Familientradition und Identität

Diese bei uns traditionell im Frühjahr stattfindende Rund-ums-Haus-Reinigung ist schon so etwas wie eine Familienspezialität. Auch wenn M. und V. sich zunehmend davor fürchten, weil es sie vermeintlich zu überlasten droht, ist die Durchführung letztlich doch etwas, das Identität stiftet und festigt. Es würde etwas fehlen, wenn wir darauf verzichten würden. Immerhin gab es diesmal keinen Doppeltermin, da die alle paar Jahre notwendige Reinigung der Überdachung im letzten Jahr schon auf dem Programm stand. Aber bis zum Nachmittag hat es dann doch wieder gedauert, eigentlich wie gewohnt. Und danach konnten wir auch die Sitzgarnituren herunterholen und mit Polstern belegen, den Garten harken, der vom Aufrichten des Regentanks gestern zertrampelt war, und verschiedene weitere Arbeiten durchführen, die unsere neue Gartensaison vorbereiten. Jetzt ist alles wieder so, dass wir die über den Sommer blühenden Zier- und Nutzpflanzen zu ihrer jeweiligen Zeit aussäen oder einpflanzen können und sich das Grünen und Blühen von Tag zu Tag weiter verdichtet. Die Bäume des Gartens scheinen bisher einen guten Start erwischt zu haben. Noch keine Blätter, aber die jungen Triebe scheinen frisch und von den zuletzt frostigen Nächten nicht geschädigt. So rechne ich mit einem guten Gartenbäume-Jahr, hoffentlich auch für die nicht mehr ganz so neuen Feigenbäume, die sich bisher nicht so richtig ausbreiten wollten. Mittlerweile sollten sie sich doch an ihren Standort gewöhnt und kräftiges Wurzelwerk ausgebildet haben. Wäre schön, wenn zumindest einer der beiden an den sehr wuchsfreudigen und stark Frucht tragenden Vorgänger herankäme.

Lob der Jahreszeiten

Eigentlich ein guter Tag für die Arbeit mit Holz, insbesondere wenn es sich um Ölbaumholz handelt. Denn die Stimmung war schon deutlich eine herbstliche, zwar noch gut geeignet zum draußen Arbeiten, aber eben nicht mehr diese Hochsommerwetter der letzten Wochen, das jeden Bewegung zur Anstrengung werden lässt. So wie heute könnte es immer sein, meinte M. am Nachmittag, und fasste die Familienstimmung des Tages damit zusammen. Aber wörtlich würde ich das nicht gerne nehmen, weiß ich doch die Reize des jahreszeitlichen Wechsels und die Nuancen innerhalb einer Jahreszeit so sehr zu schätzen. Äquatoriale Wetterverhältnisse wären deshalb nicht meine Sache. So vieles, das unsere Beobachtung, unsere kulturelle Verarbeitung, unsere Reflexionen in Bezug auf die Welt der Pflanzen im Allgemeinen und das Leben der Bäume im Besonderen betrifft, würde wegfallen, da die Differenz nicht wahrnehmbar wäre. Nein, die Jahreszeiten sind ein Geschenk und ihr Wechsel unverzichtbarer Bestandteil unserer kulturellen Identität.