Waschküchenatmosphäre

Diese Tage lassen an den tropischen Regenwald denken. Dieser Wechsel zwischen Regen und sonnigen Phasen, die die Feuchtigkeit sogleich wieder verdunsten lassen, erzeugen diese Waschküchenatmosphäre, die eigentlich jeden unkonzentriert werden lässt. So wirkt diese Zeit vor dem Höhepunkt des Sommerurlaubs eher lähmend. Gut, um Begonnenes weiterzuführen und abzuschließen. Eher schwierig dagegen, Neues zu beginnen. Immerhin, die Regentonnen sind wieder halb gefüllt. So retten wir uns doch noch vor dem Gießwassernotstand. Wenn es wieder trockener wird, werden wir diese Vorräte dringend brauchen, u. a. für die drei wachsenden „Wunder-Bäume“.

Lichtkonkurrenz

Die Weinreben haben wir im letzten Herbst schon so umgeleitet, dass sie das Zentrum des Gartenareals nicht mehr überschatten. Das war dringend notwendig, damit der kleine Feigenbaum eine Chance hat, in die Höhe zu wachsen. Bisher stand er aus dem Grund im Halbschatten. Jetzt aber versuchen von den Rändern her erneut verschiedene Triebe, den Innenraum zu erobern. Ich habe sie deshalb wieder per Hand umgeleitet und hoffe, sie werden auch mit dieser Richtungsänderung einverstanden sein. Es ist an der Zeit, den Feigenbaumnachfolger stark, hoch und stabil zu machen. Von unserem alten Feigenbaum ist nämlich nur noch eine Ruine geblieben, die ziemlich sicher ihren letzten Sommer erleben wird. Schade, aber wir haben uns in den letzten Jahren sehr viel Mühe gegeben, ihn zu retten. Zuletzt leider erfolglos.

Sommerlicher Efeuschnitt

Die Efeuhecke an unserer Einfahrtsmauer präsentiert sich jetzt wieder in gewohnt schlanker Form. Das hat gestern mehr als eine ganze Grünschnitttonne gefüllt und ca. zwei Stunden gedauert. Ein immer wieder anstrengendes Zurückschneiden, da ich mich der unterschiedlich im Unterholz gewölbten Oberflächenform anpassen muss, will ich keine größeren Löcher produzieren, die immer sehr hässlich wirken. Das sollte jetzt für einige Monate wieder reichen, allerdings wird es keineswegs der letzte Rückschnitt in diesem Jahr gewesen sein. Gegen August hin wird die Sonne weitere lange Triebe hervorgebracht haben und dann gibt’s auch wieder eine Neuauflage. Für M. habe ich einige Zweige von dem älteren Abschnitt der Hecke zur Seite gelegt, die gewöhnlich kleine und dunklere Blätter austreibt. Sie will, einem Tipp folgend, sie testweise als Waschmittelzusatz verwenden. Bin mal gespannt, ob das funktioniert.

Sommerliche Gartenstreifenoase

In Vs Abwesenheit müssen wir uns natürlich auch um das Bienenhausgrundstück kümmern, das sonst nicht in unseren Bereich fällt. Für die Bäume dort ist die Hitze bislang kein Problem, im Gegenteil sind sie es, die es schaffen, ein schattiges Kleinklima innerhalb der schmalen Gartens zu schaffen, in dem die verschiedenen Gemüse gut gedeihen können. So haben wir bei der Gelegenheit die Zucchini und die Busch- und Stangenbohnen mit Regenwasser gegossen. Und auch die Wassertränke der Bienen haben wir aufgefüllt, damit sie auch in den nächsten Tagen, in Ermangelung von Niederschlägen, noch genügend Feuchtigkeit aufnehmen können. Das ist ja auch für die Honigproduktion nicht unwichtig. In dieser Zeit des Jahres ist die Atmosphäre dort besonders schön, so dicht und grün, so schattig und gleichzeitig sonnendurchflutet zeigt sich der Ort. Leider sind wir es gewohnt, uns immer nur kurz dort aufzuhalten. Denkbar wäre es aber durchaus, einmal ein Sommerpicknick oder Ähnliches dort durchzuführen.

Ein fehlender Gemeinschaftsbaum

Ein anstrengender Tag mit viel Fahrerei. Aber mir war gestern schon klar, dass V. nicht drum herum kommt, die medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So kamen wir nach einigen Jahren erneut an den Ort, den wir schon so häufig über längere Phasen besuchen mussten. Eine merkwürdige Vertrautheit macht sich dabei bemerkbar. Und doch ist es jedes Mal etwas anderes, begegnet man anderem Personal, geht es auch von der Sache her um etwas anderes. Die Konstanten sind aber die räumlichen Eindrücke, das Atmosphärische des Ortes, vor allem des begrünten Innenhofs der großflächigen Anlage. Und da ist mir sofort etwas aufgefallen, gerade weil es plötzlich fehlte. Die riesige Linde, die am Rand des Hofmittelpunktes Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte an ihrem Standort ausgeharrt hatte und den Eindruck sehr stark mitgeprägt hat. Beim Hinweg war ich mir noch etwas unsicher. Aber beim Rückweg habe ich ihn dann entdeckt, den Stumpf mit gewaltigem Durchmesser, aus dem schon wieder junge Triebe buschartig ragen. Schwer verständlich, warum sie gefällt werden musste. Aber man kann natürlich nicht in einen Baum hineinsehen. Vielleicht war sie einfach zur Gefahr geworden. Mit diesem gewaltigen Baum, der mit seiner Art zudem wie geschaffen war für den Innenhof eines Krankenhauses, ist aber etwas ganz Wesentliches verloren gegangen. Nur wer zum ersten Mal dorthin kommt, wird den Verlust nicht bemerken.

Intensität, Eindrücklichkeit und Emotionalität der Lebensbaum-Hölzer

Immer wieder erhalte ich Anfragen, die die Lebensbaum-Symbolik der Hölzer individuell interpretieren, diese Symbolik in den Kontext einer bestimmten Veranstaltung, eines besonderen Ereignisses stellen. Eine Taufe war es kürzlich, ein Schulabschluss ist es jetzt gerade, der von einem Erzeugnis aus der Wunschbaum-Manufaktur begleitet wird. Bezüge zu den Lebensbäumen der Beteiligten stehen in der Regel im Mittelpunkt des Interesses. Eine rein symbolische Aussage mit Erinnerungswert auch für spätere Jahre. Das trifft eigentlich den Kern dessen, worum es mir selbst mit den Produkten geht. Schön, dass auch 16 Jahre nach dem Start des Projekts die verbindende symbolische Kraft der Lebensbaum-Hölzer nichts an Intensität, Eindrücklichkeit und Emotionalität eingebüßt hat.

Beflügelnder Hitzesommertag

Ein Einundzwanzigster, der als echter Sommer- und Hitzetag gekennzeichnet war. Immerhin hat das im Fall von Vs Indisponiertheit die Entscheidungen beschleunigt und die Behandlung zunächst einmal in eine unaufwändige Richtung gelenkt. Am frühen Morgen haben wir, um dem Fall der Fälle zuvorzukommen, bereits die jüngste Honigernte eingeholt. Ich war V. diesmal behilflich, weil es sonst wohl zu anstrengend geworden wäre. Und die Aktion wurde dann auch mit annähernd zwei Eimern neuen Honigs belohnt. Den Verlust an Schlaf können wir nachholen, alles um der Kontinuität willen. Im Garten, das konnte ich beim abendlichen Gießen wieder feststellen, entwickelt sich alles sehr zufriedenstellend. Nur der alte Feigenbaum gibt ein erbärmliches Bild ab. Eigentlich nur, weil V. darauf bestand, ihn in diesem Sommer noch an seinem Standort zu belassen. Ich hätte es eigentlich vorgezogen, ihn bis auf den Wurzelstock zurückzuschneiden, um einen Neuanfang als buschiges Gewächs einzuleiten. Ich schätze, darauf läuft es spätestens im nächsten Jahr ohnehin hinaus.

Die Anfänge des Rizinus

Die Rizinus-Pflanzen nehmen langsam, aber erkennbar Gestalt an. Wahrscheinlich wird sich das Höhewachstum irgendwann rasant beschleunigen. Anfangs sind sie noch eher zögerlich, aber die wilde Gestalt kann jetzt schon erahnt werden. Auch kann ich mir gut vorstellen, wie sie sich zu baumartigen Gebilden auswachsen. Schade nur, dass wir nicht in den Tropen leben und ihre Präsenz als tatsächliche Bäume mit verholztem Stamm uns deshalb vorenthalten bleibt. Ich bleibe gespannt darauf, sie als „Wunderbäume“ im späten Hochsommer zu erleben.

Sommerpräsenz

Die Hitze des Nachmittags habe ich während der Arbeit mit den verschiedenen Hölzern gar nicht so dramatisch wahrgenommen. Sehr warm wohl, aber zwischendurch gab es eben auch leichten Wind, der es angenehm gestaltet hat. Und dieses viele Licht tut ohnehin gut. Solche Temperaturen, vor allem in Form trockener Wärme, vertrage ich sehr gut. Dann macht gerade die handwerkliche Arbeit viel Freude. Mit der wuchernden Gartenkulisse im Rücken, in den kurzen Arbeitspausen auch im Blickfeld und während des immer mehr Zeit in Anspruch nehmenden Gießens im Fokus der Aufmerksamkeit stehend ist mir der Sommer sehr präsent.

(Selbst-)Beobachtendes Schreiben

Der erste Roman, den ich von dem mir bis vor kurzem unbekannten deutschen Gegenwartsautor lese, ähnelt in seinem Schreibstil sehr dem Tagebuch, durch das ich diesen Schriftsteller kennen und schätzen gelernt habe. Dieses genaue Beobachten, das ein Selbstbeobachten immer einschließt, scheint seine literarische Herangehensweise zu bestimmen. Für einen kommunikationswissenschaftlich ausgebildeten Menschen ist das natürlich sehr interessant. Vielleicht ist es etwas ganz Ähnliches, was ich seit vielen Jahren mit dem Baumtagebuch verfolge. Beobachtungen, häufig Selbstreflexionen festzuhalten, aber immer mit thematischem Bezug zu den Bäumen und immer spontan, nicht groß geplant oder konstruiert, das ist es, was ich umzusetzen versuche. Es ist für mich ein Schreiben, das zu dem ansonsten auf Kunden zugeschnittenen Sprachdenken in Marketingkategorien einen Gegenpol darstellt. Möglicherweise aber auch eines, das sozusagen außer Konkurrenz läuft, dessen Absichtslosigkeit Voraussetzung dafür ist, dass die Gegenstände des Beobachtens sich mit Bedeutung aufladen. Das immer an ein Ziel oder einen vordergründigen Zweck zu knüpfen, würde das ganz Projekt zerstören und meiner Vision eines Freiraums für zweckfreie Kommunikation zuwiderlaufen.

Harter Holzarbeitstag

Mal wieder ein echter Kraftakt. Aber durch das ganztägige Holzarbeitsprogramm konnte ich den Plan umsetzen, die Hälfte der aktuell anstehenden Armbänder fertigzustellen. Die zweite Hälfte ist so weit vorbereitet, dass sie Anfang der Woche in einem weiteren Nachmittagskraftakt ebenfalls zum Abschluss gebracht werden kann. Apfelbaum, Pappel und Eibe waren heute an der Reihe. Es folgen noch Walnussbaum, Weide und Hainbuche. Bei schweißtreibenden Temperaturen, die für die nächsten Tage vorhergesagt sind, wird das keine leichte Aufgabe. Aber ich freue mich darauf.

Besondere Gartenatmosphäre

Eine gewittrige Wetterstimmung, und gleichzeitig spürt man die kommenden Hitzetage voraus. Der Regen will trotzdem in unserer Gegend nicht kommen. Vergeblich die aufgestellten Zusatztonnen fürs Regenwasser. So muss vorerst noch der vorhandene Vorrat ausreichen. Jetzt zeigen auch die Gartenbäume erkennbaren Mut und breiten ihre Blätter dichter aus. Man merkt, dass sie die Sonne optimal einfangen wollen, um mehr Energie für ihr Wachstum zu erzeugen. Ein Garten im Aufbruch zum sommerlichen Höhepunkt sozusagen. Der könnte so in sechs Wochen erreicht sein. Ich freue mich darauf, diese Entwicklung zu beobachten, und auf viele Freizeit- und Arbeitsstunden in der besonderen Atmosphäre des Gartens im Sommer.

Vor der Sommersonnenwende

Keine schlechte Sonnenstundenbilanz bis hierher. Mitte des Monats sehe ich mir das gerne genauer an. Aber ein Rekordmonat in Sachen Sonnenlicht wird es auch nicht werden. Es hängt eben vom weiteren Verlauf ab. Ob die extrem hellen Tage um die Zeit der Sommersonnenwende dominieren oder wir doch längere bedeckte Phasen erleben. Aus dem Auffüllen der Regenwassertonnen ist heute leider nichts geworden. Ein kurzer heftiger Regen wäre doch nicht schlecht gewesen. Aber so wird es wohl bei der gewittrigen Atmosphäre bleiben und in die trockene Hitze erneut übergehen. Ich habe heute verschiedene Tipps für neue Baumliteratur erhalten. Interessant, dass sich nun einige mit neuen Publikationen indirekt auf den Bestsellerzug Peter Wohllebens aufsetzen, indem sie in ähnlicher Aufmachung die Wald- und Baumthemen von einer etwas andere Warte aus betrachten oder gar im Titel impliziert sich von der Bestsellereuphorie absetzen. Vielleicht ja nur eine Marketingstrategie.

Gartensommerfeeling

Es ist die Zeit des Frühsommers, in der sich der Garten verdichtet. Alle Stauden und die Bäume sowieso sind auf einem guten Weg. Man sieht ihnen an, dass sie nicht mehr aufzuhalten sind. Bei den Temperaturen ist da mehr Gießarbeit angesagt als in den durchschnittlichen Vorjahren. Gut, dass wir zusätzliche Auffangbehälter für Regenwasser aufgestellt haben. Bei einigen Arten sehe ich die Erwartungen zwar noch nicht erfüllt, aber ich bin zuversichtlich, dass auch die sich bei anhaltender Wärme positiv entwickeln werden. Von unserem missglückten Rasen abgesehen kann das eigentlich nur ein sehr grüner, blühender und von hohen Stauden nur so eingefasster Gartensommer werden. Dass ich bei der vielen Kreativarbeit mit verschiedenen Hölzern sehr viel Gartenatmosphäre aufnehmen kann, ist für mich jetzt schon ein markantes Privileg dieser Saison.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.