Krisenperspektive

W. ist immer noch nicht dazu gekommen, das Brennholz abzuholen, das wir schon vor Wochen in Abschnitte gesägt und aufgestapelt hatten. Vielleicht werden wir es ja doch selbst dorthin transportieren und in dem Zuge auch anschließend den eigenen Vorrat wieder auffüllen. Auch wenn es skurril wirkt, im Frühsommer und in Erwartung eines wirklichen Sommerbeginns schon an die Holzofensaison zu denken. Es hat wohl mit der merkwürdigen Perspektive zu tun, in die uns die Krise gesetzt hat. Die scheint die Wahrnehmung massiv zu beeinflussen, fast so, als ob man sich das Jahresende herbeisehnte, die Hauptlast dieser Krise bis dahin hinter sich vermutend. Ein Zeitsprung mit zwischenzeitlichem Tiefschlaf ist wohl das, was man sich dabei durchaus vorstellen könnte.

Sommerwaldszenen

Mein Baumkalenderblatt für Juni zeigt eine sagenhaft atmosphärische und farbenreiche, von Licht durchflutete Waldszene. Man kann kaum glauben, dass es fotografiert ist, so feingliedrig erscheint jedes Blättchen, fast wie gemalt. Ich schätze, selbst mit meiner hochauflösenden Kamera und den neuen Objektiven könnte ich das so nicht realisieren. Da muss eine ganz besondere Technik zum Einsatz gekommen sein, vielleicht ja sogar eine analoge. Interessant, das Thema Wald im Sommer wurde auch gesprächsweise heute zum Thema. Demnächst werde ich mit S. K. ein Fotoshooting im dessen eigenem Waldstück durchführen, um damit eine neue Variante des Seminarangebots mit Bewegung an frischer Luft und in verzauberter Waldatmosphäre zu illustrieren.

Umgekehrtes Witterungsgefälle

Vielleicht hatten wir uns schon zu früh auf den Frühsommer gefreut. Vielleicht liegt es aber auch einfach an dem aktuellen Ost-West-Gefälle, das entgegen dem sonst Üblichen umgekehrt ist. Im Osten sind gerade die hohen Temperaturen und wir erleben eine Schmuddelwetterperiode mit Hochnebel und wenig Sommerfeeling. Aber immerhin haben wir das Gießen gespart, da die Erde kaum abtrocknet, und die Bäume können einige Tage länger Energie tanken, bevor die Photosynthese wieder richtig angekurbelt wird und das Blattwachstum sich fortsetzt. Ich nutze die daraus resultierende Ruhe, um meine Projekte konzentriert voranzubringen.

Arbeit an Efeu und Gartenbäumen

Nach dem Ausflug gestern war das ein willkommen ruhiger Sonntag, der uns durchschnaufen ließ, bevor die neue Woche die leicht nervige Anspannung dieses Krisenjahrs sich wieder fortsetzen lässt. Und schon habe ich das kommende Wochenende im Blick, an dem sicher wieder einige Gartenarbeiten anstehen, darunter der Rückschnitt des Efeus und das Umpositionieren des schweren Wassertanks, der ebenfalls mit Efeu überwachsen ist. Mit der Art, wie sich die übrigen Gartenbäume entwickeln, bin ich ganz zufrieden, wenn sie auch verspätet ihre Vitalität entfalten. Nur der kleine Pfirsichbaum mit den jetzt schon zahlreichen Fruchtanlagen macht mir etwas Sorge, da die Blätter überwiegend von einem Pilz befallen sind, die sie sich kräuseln lässt. Bei anderen Obstbäumen habe ich das oft beobachtet und weiß, dass es sich im Jahresverlauf auswachsen kann. So hoffe ich auch in dem Fall, dass der junge Baum diesen Befall gut wegstecken kann.

Verzögertes Baumjahr und Baumobstanomalie

Das Wetter war bei J. und W. auch nicht besser als zuhause, aber das war auch ganz gut, um die Blumen einzupflanzen, die bei der Gelegenheit auch eine erste Regendusche erhalten konnten. Nur für das Einsetzen der Sonnenblumen und Rizinusstauden war es zu nass, dass muss dann später an geeigneten Pflanzorten im Garten nachgeholt werden. Auch sonst ähnelt die Baumlandschaft dort der unsrigen. Alles sehr spät dran, aber immerhin schon überall satt grün. Und meine Beobachtung bezüglich des Baumobsts bestätigt sich auch dort: Die Früchte sind oft schon ungewöhnlich weit ausgebildet und zudem zahlreich vorhanden, während ansonsten das Blattkleid gerade seiner vollständigen Auffaltung entgegenstrebt. So ist diese insgesamt verzögert ablaufende Baumjahr mit dieser Anomalie bei Fruchttragen verbunden, für die mir aktuell noch eine schlüssige Erklärung fehlt, die ich aber mit amüsierter Verwunderung beobachte.

Anregung zum Höhenwachstum

Einige der in diesem Jahr unerwartet zahlreichen Wunderbäumchen werde ich morgen zu J. und W. mitnehmen. Sie werden in der dortigen schweren Erde zwar nicht so groß wie bei uns, aber die filigranen Blüten, interessant geformten Fruchtstände und die großen lappigen Blätter, überhaupt die Architektur der Pflanze, gefällt dort auch in kleinerem Maßstab genauso. Was ich mit den restlichen Exemplaren anstelle, weiß ich noch nicht, aber die Nachbarn sind möglicherweise ebenfalls interessiert, zumal in diesem Jahr alles so spät kommt und sich deshalb viele über zusätzliche vegetabile Anregungen und Highlights freuen dürften. Gut, dass es jetzt phasenweise auch wieder regnet. Das regt das Höhewachstum der Stauden zusätzlich an, auch bei den Sonnenblumen. Und die Bäume werden endlich ihre bisher noch schmalen Blätter ausbreiten können. Eben mindestens 5-6 Wochen später als gewöhnlich. Allerdings: Was ist in diesem Jahr schon gewöhnlich?

Feiertäglich anmutende Feiertage

Es ist schön und beruhigend, wenn ein Feiertag diese besondere feiertägliche Atmosphäre ausstrahlt, die ich persönlich mit Feiertagen verbinde. Das ist für mich fast immer der Fall, so auch an diesem, auch wenn ich zu Fronleichnam nicht dieselbe Verbindung habe wie zu den meisten anderen christlichen Feiertagen. Die extreme Sonne der letzten Tage war heute deutlich zurückgefahren, und auch das trug zu der ruhigen Ausstrahlung des Tages in der Wochenmitte bei. Draußen stärken sich die Pflanzen an den kühleren Nächten und leicht feuchten und wolkenbedeckten Tagen, um deutliche Wachstumsschübe gerade bei den Blättern zu entwickeln. Einen solche Schub hat der Efeubewuchs bei uns gemacht, so dass sehr bald ein Rückschnitt angesagt ist. Der wird aber erst in der kommenden Woche stattfinden können, da der Samstag erst noch von anderen Vorhaben auch mit Bezug zum Garten ausgefüllt sein wird.

Belebender Vollfrühling

Nach drei Supersonnentagen hintereinander war dieser Mittwoch „nur“ mit überdurchschnittlich viel Sonne gesegnet. Von mir aus kann das noch länger so weitergehen, zumal es trotzdem nicht so aggressiv heiß und unangenehm schwül wie im Spätsommer ist, sondern eben jene angenehme Frühsommer- oder, wie es im Wetterbericht hieß, Vollfrühlingswärme vorherrscht. Ich freue mich auf gute Wachstumsbedingungen für alles, was grünt und blüht. Und auf kosmische Unterstützung für die Belebung der Lebensgeister und des Gemüts, die wir nach langer Krisenverarbeitung so dringend benötigen.

Späte Gartenbäume

Alles Grün beginnt jetzt im Garten zu wuchern. Die Efeuhecken haben in den beiden vergangenen Wochen enorm viel junge Blätter gebildet und drohen mal wieder zu opulent zu werden. Da ist ein Rückschnitt dringend erforderlich, wohlwissend, dass es nicht der letzte Wachstumsschub dieses Jahres gewesen sein wird. Erfreulicherweise kommen jetzt dank der Sonne auch die Gartenbäume stärker in Tritt, lassen endlich ihre Blätter wachsen, auf eine stabile Witterung in nächster Zukunft vertrauend. Und auch die Sommerblumen gedeihen gut, nur dass die extreme Sonneneinstrahlung in ihrem aktuellen Wachstumszustand noch nicht gut vertragen. Da müssen wir immer wieder etwas abpflücken, was in der Sonne verdorrt war oder das Pflanzgefäß etwas verschieben, um zu starke Einstrahlung zu verhindern. Aber ich gieße auch regelmäßig und schon jetzt recht viel, und zwischendurch ist uns ja immer noch auch wechselhaftes Regenwetter vergönnt, über das sich alle Grünpflanzen sehr freuen.

Die lichtreichsten Tage

Es war wieder so ein extrem sonnenreicher Tag, ähnlich gestern, auch wenn ich einen Blick auf die Fotovoltaik werfe. Und tatsächlich, beim Blick auf die Statistik stelle ich fest, dass während des Mais und Anfang Juni regelmäßig die sonnenlichtintensivsten Tage des ganzen Jahres fallen. Im Hochsommer sind in der Regel solche Spitzenwerte in Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung nicht mehr zu erwarten. Aber natürlich ist das nur die Seite der Zahlen. Viel wichtiger für uns ist die belebende Wirkung von so viel Licht, und dass dieser Durchbruch des Frühlings bzw. Frühsommers die Stimmung der Menschen verbessern kann. So hoffen wir auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Sonnenlichts über die Sommermonate und dass die Extreme der letzten Jahre ausbleiben. Die sind für Menschen und Pflanzen, ganz besonders für die Bäume, nämlich eher belastend gewesen.

Reizvolle Naturdetails

An dem ersten Frühsommertag, der wirklich durchgehend sonnig ausfiel, waren viele Menschen unterwegs. Man sah ihnen förmlich an, wie sie die Bewegung in der Landschaft, bei Sonne und angenehmer Wärme genießen. So wie es sich in den vergangenen Tag angekündigt hatte. Das wirkt der sich gerade wieder auflösenden Krisenstimmung weiter entgegen, wohl mehr als manche administrative Maßnahme. Auf meinem Lieblingsweg habe ich wieder einmal, wie zuletzt häufiger über die Sommermonate, den Reiz der Wiesenkräuter als fotografisches Motiv erkannt und einige Versuche unternommen. Die Ergebnisse sind vereinzelt auch ganz gelungen, mehr ist bei diesem komplexen Motivfeld nicht zu erwarten, hängt das Gelingen doch sehr stark vom Zufall ab, gerade weil die natürlichen Strukturen in so einer Wiese enorm vielgestaltig und sich überlagernd sind, so dass ganze Serien notwendig sind, aus denen am Ende einige wirklich gute Einstellungen herausgefiltert werden können. Unter den so ausgefilterten Motiven sind aber durchaus solche, die in ihrer natürlichen Eindrücklichkeit manches Baumdetailfoto noch übertreffen können. Aber auch bei den Bäumen tut sich wieder etwas. Heute besonders auffällig schien mir die zwar wie immer unauffällige Blüte des Pfaffenhütchen-Strauchs, die aber außerordentlich üppig ausfällt und im Spätsommer sehr viele rosa-orangene Pfaffenhütchen erwarten lässt.

Blüte des Pfaffenhütchens im Frühling 2021

Etappenziel zum Sommergarten erreicht

Ausnahmsweise war ich an diesem Wochenende einmal nicht kunsthandwerklich beansprucht. So konnte ich mich heute der Gartenarbeit widmen. Eigentlich überfällig, aber die Vorbereitungen waren ja schon gemacht, und für diesen Teil der Arbeit, dem Einpflanzen der vorgezogenen Blumen und Stauden, dem Umpflanzen anderer Gewächse, Auffüllen von Rindenmulch und der Aussaat weiterer Arten in die Gartenerde war erst jetzt wieder Gelegenheit, an dem ersten wirklich sonnenreichen Tag seit Wochen. Auch die Vorhersagen lassen auf einen Start in den Frühsommer hoffen, was den Pflanzen einen Wachstumsschub verleihen wird. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt weit fortgeschritten sind mit dem Anlegen und Ausgestalten unseres Sommergartens. Es passt zu der eigentümlichen Verzögerung in diesem Jahr, dass auch die Gartenbäume für die Zeit noch wenig entwickelt sind. Der Walnussbaum, der Ginkgo, die Feigenbäume, erst recht die Gleditschien haben zwar schon Blätter ausgebildet, die sind aber noch winzig und wollen nicht richtig voran. Und dann ist da dieser skurril wirkende Umstand, dass bei einigen Arten schon Früchte erscheinen, bevor überhaupt Blätter richtig ausgebreitet sind. Überdeutlich beobachten wir das bei dem kleinen Pfirsichbaum. Der trug schon im Vorjahr für sein geringes Alter erstaunlich viele große Früchte. Und wenn in diesem Jahr alle zur Reife kommen, die jetzt schon als kleine grüne Kugeln zu sehen sind, wird das eine Wahnsinnspfirsichernte. V. meint, dass es für die Zwetschgen und Mirabellen in diesem Sommer auch sehr gut aussieht. Klasse, das bedeutet viele leckere Hefekuchen, die wir einfrieren und übers Jahr genießen können.

Kurs auf Frühsommer

Es geht nun doch endlich in Richtung Frühsommer. Einige Sommerblumen konnte ich heute noch nachkaufen, eine für den noch nicht bestückten Pflanztopf bei uns und die übrigen für J., da das dieses Jahr mit der Pflanzenlieferung nicht funktioniert hat. V. ist guten Mutes, dass die Honigsaison jetzt endlich beginnen kann, nachdem die eigentlich gute Frühtracht vollständig ins Wasser gefallen war bzw. die Bienen den Honig selbst verspeist hatten. Mit wärmerem und sonnenreicherem Wetter wird sich das Blatt hoffentlich wenden. Jetzt wohl v. a. mit Weißdorn und bald auch mit Robinienblüten. Eine merkwürdige Beobachtung hat V. bei unserem Maulbeerbaum gemacht. Obwohl er bisher kaum Blätter ausgebildet hat, sollen sich bereits Früchte, zwar noch winzig, an den Ästen zeigen. Den Baum hatte ich erstmals seit Jahren im Frühjahr nicht zurückgeschnitten. Aber dass es daran liegen sollte, kann ich nicht glauben. Und warum jetzt schon Früchte erscheinen, kommt mir ebenfalls seltsam vor. Wir müssen das noch genauer im Auge behalten.

Wechselseitige Spiegelung

Die technisch-digitalen Aufgaben nehmen mich wieder einmal vollständig in Beschlag. Ein Thema, das mich in diesem Jahr noch sehr lange und intensiv beschäftigen wird. Umso mehr kann ich die Zwischenzeiten genießen, wenn das Wetter und die Zeit es denn zulassen, in denen ich einfach raus in die Landschaft gehe, beobachte, fotografiere und Eindrücke an und um die Bäume herum sammle. Diese Eindrücke sind immer wieder anders und eigentlich unerschöpflich, so wie die Bäume selbst diese universelle Symbolkraft und eindrückliche Individualität verkörpern, die sich im Zeitverlauf und abhängig von Umweltveränderungen ebenfalls mit verändert. Es ist spannend die Veränderungen und Entwicklungen im natürlichen Außen mit der eigenen Entwicklung parallel zu betrachten und aus dieser wechselseitigen Spiegelung Erkenntnisse zu gewinnen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.