Herbstliche Fotopläne

Gemessen an meinen Planungen ist die Entwicklung meines fotografischen Portfolios in diesem Jahr sehr unterentwickelt geblieben. Bis jetzt jedenfalls. Falls ich das noch sollte korrigieren können, werden es wohl Herbstbilder werden. Eigentlich so wie im letzten Jahr, als mir eine Reihe ganz guter Herbstblattaufnahmen, von bunt gefärbten Blättern einer Weinlaubsorte gelungen sind. Aus neuen Holzstrukturbildern ist nichts geworden, die Nahaufnahmen von Blättern und Blüten konnte ich auch nicht wirklich erweitern. Und auch die Oberflächenstrukturen, ein weiteres Lieblingsthema, lagen weitgehend brach. Also ein neuer Anlauf im Herbst, aus dem Eindruck der herbstlichen Farben heraus und wieder einmal motiviert von den jahreszeitlichen Veränderungen, die sich am Beispiel und im Bild der Bäume so plastisch illustrieren lassen.

Feigenbaum-Specials

M. wünscht sich wieder neue Feigen, die sie besonders gern als Beilage zum Abendessen genießt. Aber wie in den Vorjahren tut sich bei dem Feigenbaum zurzeit wenig. Die meisten der ziemlich zahlreichen Früchte haben inzwischen die gleiche Größe erreicht – und stagnieren dabei. Das ist eigentlich in dieser Phase des Hochsommers immer so. Wochenlanger Stillstand trotz Wärme und viel Licht, und jetzt ja noch zusätzlich reichlich Wasser. Es ist so, als ob der Baum vor dem großen Ausreifen der Früchten noch einmal Luft holt, um später seine ganze Energie in die Qualität der Früchte zu investieren. So scheint es einem tatsächlich, auch wenn man es nicht versteht.

Autobiografiearbeit

Es braucht eigentlich nur die Nähe zu einem ehemals eindrucksvollen Ort, um quasi nahtlos an die frühere Erfahrung anzuknüpfen. So erschien mir der Ausstellungsraum in der Mühle, den ich vor 15 Jahren für eine Ausstellung eigener bildhauerischer Arbeiten nutzen konnte, so vertraut, als ob ich ihn ständig besuchen würde. Das Bild, die Proportionen und die Aufteilung der beiden Räume hatte sich mir schon während der damaligen Vorbereitungen eingebrannt, denn diese Räume waren wesentliches Element der Präsentation und der Wirkung der Arbeiten im Raum. So fand ich es schön, an diesem Ort wiederum Holzarbeiten betrachten zu können, und vor allem, die Künstlerin wiederzusehen, die ich damals für das Stauseeprojekt gewinnen konnte. Auch das Gespräch mit H.G. S. hat diese Zeit aus der Erinnerung hervorgeholt und wieder sehr lebendig werden lassen. Ein Stück Autobiografiearbeit steckt somit immer in solchen Begegnungen, die umso deutlicher zeigen: Nichts geschieht zufällig, insbesondere nicht das wiederholte Zusammentreffen mit Menschen.

Sich Erden durch Naturbeobachtung

Im Urlaub würde man von Reizklima reden und damit etwas Gesundheitsförderndes meinen. Ohne Urlaub, im Arbeitsalltag erlebt, wirkt es dagegen eher hemmend und verstärkt den Eindruck, die Ferienzeit in unserer Region hat die Menschen in eine Art Ausnahmezustand versetzt, der normales Arbeiten an Projekten unmöglich macht. So konzentriere ich mich außerhalb der Projektarbeit vor allem auf die kleinen Dinge, die ich an der Entwicklung der Bäume und sonstigen Pflanzen in meiner Umgebung beobachte und die zu jeder Zeit wieder spannend und anders sind. Diese durchgehende Naturbeobachtung wirkt auf mich erdend und bringt mich mit dem näher zusammen, was man das Grundlegende nennen könnte. Es ist dies in heutiger Zeit nichts selbstverständlich Präsentes mehr. Vielmehr muss man es sich immer wieder quasi erarbeiten. Ein Preis des Fortschritts, der die Frage aufwirft, ob er nicht zu hoch ist und längerfristig tatsächlich eine Weiterentwicklung zu besserem Verstehen, höherem Bewusstsein, klarerem und effektiverem Handeln bedeutet.

Erste Frucht vom neuen Baum

Mit dem Ergebnis der heutigen Holzarbeit bin ich sehr zufrieden. Zumal es rechtzeitig fertig wurde, um Ende kommender Woche verschenkt zu werden. Die Kombination des individuellen Lebensbaums mit der Art, die für ewiges Leben und extreme Ausdauer steht, scheint mir für den gegebenen Anlass die richtige Wahl. Auch habe ich dafür einen sehr schönen, weil typisch wirkenden Abschnitt erwischt, der die Besonderheit der Lebensbaum-Art in markanter Weise augenfällig macht. M. wird heute Abend die erste Frucht unseres neuen, noch sehr kleinen Feigenbaums essen können. Das kleine Bäumchen hat schon eine größere Zahl von Früchen angesetzt, die ansonsten aber noch nicht ausgereift sind. Diese eine hatte es besonders eilig. Und sie sieht sehr gut aus, richtig dunkelblau gefärbt, fast wie aus dem Geschäft, in dem türkische Feigen angeboten werden. Es scheint tatsächlich eine spezielle Züchtung zu sein, deren Früchte sich rein äußerlich von den uns bekannten unterscheiden. Die Oberfläche wirkt samtiger, die Farbe irgendwie gestreift. Vielleicht liegt es aber auch am jugendlichen Alter des Baums. In eine paar Jahren werden wir es genauer wissen.

Standortabwägungen für Gleditschie

V. hätte nichts gegen die Idee, die größere unter den jungen Gleditschien am jetzigen Standort in die Erde zu pflanzen. Damit hätte ich nicht gerechnet, bin mir aber selbst nicht sicher, ob das die beste Idee ist. Denn wenn der Baum einmal ausgewachsen ist, versperrt der Stamm natürlich ein Stück weit die Sicht auf den Garten. Das ist insofern noch einmal zu überdenken. Schade fände ich es aber, wenn V. ihn mit zum Bienenhausstück nimmt. Dort kann ich seine Entwicklung nicht regelmäßig verfolgen. Und gerade diese Beobachtung ist ja gerade das spannende. Ich hoffe deshalb, wir finden eine Standortlösung in Sichtweite, die für uns alle und den Garten ein Gewinn ist.

Herbst im Sommer

In den letzten Wochen konnte ich das immer wieder beobachten. Beim Spaziergang heute schien es mir aber besonders deutlich, dass nämlich die Blätter und Früchte vieler Bäume und Sträucher bereits wie sonst erst im Spätherbst aussehen. Mit herbsttypischer Verfärbung und Degeneration der Blätter und der Dehydrierung der Früchte, die so gewöhnlich viel später eintritt. Natürlich hat auch dieser Zustand, wie hier bei den Ebereschen, seinen ganz eigenen Reiz, insbesondere bei hochsommerlichem Licht. Ein merkwürdige Kontrast dazu, dass sich alle Pflanzen nach den Regenfällen der letzten Tage wieder sehr vital zeigen und sie ansonsten sehr erholt wirken.

Herbstlich anmutender Ebereschenzweig im Hochsommer
Herbstlich anmutender Ebereschenzweig im Hochsommer

Zukunftsplan für eine Gleditschie

Der jetzige Standort der größten unserer drei herangezogenen Gleditschien wäre im Garten der einzig denkbare endgültige Standort. Noch wurzelt der junge Baum in einem Pflanztopf. Aber wenn er je einen kräftigen Stamm ausbilden soll, der sein jetzt schon beachtliche Höhe von mindestens 2 Metern stabil tragen kann, dann müssen wir ihn natürlich in die Erde pflanzen. Ich weiß nicht, was V. und M. davon halten, will das Thema demnächst aber einmal ansprechen. Ungewöhnlich wäre es schon, da dieser Standort eigentlich immer von einem Trockenbeet mit Polsterstauden und anderen kriechenden Pflanzen ausgefüllt war. Wenn dort einmal ein größerer Baum stünde, würde das die Geometrie des Gartens schon verändern. Wir werden uns das gut überlegen müssen, oder eben einen Standort außerhalb des täglichen Sichtfeldes finden.

Freundlicher Sommer

Die vergleichsweise kühlen Temperaturen tuen inzwischen gut, da man sich seit einigen Tagen wieder daran gewöhnen konnte. Sicher eine Zeit der Erholung auch für die Pflanzen und Bäume. Und die nächste Hochsommerphase, wenn auch nicht so heftig wie zuletzt, erwartet uns schon gegen Ende der Woche wieder. So hat sich der Sommer noch nicht aufgegeben, gestaltet seinen Verlauf vielmehr menschen- und pflanzenfreundlich und gibt uns kaum Anlass zum Klagen. Ich freue mich auf die entspanntere, weil private Holzarbeit der nächsten Tage, die das ansonsten konzentrierte Arbeiten an virtuellen Projekten flankiert und ein Stück weit ausgleicht.

Frischer Walnusslikör

Sechs Wochen sind mehr als ausreichend, denn im Rezept ist von 4-5 Wochen die Rede. Der Ansatz mit grünen Walnüssen in klarem Schnaps, darin verschiedene Gewürze wie Nelken, Vanilleschoten und Rosinen, stand zuvor auf der Fensterbank, bei den Temperaturen der vergangenen Wochen sind das gute Bedingungen. So ist die Flüssigkeit nach dem Abseihen auch typisch schwarzbraun und gesättigt ausgefallen. Streng nach Rezept habe ich zu dem Liter noch einen halben Liter Rohruckerlösung gemischt, die ich mit braunem Rohrzucker vorbereitet hatte. Das Ganze ruht jetzt weitere Monate im dunklen und kühlen Keller. Dann werde ich es noch einmal filtern, um die Schwebstoffe zu entfernen. Auf die Qualität des fertigen Walnusslikörs 2015 bin ich sehr gespannt.

Überfällige Korrektur

Wir haben schon sonnigere Mariä Himmelfahrtstage erlebt. Eigentlich passt Sonne auch besser zu diesem Feiertag, der Symbolik der Kräutersträuße und dem Feiertäglichen an sich. Die regnerischen Phasen aber, die für mich den Scheitelpunkt dieses Hochsommers markieren, und die deutlich gesunkene Temperatur haben uns ein wenig der über den Sommer entstandenen Hochtempostimmung entrückt. Und das unterstützt den Feiertag dann auch wieder. Insgesamt finde ich es sehr erholsam, beim Blick aus dem Fenster endlich wieder tropfendes Weinlaub zu sehen, und beim Blick in die Landschaft sich erholendes Grün, das zuletzt dem langen Wassermangel zum Opfer zu fallen drohte. Höchste Zeit für diese Korrektur, auch wenn der Biorhythmus wieder auf die Probe gestellt wird. Der erholsamere Spätsommer kann jetzt gerne beginnen und soll möglichst lange halten.

Kräuterstrauß 2015

Strauß aus Wiesenkräutern

M. wäre heute Nachmittag eigentlich gerne länger am Waldrand geschlendert. Wir waren noch dorthin gefahren, nachdem die Kräutersuche auf den Brachflächen und Wegrändern im Industriegebiet zwar erfolgreich, aber noch zu artenarm ausgefallen war. Dort am Wald haben wir dann noch mehr Rainfarn gefunden, wegen der goldgelben Blütenköpfe eines unserer Lieblingskräuter, aus dem wir gerne auch einen separaten Strauß bilden. Aber es waren auch noch einige weißblühenden dabei, wie z. B. die Wilde Möhre, die sich im traditionellen Kräuterstrauß zu Mariä Himmelfahrt auch wegen der gleichzeitig am Stängel befindlichen Fruchtdolden sehr dekorativ macht. Da wir nicht ganz so kräuterkundig sind, sind uns die Zuordnungen bzw. Namen vieler anderer gesammelter Arten allerdings nicht bekannt. Es sind eigentlich immer die gleichen, die man an den Wegrändern findet. Nur variieren ihre Häufigkeit und ihr Entwicklungsstand unmittelbar vor dem 15. August von Jahr zu Jahr. Am schwierigsten war es diesmal, zwei Königskerzen zu finden. Die wenigen, die wir sichten konnten, waren schon verblüht oder ganz vertrocknet. Am Ende ist es dann doch noch eine lange und eine etwas zu kurze geworden. Letzter haben wir im Zentrum des Straußes so platziert, dass sie dennoch die Spitze bildet.

Kauziges Feigenbaumindividuum

Die Äste des Feigenbaums hängen in diesem Sommer ganz tief. Unter dem Gewicht der größer werdenden Früchte und lappigen Blätter. Aber auch, weil der Baum durch die Lichtkonkurrenz der nebenstehenden höheren Bäume sich immer weiter verbreitert hat. Vielleicht ist das auch der Grund für den merkwürdigen Umstand, dass diesmal alle Früchte an den Endtrieben sitzen. Der Baum hat in Stammrichtung gar keine neuen Triebe mehr ausgebildet, dementsprechend auch keine Blätter. Alles spielt sich in den Randbereichen ab. In Verbindung mit dem stark geschädigten Grundgerüst, den vielen morsche Abschnitten des Stamms und der stärkeren Äste, macht er inzwischen einen undefinierbaren Eindruck. Eine kauzige Gestalt, von dem man nicht so genau sagen kann, wie man sie findet. Ein starker Überlebenswillen ist ihm auf jeden Fall zu eigen. Wir werden im Frühjahr wissen, um der ausreicht, um ihm tatsächlich eine Zukunft in einem Klima zu ermöglichen, das seiner Art nicht optimal entspricht.

Marmeladenvorlieben und Honig

Selbst die Brombeeren fallen in diesem Sommer eher reduziert aus. V. hatte Probleme, geeignete zu finden, da er seine berühmte Mischung aus Nashi-Birnenfrucht und Brombeeren zu Marmelade verarbeiten wollte. Tatsächlich gehört diese Erfindung zu den Marmeladen-Highlights der letzten Jahre. Und wenn meine Favoriten „Blaubeere“ oder „Ingwer“ ausgegangen sind, greife ich meist auf diese Sorte zurück, die wir noch aus den Vorjahren im Vorrat haben. Am liebsten ist mir allerdings der eigene Honig, der Dank des mutigen Neuanfangs, den V. gewagt hat, dieses Jahr wieder reichlicher floss. Bis er an das Niveau früherer Zeiten anknüpfen kann, sind aber noch einige Hürden zu nehmen. Vor allem muss er das richtige Behandlungsverfahren herausfinden. Erkundigungen dazu hat er genügend eingenommen, aus der Fachpresse und von Kollegen. Hoffen wir, dass der Zustand der Völker im kommenden Frühjahr ein positiver sein wird.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.