Ungeliebte Erfrischung

Immerhin für die Gartenpflanzen ist dieses sonst ungemütliche Regenwetter ganz vorteilhaft. Ich hätte nicht gedacht, dass die Mohnblumen, die in diesem Frühjahr sehr spät dran sind, sich noch so zahlreich zeigen würden. Zusammen mit den neu angesäten Reihen dieser Art dürfte es in ca. 6 Wochen ein ziemliches Blütenmeer in Orange geben. Vielleicht gelingt es uns auch noch, die rosafarbenen längerstieligen Mohnblumen ebenfalls anzusiedeln. Dann haben wir etwas zeitversetzt noch eine Entschädigung für den bis jetzt ins Wasser gefallenen Frühling. Ich denke, es wird ein eher durchwachsenes Jahr werden, was ja auch erholsam für uns und die Pflanzen sein kann. Was haben die Bäume speziell nicht schon unter der langanhaltenden Sommerhitze gelitten. Da ist die sonst ungeliebte Erfrischung vielleicht auch an der Zeit.

Schwieriges Jahr für Sommerblumen

Dieses Jahr ist es mit dem Pflanzen wirklich schwierig. Man kommt wegen der Beschränkungen nur schwer an Sommerblumen, deren Auswahl doch immer einige Zeit in Anspruch nimmt. M. befürchtet, dass es keine mehr gibt, wenn die Testpflicht endlich aufgehoben sein wird. Kann schon sein. Immerhin habe ich heute einmal drei sehr schöne Blumenstück in einen unserer schönsten Pflanzkübel gesetzt. Immerhin der wäre damit schon mal ausgefüllt. Und die übrigen versuchen wir uns in den kommenden Tagen zusammenzusuchen. Erde benötigen wir natürlich auch noch jede Menge. Wäre jedenfalls schade, wenn uns ein Gartenjahr nur mit Bäumen und selbst gezogenen Stauden und ohne die gewohnte Blumenpracht bevorstünde.

Reduzierte Frühtracht und enttäuschender Auftakt der Honigsaison

Gut, dass wir von der Honigernte 2020 noch einige Vorräte haben, denn es sieht leider so aus, als ob die diesjährige Tracht wieder einmal reduziert ausfallen wird. Dabei sind die Bienen erstmals seit Jahren ohne große Verluste über den Winter gekommen und so vital wie nie. Aber es sind eben die vielen Details, die eine Rolle spielen: Der konkrete Wechsel in den Witterungsverhältnissen, die genauen Verhältnisse während der jeweiligen Baumblütephasen, was Temperatur, Feuchtigkeit und Licht betrifft, und natürlich die Abfolge und Überschneidungen in den Baumblütephasen. Für die Frühtracht ist das bisher eher ungünstig verlaufen, was zur Folge hatte, dass die Bienen den größten Teil ihres eingebrachten Nektars selbst verspeist haben. Ist ihnen nicht zu verübeln, aber für V. als Imker ist das eben eine herbe Enttäuschung. Wir hoffen nun, dass die Weißdornblüte sich länger als üblich hält, eventuelle begünstigt durch den Regen und die mäßige Wärme, und wir dann vom Weißdorn und den später blühenden Akazien möglichst gute Erträge haben werden. Aber Ahorn- und Apfelblütenhonig wird es dieses Jahr wohl kaum geben.

Biografische Prägung anthroposophischer Gedankenwelten

Die Lektüre von Rudolf Steiners Autobiografie „Mein Lebensgang“ ist durchaus ein Gewinn und hilft mir, das Werk in seinen verschiedenen Phasen und Dimensionen besser einordnen zu können. Ich war mir zuvor nicht sicher, ob es sinnvoll ist, diese Selbstbetrachtung vorzuziehen, bevor ich nicht das eigentliche Werk noch sorgfältiger in Augenschein genommen habe. Aber mit der Biografie im Hintergrund fällt die Orientierung schon sehr viel leichter bzw. ist auch der Stellenwert und die Reichweite bestimmter Gedankengänge besser einschätzbar. So freue ich mich darauf, in Folge gezielter weitere Werke und Themenschwerpunkte, die Steiner aufgreift, kennenzulernen und mein Verständnis dieser besonderen Gedankenwelten zu erweitern. Es sind so viele Themen, die in diesem extrem breit gefächerten Werk zur Geltung kommen. Aber ein Bereich ist mir natürlich besonders wertvoll, nämlich alles, was er zum Pflanzenwachstum, der Rolle der Pflanzen im kosmischen Zusammenhang überhaupt gesagt hat und in welcher Beziehung das zur geistigen Entwicklung des Menschen gebracht werden kann. Eine Facette dieser Rolle ist mir gerade wieder ins Bewusstsein getreten, da ich den Band unter anderen ganz vergessen hatte: Eine Sammlung von Rudolf Steiners Beiträgen zur Präsenz und Bedeutung der Bienen. Diese Texte sprechen natürlich die Bienen als Repräsentanten der Tierwelt an, nehmen aber wegen der speziellen Arbeit der Bienen auch Bezüge zum Lebenszyklus der Pflanzen auf. Das werde ich mir demnächst noch einmal vor dem Hintergrund der neuen Kenntnisse der Steinerschen Biografie genauer ansehen.

Stressfreier für die Bäume

Ein ungewöhnlicher Mai ist das, und ganz anders als im Vorjahr, als der Monat fast hochsommerlich ausfiel und uns extrem viel Sonne brachte. Dieses Jahr, das konnte man schon an den Vormonaten ablesen, wird wohl ein stark durchwachsenes werden, mit einer Sonnenstundenbilanz, die eher durchschnittlich werden dürfte. Für uns ernüchternd, für alles, was von Licht, Wasser und Mineralien lebt, aber eher wohltuend. Eine Chance u. a. für die Bäume, sich stressfreier als in Dauerhitze-Jahren zu entwickeln. Und auch eine Witterung, die den übrigen einjährigen Pflanzen eher entgegenkommen wird, natürlich auch uns, die wir weniger gießen müssen. Aber bedauerlich ist es schon, gerade in dieser ohnehin deprimierenden Krisenstimmung könnte viel Licht einen Ausgleich schaffen, weil wir uns damit freier und lebendiger fühlen können.

Die Rolle vegetabiler Traditionen ernst nehmen

Wenn ich, wie heute Nachmittag im Fernsehen, von vegetabilen Traditionen anderer Länder höre, die sich eng an die volkstümliche Bedeutung und praktische Wirkung von Bäumen anlehnen, bemerke ich eine Art Wehmut. Wohl weil gerade solche Überlegungen hierzulande fast am aussterben sind und gerade in Krisenzeiten noch weniger Aufmerksamkeit erhalten. Wenn überhaupt, werden solche Inhalte in populärwissenschaftlicher Baumliteratur oder Zeitschriftenbeiträgen ohne viel Tiefgang behandelt, und immer so, als ob man von eigentlich nicht mehr in unsere Zeit passenden Dingen redete. Dabei kann das, was z. B. in diesem Fernsehbeitrag über den Wacholder gesagt wurde, wofür seine Bestandteile, von den Nadeln bis zum Holz, Verwendung finden und inwieweit sich daraus gewisse Genüsse oder medizinische Wirkungen ergeben, durchaus für jeden von Interesse und Relevanz sein, der sich angesprochen fühlt und der natürlichen, von Bäumen oder anderen Pflanzen stammenden Stoffen die Wirksamkeit und Rolle zuerkennt, die sie in Jahrhunderten immer wieder tatsächlich hatten. Warum sollte das bedeutungslos geworden sein, nur weil wir außerdem digitale Fortschritte und viele technologische Errungenschaften feiern. Es ist Zeit, sich nicht mehr nur in Abstraktionen zu ergehen, die bevorzugt im Begriff der Nachhaltigkeit zusammengefasst werden, sondern das, was außerhalb der menschlichen Natur existiert, sich ebenfalls entwickelt und in Beziehung zu unserer Natur steht, auch ernst zu nehmen.

Symbole des Lebens und der Entwicklung

Ein Feiertagsspaziergang war heute nicht möglich, oder jedenfalls wäre er nicht attraktiv gewesen, zu unbestimmt war die Witterung. Aber die Ruhe des Tages konnten wir doch in uns auf- und in der Wochenmitte als Geschenk wahrnehmen. Im Gespräch waren heute die Bäume gleich mehrfach Thema. Als Reminiszenz an unsere frühere Garteneinfassung mit der dichten Zypressenhecke, als Kommentar über die Wuchsfreude unserer beiden Feigenbäume, die sich sehr gegensätzlich bisher entwickeln, und als Hinweis einer Bekannten auf eine seltenere Baumart, die häufiger in Parks oder öffentlichen Grünflächen anzutreffen ist, den Amberbaum. Wieder ein Zeichen, dass die Bäume für viele Menschen auch im Alltag eine größere Rolle spielen und immer wieder Aufhänger und symbolische Träger einer Vielzahl von Bedeutungen sind, die im Zusammenhang mit der Reflexion des Lebens und seiner Entwicklung stehen.

Feiertage, Pflanzen und seelische Gesundheit

Das Frühjahr hat mit seinen Feiertagen etwas Erholsames, jedenfalls in normalen Zeiten. In dieser Krisensituation weiß man nicht so recht, wie man es einschätzen soll. Die besondere Atmosphäre an einem Feiertag, so wie mir selbst sie immer noch erscheint, ist eigentlich eindrücklicher und sinnhafter, wenn der Alltag durch die Ruhelosigkeit geprägt ist, die wir gewöhnlich kennen. Auch wenn das wiederum krank machend sein kann, ist es uns doch vertrauter geworden als die erzwungene Zurückhaltung, der über lange Zeit eingeschränkte Bewegungsradius, die reduzierte persönliche Begegnung, der fast ganz stillgelegte kulturelle Ausdruck und seine Rezeption. Es ist tatsächlich so, dass die gleichbleibenden Beobachtungen und Reflexionen, eng geführt an der pflanzlichen Natur, eine Grundlage bilden kann für seelische Gesundheit und kulturelle Wachheit. Die Feiertage geben dazu schöne Gelegenheiten mit hoffentlich längerfristiger Wirkung.

Nachgeholte Arbeiten im Fotoarchiv

Das Weihnachtsbaumthema hat mich dieses Jahr bis in den Mai begleitet. Tatsächlich bin ich in diesen Tagen erst dazu gekommen, die letzten Fotoreihen aus der vergangenen Weihnachtszeit vollständig zu sichten und die besten zu bearbeiten. Dabei sind doch noch einige sehr gute Motive herausgekommen, die ich nun auch zu meinen Microstock-Portfolios ergänzt habe. Einige davon sind Favoriten für die nächste Weihnachtsgrußkarte. Aber auch andere Baum- und Landschaftsmotive der letzten 12 Monate sind darunter, die ich bei der Durchsicht der übrigen sich schon überlaufenden Archive herausgreifen konnte. Gar nicht so schlecht, die Qualität und Anzahl neuerer Fotografien zu meinen Schwerpunktthemen Bäume, Holz, Oberflächentexturen und Weihnachten. Das macht auch Lust auf einen neuen Anlauf gerade im Bereich der Landschaftsfotografie und der Baumdetails während der hellen Jahreszeit.

Räumliche Naturstruktur

Es hatten sich enorm viele Fotoreihen angestaut, die ich zwar zum Teil schon einmal gesichtet und vorsortiert hatte, die aber nicht vollständig bearbeitet waren. Jetzt bin ich weitgehend durch und konnte das meiste davon in die passenden Ordner verteilen, vieles ausmisten und natürlich optimieren. Darunter waren sehr viele Landschaftsaufnahmen, Baumfotografien und natürliche Texturen. Da schlummern durchaus noch einige Schätze, die ich später heben will, nachdem ich die am offensichtlichsten für die Microstockportfolios oder auch eigene Printprojekt geeigneten schon registriert habe. Sehr reizvoll finde ich die Aufnahmen natürlicher Strukturen, die nicht immer von Bäumen stammen müssen. Gerade auch Kräuter und gemischte Wiesengewächse können einen sehr anrührenden Eindruck einer Landschaft vermitteln und den Betrachter so richtig in die Szene hineinziehen. Diese erst vor wenigen Tagen realisierten Nahaufnahmen eines getrockneten Schilffelds haben gerade wegen der partiellen Unschärfe eine für mich reizvolle räumliche Wirkung, die auch von der Reflexion des Lichts in Abhängigkeit mit zufälligen Überschneidungen und Überlagerungen abhängig ist.

Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme I
Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme II
Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme III

Totholz wird im Frühjahrslicht lebendig

Das war schon ein richtiger Sommertag, der uns in einer Phase des Frühlings vergönnt war, die von starken Wechseln geprägt ist. So wird das nicht anhalten, sondern erst nach Abkühlungen und Sturm wieder in einen angenehmen Frühling und Frühsommer übergehen. Aber heute war das Licht schon fast hochsommerlich, was viele Menschen nach draußen gezogen hat. Die Baumlandschaft befindet sich derzeit im Übergang. Die Weißdornhecken wappnen sich für ihren großen Auftritt und halten ihre zahlreichen Blüten noch geschlossen, gewissermaßen startbereit, vielleicht die noch kommende Kühle vorausahnend und deshalb vorsichtig. Andere wie die Pfaffenhütchen haben sich nicht abhalten lassen und blühen dieses Jahr wieder sehr heftig, was entsprechend viele bunte Früchte im Spätsommer erwarten lässt. Aber wie immer an so himmeloffenen und lichtreichen Tagen sind es die Holzoberflächen und Holztexturen, die besonders eindrucksvoll wirken. Da konnte ich eine Reihe von Fotografien machen, u. a. von den Relikten des abgestorbenen und inzwischen schon auseinandergebrochenen alten Eichenstamms unten am tümpelartigen Nebengewässer des Flusses. Vor Jahren war er schon Totholz, aber noch als geschlossene Stammform erkennbar – Motiv meiner ersten Ausstellung mit Holzskulpturen. Jetzt liegen viele abgebrochene Einzelteile von einem Teil des Stamms rundum verstreut und werden immer mehr von den viele Organismen, die dort im und um das Totholz leben, zersetzt. Eine morbide Ästhetik besonderer Art, die im Sonnenlicht schon wieder Lebendigkeit ausstrahlt.

Totholzabschnitt von einem Eichenstamm I
Totholzabschnitt von einem Eichenstamm II

Gelungener Arbeitssamstag

Ein Kreislaufwettertag, aber ein sehr produktiver für mich in Sachen Backen und Umpflanzen. So konnte ich die Vorhaben für diesen Samstag umsetzen, die Wunderbäumchen und die kleinen Sonnenblumen in kleinere Pflanzgefäße umzusetzen, um ihrem Wachstum bessere Bedingungen zu verleihen. Nur den Neustart der Sommerblumensaison haben wir noch nicht geschafft, dann vielleicht zusammen mit den anderen noch zu besorgenden Blumen in der nächsten Woche, die noch einmal durch einen Feiertag geteilt ist. So können wir uns über einen gelungenen Arbeitssamstag freuen, und auf den morgen zu erwartenden Sommertag, einen echten Sonntag.

Die nächsten Schritte zum Sommergarten

Ich freue mich, die Projektarbeit in dieser Woche ganz gut vorangebracht zu haben, so dass das Wochenende wieder weitgehend frei ist für abwechslungsreiche Arbeiten in Haus und Garten. Das sind einige Backvorhaben auf dem Plan, und auch das Umtopfen meiner selbst gezogenen Pflanzen. Vor allem die Rizinusstauden benötigen jetzt größere Pflanztöpfe, um sich weiterentwickeln zu können, bevor sie im Garten sich vollständig ausbreiten können. Aber auch die Mohnblumen und die Sonnenblumen sind so gut angewachsen, dass ein Umzug angesagt scheint. Es sieht so aus, dass die Gartensaison konkretere Gestalt annimmt. Nur mit den Sommerblumen sind wir nicht sehr weit. Ich konnte nur wenige Pflanzen besorgen. Vielleicht ja in der kommenden Woche, wenn vielleicht wieder Lockerungen greifen.

Das Höhere im Anblick der Bäume erkennen

Das Mai-Kalenderblatt meines großformatigen Baumkalenders ist auch wieder sehr eindrucksvoll. Ein stimmungsvoller Buchenwald, dessen Standort nicht näher angegeben ist. Aber dabei geht’s ohnehin um die Atmosphäre, das von oben einfallende Licht, die dadurch hervorgerufenen Abschattungen und Transparenzspektren des Blattgrüns, das Traumwaldartige, das die Anwesenheit von etwas Höherem erahnen lässt. Ein Symbolbild letztlich für das Aufscheinen des Göttlichen in der Natur. Solche Fotografien sind nur eine Möglichkeit, das zum Ausdruck zu bringen. Auch die andere Perspektive, die auf die vielen faszinierenden Details von Bäumen, ihrer Blätter, Blüten und Früchte, Ihrer Knospen, Äste und Wurzeln, können diese Höhere anzeigen und uns helfen, uns mit ihm zu verbinden.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.