Ein Fotoshooting und Videodreh im Waldgarten

Den Tag hatten wir gut gewählt, und der nicht vorhergesagte Regen kam auch erst am Nachmittag, nachdem wir das Shooting und die zwei Videos bereits realisiert hatten. S. und P. hatten in den Tagen zuvor den Waldgarten für die Aufnahmen vorbereitet und die energetische Ausstrahlung des von Bäumen überdachten Waldstücks noch einmal akzentuiert. Mit einem halbkreisförmigen an den Bäumen befestigten Band aus tibetanischen Gebetsfahnen. Für die Fotos und Videos hat sich dieses als Glückfall herausgestellt, weil es der natürlichen Situation eine Art Rahmenelement hinzufügt, das die Qi Gong Bewegungssequenzen mit einer bühnenartigen Kulisse hinterlegt hat. Für die Fotoreihe haben wir verschiedene Perspektiven und Standortplattformen gewählt, und auch unterschiedliche Outfits, außerdem den Eingangsbereich mit dem kleinen Tor und eine Gesamtansicht des Areals. Die anschließend umgesetzten beiden Videos geben den gleichen Bewegungsablauf wieder und sind am Ende auch fast identisch lang, aber eben auch aus zwei verschiedenen Perspektiven aufgenommen, was durchaus unterschiedliche Anmutungen mit sich bringt. Die Videos haben auch bei diesen innwaldtypischen Lichtverhältnissen erstaunlich gut funktioniert, und das Ergebnis, das ich vorhin am Großbildschirm betrachten konnte, ist überzeugend und sehr detailreich. Gut, dass ich für solche Projekt die spiegellose Kamera und das sehr leistungsfähige Objektiv einsetzen konnte. Ein wirklicher Fortschritt gegenüber den ersten Versuchen mit Video im Innenraum. Jetzt geht es in den nächsten Tagen an die Auswahl und Bearbeitung. Ich weiß aber jetzt schon, dass der stimmungsreiche Tag und die Aufnahmen im Wald gute Ergebnisse bringen werden und geeignet sind, das neue Angebot von Qi Gong Kursen in natürlicher Waldumgebung eindrucksvoll zu veranschaulichen.

Das Äußere im Inneren transzendieren

An diesem Festtag konnte ich auf die Lektüre eines Textes von Rudolf Steiner natürlich nicht verzichten. Jedenfalls bin ich am Nachmittag dazu gekommen, nachdem wir den ganzen Vormittag mit Kochen und Backen zugebracht haben. Es war das eine Kombination, die passender für den Tag nicht hätte sein können. Mit den Ausführungen zur mittelalterlichen Mystik und deren Beziehung zur neuzeitlichen Weltanschauung bzw. dem Einfluss naturwissenschaftlichen Denkens bin ich noch nicht sehr weit. Aber es gab schon eine Passage, in der der Autor seinen Grundgedanken, dass wir die äußere Welt erneut in uns erschaffen und über beobachtendes Selbstbewusstsein das Individuelle in Richtung eines gemeinsamen Ursprung transzendieren können, am einfachen Beispiel der Beobachtung eines Baums erklärt:

„Mit der Erweckung meines Selbst vollzieht sich eine geistige Wiedergeburt der Dinge der Welt. Was die Dinge in dieser Wiedergeburt zeigen, das ist ihnen vorher nicht eigen. Da draußen steht der Baum. Ich fasse ihn in meinen Geist auf. Ich werfe mein inneres Licht auf das, was ich erfaßt habe. Der Baum wird in mir zu mehr, als er draußen ist. Was von ihm durch das Tor der Sinne einzieht, wird in einen geistigen Inhalt aufgenommen. Ein ideelles Gegenstück zu dem Baume ist in mir. Das sagt über den Baum unendlich viel aus, was mir der Baum draußen nicht sagen kann. Aus mir heraus leuchtet dem Baume erst entgegen, was er ist. Der Baum ist nun nicht mehr das einzelne Wesen, das er draußen im Raume ist. Er wird ein Glied der ganzen geistigen Welt, die in mir lebt. Er verbindet seinen Inhalt mit anderen Ideen, die in mir sind. Er wird ein Glied der ganzen Ideenwelt, die das Pflanzenreich umfaßt; er gliedert sich weiter in die Stufenfolge alles Lebendigen ein.“
(Zitat aus: Rudolf Steiner: Die Mystik im Aufgang des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung, 2. Auflage der Taschenbuchausgabe, Dornach 1993, S. 22)

Obwohl dieses Beispiel an dieser Stelle nur der Illustration eines ganz allgemeinen Gedankens dient, kann die Wahl des Baumbeispiels nicht als Zufall angesehen werden. Tatsächlich nimmt Rudolf Steiner sehr gerne die Pflanzen, ihr Wesen und ihr Wachstum als Ausgangspunkt zur Erforschung des Geisteslebens. Und inhaltlich ist in diesem Ausschnitt etwas enthalten, was mich selbst sehr anspricht: Das innere Bild des Baums verbindet sich mit anderen Ideen. Was für jedes innere Begreifen des Äußeren gilt, kann für die Bäume als besonders verdichtet angenommen werden. Denn nur wenige Symbole besitzen die Kraft, Grundprinzipien des Lebens begreiflich zu machen und in ihrer besonderen Gestalt exemplarisch zu verkörpern. Das ist der Hauptgrund für meine Beschäftigung mit den Bäumen, unter der dieses Baumtagebuch nur eine Facette darstellt.