur und seine biografische Annäherung an die Kunst Bezug nimmt, nicht wenige Parallelitäten zu meiner eigenen Biografie erkennen zu können. Gerade auch, was die sprachliche Verarbeitung der Alltagswelt, die autobiografischen Bestrebungen und die Formen selbst für sich entdeckter künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten angeht. Ich würde sagen, dass insbesondere das Baumtagebuch stilistisch und auch seiner unprätentiösen Alltagsbeschreibung etwas umsetzt, was der Herangehensweise Ortheils nahekommt. Auch bestimmte künstlerische Entdeckungsansätze bzw. Vorstufen künstlerischen Arbeitens in der eigenen Kindheit, die Ortheil in seinen Geschichten beschreibt, kann ich ganz ähnlich aus der eigenen Biografie gut nachvollziehen und somit wirklich verstehen. Mindestens einen großen Unterschied gibt’s aber: Ortheil ist erst vor ca. 7 Jahren zum Online-Bloggen gekommen, während ich das Baumtagebuch von Anfang an, und das werden in diesem Jahr schon 19 Jahre, als Internet-Projekt geplant und veröffentlicht hatte.

Persönliches Baumerleben festzuhalten – in welcher Form?

Das Buch mit Erfahrungs- und Exkursionsberichten zur Baumlandschaft in Luxemburg gehört wahrlich nicht zu den spannendsten Publikationen. Heute ist es mir wieder in die Hände gefallen, nachdem ich in 1,5 Jahre es nicht bis zur Hälfte des Buchs geschafft hatte. Dennoch gibt es etwas, das mich veranlasst, es nicht einfach zur Seite zu legen. Und das ist wohl eine Art Anerkennung dafür, dass auch andere die höchst persönliche Sicht auf die Bäume ihrer Lebenswelt zum Thema machen. Vielleicht ist es etwas übers Zeil hinausschießend, das in Form eines gedruckten Buchs umzusetzen, da sich darin nämlich der Tagebuchartige Charakter als enervierend herausstellt. Im Rahmen einzelner Ausflüge gesammelte Eindrücke lassen sich eben nicht sehr gut in Buchform aneinanderfügen, jedenfalls nicht in der Form, dass man das im Zusammenhang mit Genuss lesen kann. Das Buch versucht zwar den Inhalt nach bestimmten Themen zu strukturieren. Das aber wirkt eher aufgesetzt. Vielleicht das Blog-Format für diese Art des Festhaltens und Weitergebens persönlich gefärbter Themen doch die bessere Form. Denn letztlich bleibt Kommunikation dabei eher nachrangig. Wenn es aber auch andere interessiert und punktuell Kommunikation und unterschiedliche Formen von Austausch dadurch ins Leben gerufen werden, kann das auch für beide Seiten einen Reiz haben.

Baumtagebuch ist Top Gartenblog

Eine Auszeichnung für das Baumtagebuch gleich zu Beginn des Jahres! Das freut mich doch sehr. Dieser Baumblog ist nämlich auf der Seite „Top Gartenblogs“ des Unternehmens Garten Heinemann prämiert worden. Dort gibt’s verschiedene Links zu anderen ausgesuchten Gartenblogs. Und natürlich jede Menge tolle Artikel und Objekte zur Gartengestaltung. Da kann man ins Schwärmen kommen. Bei diesen Dekorationsobjekten denke ich unwillkürlich an den Sommer und die kommende neue Gartensaison. Aktuell ist der Garten dagegen so gut wie nicht im Bewusstsein, den größten Teil des Tages in Regen und Düsternis getaucht und insofern sicher keine Anregung. Eine Zeit, die eher dazu einlädt, sich der Symbolik der vegetabilen Welt zu widmen und Pläne für die kommende Zeit des Blühens und Grünens zu schmieden.