Moderne Tradition und Allerheiligen

Seitdem die Pfarreien sich in Richtung Zusammenlegung bewegen ist es häufiger geworden, dass die Feiertage nicht mehr am Tag selbst, sondern z. B. am Vorabend oder auch am 2. Tag gefeiert werden. So auch in diesem Jahr mit Allerheiligen. Immerhin war es auf die Art möglich, sich den Anlass des Festes gegenwärtig zu machen und der Heiligen, mehr aber sicher der eigenen seligen Angehörigen zu gedenken. Das bleibt für mich ein christliches Fest. Die neuzeitlichen Traditionen, die den Vortag, zwar in Anlehnung und mit Bezug zu Allerheiligen, aber eben doch profanisiert als All Hallow’s Eve pflegen setzen irgendwelche Bräuche an die Stelle des eigentlichen Sinns, die mir fremd und unverständlich sind. So wiegere ich mich auch, Kindern oder Jugendlichen die Tür an diesem Abend zu öffnen, die vermutlich das Allerheiligenfest selbst nicht mehr einzuordnen wissen. Seitdem Gs Grab nicht mehr existiert, ist Allerheiligen für uns noch stärker zu einem innerlich gefeirten Feiertag geworden, dessen Aura dadurch nicht schwächer geworden ist.

Die große Konstante

Für diesen extrem ungemütlichen vorgezogenen Novembertag war die technische Einführung genau die richtige Aufgabe. Die Gäste sollten damit auch die nötigen Informationen erhalten haben, um selbständig an dem Projekt arbeiten zu können. Wobei es für mich immer die größte Freude ist, wenn die Kontinuität gewahrt bleibt und die geschaffenen virtuellen Formen auch tatsächlich für die eigene Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Ähnliche Vorhaben werden mich noch bis zum Ende dieses arbeitsreichen Jahres in Atem halten, aber ich sehe auch die Saison der kunsthandwerklichen Aufträge noch nicht am Ende. So bleiben die Bäume, ihre Symbolik und alles, was ich auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Formenum gesetzt damit gestalte, die große Konstante, die niemals größere Unterbrechungen kennt.

Spätherbstliche Baumfruchtüberlegungen

V. kann von den Esskastanien gar nicht mehr lassen. Täglich ist er Stunden damit beschäftigt, die richtige Methode zum möglichst hautfreien Schälen der Früchte zu entwickeln, ohne jemals mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Schön eigentlich, dass wir nach längeren Zeit einmal wieder so reichte Kastanienernte haben. Aber V. sagt, sie seine diesmal ziemlich ausgetrocknet, wohl der langen Trockenperiode und dem wenigen Regen der letzten Monate geschuldet. Geschmacklich finde ich sie aber in Ordnung. Überhaupt kann ich ihnen mehr abgewinnen als Walnüssen, auch wenn wir mit Walnussbäumen noch reicher beschenkt sind. Nur bei denen ist der Ertrag noch abhängiger von der Witterung. So warm wie in diesem Jahr ist es zur Blütezeit der Walnussbäume eben nicht immer.

Hochzeit symbolischer Aufmerksamkeit

Leider kommt die Muße in diesen Tagen zu kurz. Den Blätterherbst konnten wir in den vergangenen Wochen genießen, als uns noch dieses sehr späte Hoch beschert war. Aber es war kein typischer, kein von den typischen Herbstfarben allzu stark dominierter Blätterherbst. Und der Herbst ist für die meisten und für unsere Wahrnehmung eben immer sehr abhängig vom Blätterfall und den Herbstfarben der Blätter. So sind wir von einem sehr langen, warmen und hellen Sommer in einen sehr kurzen Herbst übergegangen. Und dies hier ist wenige Tage davor eigentlich schon November. Der ist von Natur aus ein Übergang, in dem unsere Aufmerksamkeit schon überwiegend nach innen gerichtet ist. So bewegen wir uns in unserer Naturwahrnehmung und in unserem Naturerleben von den lebenden Wesen der umgebenden Natur weg und stärker zu ihrer symbolischen Präsenz hin. Eigentlich eine gute Zeit für jemanden, der sich das Symbolische der Natur und speziell der Bäume auf die Fahnen geschrieben hat. Auf jeden Fall aber für mich eine Zeit besonders hoher Aufmerksamkeit auf alles, was mit der Baumsymbolik zusammenhängt. Das verstärkt sich in der Adventszeit und kulminiert, wenn ich das einmal so sagen kann, im Schmücken und Bewundern des Weihnachtsbaums und dessen, was er uns in den Stunden der längsten Dunkelheit zu sagen hat über das Licht, das tief in uns allen immer leuchtet und das uns nie so gegenwärtig sein kann wie eben in diesen Stunden. Ich wünsche mir und allen, dass es gelingen mag, die kommenden zwei Monate zu nutzen, um eben dieses Erleben zur Zeit der Wintersonnenwende möglich zu machen.

Die Zeit vor Allerheiligen

Wieder ein Tag im Zeichen der Technik. Da war der ausgetaute Kirschkuchen vom Sommer die richtige Ablenkung nach einem langen Arbeitstag, der auch danach noch seine Fortsetzung gefunden hat. Beim Blick aus dem Fenster zieht es mich zurzeit nicht nach draußen. Zu wenig Licht, zu wenig Wärme. Auch der Ginkgo scheint seit zwei Wochen unverändert, mit seiner entblätterten Krone, während die unteren Äste alle noch die gelb verfärbten Blätter tragen. Die ganz große Schockfrostnacht war noch nicht da. Danach werden sie alle schlagartig fallen. Und bald wird es neben den immergrünen Efeuranken kein Blattgrün und auch kein Herbstlaub im Garten mehr geben. Wie man es für die Zeit um Allerheiligen auch erwartet.

Kontinuität und Gleichgewicht

Ein Vorgeschmack des Winters, bevor die neue Woche wieder wärmeres Wetter bringen soll. Zwischenzeitlich ergeben sich für mich neue Projektchancen und vieles läuft parallel und gleichzeitig. Die kreative und symbolorientierte Arbeit mit Bäumen und Holz sind ein Element, das nicht den Schwerpunkt bildet, aber in seiner Kontinuität für mich und meine Gleichgewicht sehr wichtig geworden ist. Deshalb freue ich mich über jede Gelegenheit, die Wunschbaum-Initiativen fortzuführen und weiterzuentwickeln. In den vergangenen 15 Jahren ist mir das noch immer gelungen. Dank der zeitlosen Thematik, die die Bäume mir frei Haus liefern.

Vom permanenten Aktivitätenstrom

Das war heute schon ein richtiger Novembertag. Dabei ist der Oktober noch nicht vorbei. Ein ziemlicher krasser Kontrast zu dem zuletzt noch fast hochsommerlichen Klima. Da liegen die Gedanken an Weihnachten schon nahe, zumindest an die Vorweihnachtszeit. Und es beginnt auch wieder die Zeit der vermehrten Kuchenbackens und -essens. Und ein Bedürfnis nach verstärktem Rückzug und Abstand. Nur passen die äußeren Umstände und Anforderungen nicht immer dazu. So rechne ich auch dieses Jahr wieder mit einer ungewollt unruhigen Vorweihnachtszeit und viel atemloser Arbeit kurz vor Jahresende. Ich bin froh, diesem permanenten Aktivitätenstrom immer wieder handwerkliche Phasen mit Holzarbeit einschieben zu können, die die Geschwindigkeit reduzieren und helfen, die Basis nicht aus dem Auge und den Sinnen zu verlieren.

Geröstete Esskastanien – Eine Tradition

V. sieht sich in alte Traditionen erinnert und testet verschiedene Methoden, die reifen Esskastanien zu rösten. Meiner Erinnerung nach ist das Rösten mit dem Bunsenbrenner die beste Methode. In diesem Jahr, mit der anhaltenden Trockenheit, ist aber auch der Fruchtkern der Kastanie ziemlich trocken, was das Loslösen der pelzigen Außenhaut erschwert. Bei den ersten Versuchen ließ ich die Haut nicht sehr gut lösen. Da müssen wir wohl noch weiter experimentieren. Aber eingetrocknet sind die Kastanien deshalb noch nicht. Sie scheinen mir sogar besonders groß und voluminös zu sein. So denke ich, werden wir in den nächsten Wochen noch einige Gelegenheiten haben, die jahreszeittypische Spezialität zwischendurch zu genießen.

Reizvolle Kontraste

Wieder einer der turbulenteren Arbeitstage. Da ist der Übergang zur Holzarbeit am späteren Nachmittag wie Abtauchen in eine andere Welt. Eine perfekte Möglichkeit, die übrigen Dinge abzuschalten und sich auf das Material, seine Formung und die verknüpfte Symbolik zu konzentrieren. Heute mit der Kombination von Apfelbaum und Eberesche, der Klassiker und Prototyp für die Partner-Armbänder. Damals hat mich der sehr deutliche, aber stimmige Kontrast der Holzfarben, eine warmes Rotbraun im Gegensatz zu einem lichten Weißgelbbeige gereizt. Tatsächlich ist mir bis heute keine besser zusammen passende Kombination begegnet. Solche Wiederbegegnungen mit Anfängen und Ursprungsideen finde ich besonders reizvoll, weil ich dann die Entwicklung bis heute in den Blick nehmen kann. Das hilft auch, das Projekt immer wieder weiterzuentwickeln.

Sagenhafter Blätterfall

Der Übergang war heute schon deutlicher spürbar. Noch sonnig, zumindest bei uns, aber doch schon ziemlich kühl. Das ist nun endgültig der Herbst, den wir bisher nicht wirklich kennengelernt haben. Und die Blätter fallen weiter. Bei unseren Weinreben sind schon fast alle abgefallen, beim Feigenbaum die Hälfte, beim Nashi erst wenige und der Ginkgo zeigt sich beständig. Immerhin sind seine Blätter inzwischen vollständig geb gefärbt, die an der Spitze schon verschwunden. Beim Ginkgo erfolgt der Blätterfall dann nach meiner Beobachtung immer ganz plötzlich und in kurzer Zeit. Einige heftige Windböen und schon bildet sich ein ganzer Teppich leuchtend gelber Ginkgoherbstblätter rund um den Wurzelstock. Wenn man das Glück hat, genau in dem Moment den Blick Richtung Garten zu lenken, ist das eines der sagenhaftesten, symbolträchtigsten und gleichzeitig unschuldigsten Naturspektakel, das ich kenne.

Hartriegelherbst

Den in unserer Region noch so sonnigen Tag war unbedingter Anlass, den Spaziergang von vorletztem Wochenende zu wiederholen. Das war super Wetter, um sich in der Baumlandschaft zu bewegen und nachsommerliche Luft zu atmen. Aber vom ersten Abschnitt des Weges abgesehen, kam mir die Landschaft eher weniger herbstlich entgegen, als ich es erwartet hatte. Fast schien es mir vor zwei Wochen schon weiter zu sein. Dabei konnte man um die Häuser gerade in den vergangenen Tagen beobachten, wie schnell sich die Blätter von den Bäumen lösen. Überall das unvergleichliche Schweben und Segeln des gefärbten Laubs, was wegen der Sonne eben noch auffallender und schöner ist. Aber weiter weg ist die Temperatur wohl nicht ganz so hoch und die Laubfärbung noch deutlicher zurück. Deshalb präsentieren sich die meisten Bäume dort noch überwiegend grün. Fürs Fotografieren in Sachen Herbstmotive war deshalb der erste Abschnitt eindrucksvoller. Es waren wieder die Hartriegelsträucher, die mir wegen des schön leuchtenden Herbstfarben, den inzwischen eingetrockneten Fruchtständen, den roten Stängeln und der plastischen Details der Pflanze am deutlichsten ins Auge fielen:

Hartriegel im Herbst I
Hartriegel im Herbst II
Hartriegel im Herbst III
Hartriegel im Herbst IV

Späte Früchte

Die Efeuranken am Kopf des Grottenbewuchses konnte ich zuletzt nicht erreichen. Diese letzten weit herausragenden Triebe habe ich deshalb heute noch mit dem verlängerbaren Stangenschneider zurückgeschnitten. Jetzt sieht das Ganze wieder ordentlich aus und die in diesem Jahr sehr vielen Fruchtstände kommen schön zur Geltung. Da sie diesmal früh dran sind, könnte es damit bis zur Adventszeit durchaus noch etwas werden, spricht sie könnten bis dahin schon mit dunklen Beeren ausgereift sein. Dann hätten wir ein schönes Accessoire für die Weihnachtsdekoration. Ansonsten haben wir das Vorhaben umgesetzt, die Gartensitzgarnituren abzuräumen und drinnen zu verstauen. Auch die Schaukel ist abgedeckt, alles sicher für den Winter vorbereitet. Die vielen dürren Blätter der Weinreben, die jetzt fast alle schon abgefallen sind, habe ich ebenfalls zusammengekehrt. Damit werden wir nicht mehr viel Arbeit haben. Mit Vs Ernte der Mispelfrüchte dürfte auch das Baumobstjahr so gut wie abgeschlossen sein. Alles steht eben schon im Zeichen der Ernte und des Abschlusses.

Was noch zum Abschluss gebracht werden soll

Das werden dann wohl tatsächlich die letzten sommerlich anmutenden Tage dieses Jahres. M. ist deshalb auch fest entschlossen, die Sitzgarnituren im Garten einzupacken und alles winterfest zu machen. Auch wenn das wahrscheinlich angebracht ist, fällt es mir doch jedes Mal schwer, da es auch etwas Symbolhaftes mit sich bringt. So als ob man mit der hellen und warmen Jahreszeit für längere Zeit abschließt. Tatsächlich halten wir uns schon öfter und länger drinnen auf. Und der Pullover über dem Hemd ist auch oft kein Luxus mehr. So ist denn wieder ein erlebnisreiches Kapitel, dieser wunderbar sonnenreiche lange Sommer 2018, Geschichte. Und unser Blick richtet sich auf das Aufarbeiten und zum Abschluss bringen all dessen, was in diesem Jahr noch zum Ende gebracht werden soll. Der Garten, das Brennholz und das letzte Zurückschneiden der Bäume sind da nur ein symbolischer und praktischer Anfang.

Mammutholzarbeit abgeschlossen

Die sehr viel Geduld und Ausdauer erfordernde Holzarbeit konnte ich heute abschließen. Es war tatsächlich die umfangreichste Serie, an der ich bisher gleichzeitig gearbeitet habe. Ungewöhnlich, aber natürlich auch eine wichtige Erfahrung. Eine Pause wird es wohl nicht geben, da die nächsten Anfragen schon auf dem Tisch liegen. Aber der Umfang wird sich wohl so schnell nicht mehr wiederholen. Und das ist auch gut so. So freue ich mich auf die Fortsetzung des Projekts im Normalmodus.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.