Rückblickstag

So ein runder persönlicher Feiertag fühlt sich eigenartig an. Auch wenn diese Tage für mich nicht die große Bedeutung haben. Ein Gedanke, den man dabei haben kann, wie V. es ausgedrückt hat: Jetzt ist das halbe Leben schon vorbei. Das klingt nicht gerade tröstlich und ist auch allzu großzügig gerechnet. Ich nehme es als das, was es ist. Eine Gelegenheit, einige Gedanken in die biographische Vergangenheit zu richten und die eigene Individualität für einen Moment und aus der aktuellen Sicht zu betrachten. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es ist ja auch das, was mich an den Bäumen, ihrer energetischen Ausstrahlung und symbolischen Stärke so fasziniert. Ihre in Form jedes einzelnen Exemplars zur Schau gestellt Individualität, die die Zugehörigkeit zu einer Art niemals leugnet, aber in dieser Artzugehörigkeit auch nicht vollständig aufgeht. Letztlich ist jeder Baum auch ein Einzelwesen, mit einer ganz eigenen Biographie und ganz eigenen Lebens- und Wachstumsbedingungen. Da gibt’s so viele Parallelen, die den Baum auch an solchen Tagen zu einem guten Reflexionspartner machen.

Akklimatisierung

Die Arbeit im Keller bei künstlichem Licht hat zu dieser Jahreszeit durchaus ihren Reiz. Es war heute der erste Tag dieses Herbstes mit Holzarbeit in der Kellerwerkstatt. Und voraussichtlich werde ich meine Zelte dort bis ca. April oder Mai nicht mehr abschlagen. Nur für die jeweils ersten Arbeitsschritte ist auch bei klirrender Kälte die Außenarbeit nicht zu vermeiden. Eine ganze Reihe von Aufträgen mit Schwerpunkt auf den Klassikern wie Walnussbaum, Apfelbaum und Esskastanie warten darauf realisiert zu werden. In dieser Übergangszeit und in der anschließenden Adventszeit hat das als intensive Arbeitsphase schon fast Tradition. Irgendwie beruhigend wirkt das auf mich, weil es eine der wenigen Konstanten darstellt. Und gleichzeitig etwas, das mir die Akklimatisierung in Richtung Winter und die Umstellung vom Grünen und Wachsen lebender Bäume zur Arbeit mit dem Holz und der Symbolik derselben leichter macht.

Beschleunigte Zeit

Das wäre dann doch schon ein Wetter für den Holzofen. Schade, dass M. sich immer erst zu Beginn des neuen Jahres entschließen kann, ihn anzufeuern. Dabei könnte er jetzt schon die sich einschleichende Feuchtigkeit vertreiben. Ich bin froh, dass wir die Vorräte aufgefüllt haben. Dann ist es bei Schnee und Eis nicht mehr nötig, mit den Fichten- und Buchenabschnitten und den eher wenigen Obstbaumhölzern zu hantieren. Solche Arbeit macht eigentlich nur bei Wärme wirklich Spaß. Da haben wir schon den richtigen Zeitpunkt erwischt. Die Frage ist nur, ob der Vorrat bis zum Ende der Saison ausreicht. Kann schon sein, dass wir noch einmal aktiv werden müssen. Während ich über Holzofen und Weihnachtsbaum nachdenke, merke ich, wie die Zeit dieser Restjahres nur so zerrinnt. Es ist nicht nur ein Eindruck, der sich aus der eigenen Lebenszeit und dem fortschreitenden Lebensalter nährt. Auch in kleineren Perioden wie einem Kalenderjahr gemessen, scheint sich die Zeit zum Ende hin zu beschleunigen. Immer öfter habe ich den Eindruck, das letzte Wochenende oder der letzte Wochenanfang sei gerade erst gewesen. Eine Erklärung für dieses Phänomen, das wohl niemandem verborgen bleibt, ist mir bisher noch nicht begegnet. Und das Gegensteuern mit einem Mehr an Aufmerksamkeit stößt wohl an die Grenzen unserer Wahrnehmungsfähigkeit.

Die angenehmere Winterarbeit

Es war sehr schön, bei dem unverhofft sonnigen Wetter die heutige Holzarbeit in der Werkstatt zu erledigen. Dieser erste Arbeitsschritt muss zwar immer bei frischer Luft stattfinden, aber im klirrend kalten Winter ist das nicht mehr ganz so angenehm. Für die übrigen Arbeiten ziehe ich ab sofort wieder in mein Kelleratelier, das eine ganz eigene Arbeitsatmosphäre schafft und in dem man so richtig in die Handarbeit eintauchen kann, ohne jede Ablenkung und ganz auf das Material und den Baum konzentriert. So freue ich mich auf den Beginn der Weihnachtssaison in der Wunschbaum-Manufaktur, die traditionell turbulenter ausfällt, je näher wir den Feiertagen kommen.

Naturromantische Konstanten

Es scheint die Zeit der wissenschaftlichen Schularbeiten zu sein. In kurzer Folge haben gleich zwei Gymnasiastinnen darum gebeten, Baumfotografien aus wunschbaum.de für ihre Arbeiten verwenden zu können. Solchen Wünschen komme ich natürlich gerne nach, zumal es mir zeigt, wo aktuell die Aufmerksamkeitsschwerpunkte liegen. Vor Jahren schon war mir aufgefallen, zu meiner Überraschung, dass gerade die Baumfotografien und die Baumgedichte auf besonders großes Interesse stoßen. Damit hatte ich damals nicht gerechnet. Und die zeitlosen Themen, zu denen die Bäume und ihre Symbolik sicher gehören, sind auch in Bezug auf Interessen sehr beständig. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Sollte eine romantische, auf Formvorstellungen gründende Naturvorstellung, die in Zeiten erfolgreicher populärwissenschaftlicher Baumliteratur schon verpönt zu sein schien, in den Seelen der Menschen dennoch fest verankert sein? Mir scheint es so. Vielleicht ist das Symbolische in und an den Bäumen gerade in dieser romantischen Naturvorstellung verwurzelt. Wie weit ist diese tatsächliche Bedürfnislage vom zeitgenössischen Mainstream entfernt, und wie wenig von dieser Entfernung nehmen wir wahr!

Die grundlegenden Dinge

Der Allerseelentag war doch sehr von winterlicher Zurückgezogenheit geprägt. Das strahlend sonnige Wetter von gestern war am Vormittag schon verschwunden, so dass es mich nicht mehr nach draußen zog. Ganz gut, um schleppende Projekte konzentriert voranzubringen. Und offensichtlich auch wieder eine Stimmung verursachend, die den Innenblick und das Bedürfnis nach symbolischer Kompensation anspricht. Am Wochenende wird so die Weihnachtssaison in Sachen Wunschbaum-Manufaktur beginnen und, wenn es so verläuft wie in den Vorjahren, vermutlich nicht mehr bis Ende Januar abreißen. Aber jedes Jahr ist wieder anders, so dass ich keine Prognose wage. Ich denke, die Menschen sind verunsicherter denn je. Den beständigen Meldungen über vorgeblich beste Konjunktur traut niemand, vielmehr kommt die andere Seite stärker in den Blick und hinterlässt ein insgesamt ganz anders Bild. Gut, dass wir die grundlegenden Dinge außerhalb von Kultur und Wirtschaft um uns und in uns haben, auf die wir zur Erdung und Neuorientierung immer wieder zurückkommen können.

Das geistige Licht der Feiertage

Allerheiligen ist für uns in den letzten Jahren Anlass zur Familienzusammenkunft geworden. Auch eine Form, dem christlichen Feiertag gerecht zu werden, wenn auch etwas weiter entfernt von den Ritualen und dem Gedenken an die Verstorbenen, was für mich seit Kindertagen besonders im Vordergrund stand und auch ästhetisch bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Die Totenlichter auf den Friedhöfen bei Dunkelheit, wenn wir vom Besuch eines externen Friedhofs mit verstorbenen Angehörigen nach Hause zurückkamen. Das war unbeschreiblich und hat dieses Licht in mir entfacht, das mit dem vergleichbar ist, dem wir an Weihnachten im Angesicht des Weihnachtsbaums entgegentreten, dem wir in Form den erleuchteten Baums gegenübertreten. Und in dem wir quasi versinken, das eigene Geistige vergegenwärtigen und sich neue innere Horizonte auftuen, die freilich immer schon vorhanden sind, nur meist verdeckt oder verschleiert erscheinen. Es ist diese mehr oder weniger bewusste Verbundenheit mit der Urquelle, die auch das Gemeinsame unter allen Mitgliedern einer Lebensgemeinschaft deutlicher werden lässt und uns innehalten lässt – zum Kraft und Energie tanken während der weniger geistesgegenwärtigen Zeiten.

All Hallows‘ Eve

All Hallows‘ Eve. Immerhin spricht die Bezeichnung noch das eigentliche, am folgenden Tag folgende Fest Allerheiligen an. Ansonsten habe ich die Übernahme der Rituale bei jüngeren Generationen in Deutschland nicht wirklich verstanden. Heute Abend haben Kinder geklingelt und wollten mit dem Spruch „Süßes und Saures“ etwas haben. Eine Mode, die uns erst vor einigen Jahren erstmals begegnet ist. Ich bedaure einfach die zunehmende Loslösung von lokaler Tradition und das verblassende Bewusstsein und die Kenntnis tatsächlicher Bedeutungen. So wird Allerheiligen für mich das eigentliche Fest bleiben, für dessen Vergegenwärtigung ich meine ganz eigenen Rituale entwickelt habe, die an der Bedeutung des Festes orientiert sind. Verändert hat sich das für uns allerdings durch den Wegfall des Grabs unserer Tante, das wir bis vor wenigen Jahren noch besuchen konnten.

Übergangstage vor Allerheiligen

Die Stimmung ist in diesem Jahr eigentlich typisch für die Tage vor Allerheiligen. Das kalt-trübe Wetter passt zu dem Feiertag, der wie kein anderer für die Zeit des Übergangs steht – in der Natur wie in unserer Orientierung und unserem jahreszeitlichen Empfinden. Dann rückt das Grüne und all die nach außen, Richtung Kosmos gerichtete Energie in den Hintergrund, wird geradezu umgekehrt, nach innen und in Richtung der Arbeit an sich selbst und den engeren sozialen Kreisen, den verstorbenen Angehörigen und Vorfahren. Vielleicht ist das der Grund, warum jüngst so viele vom Abschluss des Jahres sprachen, gerade zwei Monate vor eben diesem Abschluss. Die Symbolik der Bäume ist in dieser unbestimmten Übergangszeit weniger ein Thema. Aber das kann sich sehr schnell ändern. So jedenfalls habe ich in den beiden Vorjahren beobachtet.

Herbstbild mit Physalis

Herbstlicher Kranz mit Physalis-Lampions

Nun konnte ich doch noch mehr Kreatives in diesen Sonntag legen, als ich gestern noch vorhergesagt hätte. Vor allem war es mir wichtig, den zweiten Physalis-Kranz fotografisch festzuhalten, auch weil er in diesem Jahr ausschließlich aus Lampions zusammengesteckt ist. Im Vorjahr, beim ersten Versuch, hatte ich sie noch mit Waldrebefrucht kombiniert, da die Lampions allein nicht in ausreichender Menge zur Verfügung standen. Da wir jetzt aber ein üppiges Angebot hatten, lag es nahe, den schönen roten Lampions allein Geltung zu verschaffen. Diesen hier habe ich für das Foto ausgewählt, da der zuerst hergestellte noch üppiger ausgefallen war und am Ende für diesen Zweck vielleicht zu „wild“ wirkt. Dieser ist da fotogener und bringt vielleicht das Typische der Lampionform noch besser zum Ausdruck. Die Platzierung vor diesem Grunge-Background, dem Ausschnitt eines ursprünglich weiß lackierten, aber schon abblätternden und verwitterten alten Scheunentors, scheint mir stimmig und lässt die strahlende Schönheit von Formen und Rot-Gelb-Farbnuancen deutlich hervortreten. Ein Bild, das für den Herbst in seiner farbenfrohen Variante steht, ausnahmsweise einmal ohne Baumsymbolik, aber doch nicht minder eindrucksvoll.

Bestandene Bewährungsprobe für Akkusäge

Der erste Test mit der Akku-Säge fiel schon einmal positiv aus. Zwar war es nur eine Palette mit relativ dünnen Latten, aber immerhin hat sie dabei keine Schwächen erkennen lassen. Und der Spannmechanismus ist wirklich ein Fortschritt. Denn gewohnt ist man von den Benzinkettensägen her das umständliche Spannen durch Lösen der Sechskantmutter und dem Anziehen oder Lösen der Kettenspannung mit dem Schraubenzieher. Hier ist beides durch je einen Kunststoffdrehknopf mit breiten Anfassern möglich. Das erleichtert die Arbeit natürlich enorm, weil man nicht jedes Mal das Gerät aufschrauben und auseinandernehmen muss. Der Härtetest mit richtigem Stammholz steht jetzt noch aus. Darauf bin ich besonders gespannt. Denn die beste Technik nützt nichts, wenn das Gerät nicht z. B. als Unterstützung für die Brennholzproduktion verwendbar ist. Nur zum Zurückschneiden starker Äste oder dünner Stämme wäre die Investition doch nicht sinnvoll.

Zur Unterstützung der Arbeit mit Holz

Mit dem neuen Kompressor sollte künftig die Werkstattarbeit wieder reibungsloser ablaufen. In den letzten Wochen hatte ich doch die Druckluft vermisst. Vor allem bei Sägearbeiten und beim Drechseln fällt doch feiner Staub an, den man wie die größeren Späne kaum ohne die Luft bereinigen kann. Und auch die Maschinen selbst vertragen es nicht so gut, wenn sie nicht regelmäßig vom Arbeitsstaub befreit werden. Gut, dass das Wochenende ansteht, dann können wir den Kompressor wie auch die Test-Kettensäge einmal auf ihre Tauglichkeit prüfen. Beides ganz nützliche Hilfsmittel bei den kommenden Arbeiten mit Holz, die uns niemals ausgehen. Ich hoffe, außerdem die fotografischen Vorhaben umsetzen zu können, die sich rund um die herbstlichen Kreationen der vergangenen Wochen drehen werden.

Tücken neuer Holzsägetechnik

Vielleicht bringt das Wochenende endlich die Gelegenheit, die neue Kettensäge zu testen. Ich kann mir vorstellen, dass so eine leichte, mit Akku betriebene Maschine für kleinere Arbeiten, auch Baumschnittarbeiten, ganz gut geeignet ist. Natürlich werden wir die starken Abschnitte vom Buchen- oder Apfelbaumholz, das wir in der Ofensaison verfeuern, damit nicht bearbeiten können. Aber für mittelgroße Fichtenstämme oder Reste von Bauholz wird sie noch ausreichend Power mitbringen. Bleibt abzuwarten, wie zuverlässig die Konstruktion ist. Neben den anfälligen Akkus geht es bei diesen Maschinen immer auch um die Frage, ob die Bauweise Langlebigkeit verspricht. Gerade die Feststellschrauben benötigen ein festes, metallenes Gewinde, damit sich beim Spannen nichts durchdreht oder verschiebt, wie ich es mit einer älteren Elektrokettensäge schon erlebt habe.

Reizvolle Fotografie im jahreszeitlichen Übergang

Ich hoffe, die Sonne und das richtige Licht kehren noch einmal in den nächsten Tagen zurück. Es gilt, eine ganze Reihe herbstlicher Kreationen im richtigen Licht zu fotografieren. Mit längeren Belichtungszeiten lässt sich zwar auch bei wenig Tageslicht noch etwas machen. Aber das hat natürlich Grenzen. Für die Aufnahmesituationen ist es immer von Vorteil, wenn die Sonne mitspielt und die Oberfläche in natürlicher Form ins Auge fällt. Deshalb versuche ich immer die richtige Situation abzupassen, bei Holzstrukturn und Baumdetails sowieso. Aber auch bei Objektfotografie und Material- und Oberflächentexturen spielt das eine wichtige Rolle, wenn das Ergebnis eindrücklich sein soll. Diese Zeit des jahreszeitlichen Übergangs ist für solche Vorhaben sogar besonders reizvoll, weil die Motive schon von der Vergänglichkeit sprechen, sie aber noch im schwächer werdenden Herbstlicht ihre letzten, dann oft besonders lebendigen Farben und kontrastreichen Strukturen offenbaren.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.