Unergründliche Lärche

Meine wochenendliche Holzarbeit habe ich mit zwei schwierigen Holzarten eingeleitet. Die Kiefer ist immer eine Herausforderung, wenn sie in einen schmalen, gleichmäßigen Stab verwandelt werden soll. Einfach aufgrund ihrer starken Früh-/Spätholzkontraste und der sehr unterschiedlich verteilten Härte. Das wirkt sich dann besonders bei sehr kleinteiligen Abschnitten aus und erfordern besondere Sorgfalt und vorsichtigen Vorgehen. Und die Lärche ist da noch eine Spur schwieriger, mit den typischen harzigen Spätholzringen. Ich habe mich dennoch gefreut, sie einmal wieder in Händen zu haben, gerade weil das nicht so häufig gewünscht wird. Eine meiner allerersten bildhauerischen Versuche war einer mit einem besonders harzreichen, schweren Lärchenabschnitt. Das liegt unheimlich viel gesättigte Unergründlichkeit drin. Ein Gedanke und Eindruck, der mich immer wieder erfasst, wenn ich in unserer Dorfkirche sitze und die durch die Benutzung ganzer Generationen Gläubiger schon ganz speckig gewordenen Bankrückseiten und –ablagen aus rot-bräunlicher Lärche vor mir sehe.

Eindrücklicher Feiertag mit Kräutertradition

Ich finde es schön, dass wir die Tradition des Feiertags Maria Himmelfahrt pflegen können. Eine wieder sehr schön gestaltete feierliche Messe hat uns den Feiertag eindrücklich vermittelt. Mit dabei unsere diesmal fünf Kräutersträuße. Vier werden wir weitergeben und einen behalten. Gelungen sind sie alle. Der Tag hatte für mich, wie Feiertage eigentlich immer, aber dennoch einen besonders feiertägliche Anmutung. Mit Ruhe, Zeit zum Nachdenken und Ausruhen und mit einer Unterbrechung dessen, was uns, in Ausschließlichkeit genossen, langfristig krank machen kann.

Kräuter, Tradition und der verbliebene Feiertag

Das Arrangieren und Zusammenbinden der Kräutersträuße hat wieder Spaß gemacht. Wie immer war es fast zu wenig Material für die letztlich fünf kleinen Sträuße. Aber noch mehr konnten wir gestern bei unseren Streifzügen an geeigneten Plätzen nicht mehr auftreiben. Jedenfalls hätten wir uns nur wiederholt. Die Ergebnisse finde ich aber sehr schön. Noch schöner ist es, dass uns als einzigem Bundesland noch dieser schöne Feiertag geblieben ist, und mit ihm die Traditionen gepflegt werden können, was ohne den offiziellen Status als kirchlicher Feiertag sicher keine Zukunft hätte. Einige Strauchzweige haben wir übrigens diesmal auch beigefügt. Einige verholzte Zweige des Heidekrauts passen ja ganz gut in einen Kräuterstrauß, der ansonsten aus vielen verschiedenen Arten zusammengesetzt ist, die bei uns heimisch und verbreitet sind. Einige Exoten, wie meine selbst gezüchteten Strohblumen habe ich allerdings auch noch ergänzt.

Idealbild des alten Handwerks

Lange Pausen gibt’s in diesem Jahr bei der kunsthandwerklichen Arbeit eigentlich nicht. Alles ziemlich gleichmäßig und auch ohne übermäßige Spitzen. Das ist ganz nach meinem Geschmack, denn so bleibt diese Arbeit immer interessant und artet nicht in eine eher belastende Fließbandarbeit aus. Letzteres wäre mir auch grundsätzlich nicht möglich bzw. nicht sympathisch, denn die Herstellung dieser Symbolformen, die intensive Arbeit mit den Bäumen und ihren Hölzern widerspricht einfach einer solchen fabrikmäßigen Denkart. Das Idealbild des alten Handwerks schwebt mir da immer vor. Und das ist von einer gewissen unerschütterlichen Ruhe und Gelassenheit gekennzeichnet. Die versuche ich während der Arbeit zu pflegen, auch weil das den Ergebnissen gut tut.

Ein Baustein des Kunsthandwerks

Immerhin habe ich durch die Recherchen der letzten Wochen jetzt eine Ersatzlösung für meine Gummikordeln gefunden. Die textilummantelte Kordel hat genau dieselbe Dicke wie zuvor und auch denselben Oberflächenschimmer, innen ist sie weiß. Das ist alles gut und passend zu den verschiedenen Holzarten. Nur ist die Farbe nicht identisch, etwas dunkler als zuvor, eher dunkelbeige als hellbeige. Genau die gewohnte Farbe ist aber nicht erhältlich, so werde ich mich an diese gewöhnen müssen, die näher betrachtet vielleicht sogar noch besser zu den Holzfarben passt. Damit ist ein wichtiger Baustein meiner Wunschbaum-Manufaktur wieder zukunftssicher und ich kann mich weiterhin auf die Weiterentwicklung der eigentlich Symbolformen konzentrieren.

Pflanzenwochenende

Ein Ruhe-Sonntag. Das musste auch mal wieder sein, nach so viel atemloser und pausenloser Projektarbeit der vergangenen Zeit. Der Garten bleibt gerade an solchen Tagen für uns alle ein Rückzugs- und Erholungsort. Und da ist es gut, dass Bäume, Stauden und Blumen bei heute einmal dauerbedecktem Himmel durchschnaufen und auch Wochenende feiern durften.

Diesjährige Pflanzensommerentwicklungen

In diesem Sommer präsentiert und entwickelt sich der Garten ganz anders als zuvor und anders als erwartet. Sonnenblumen sind es diesmal nur wenige, die sind aber sehr hoch gewachsen und erreichen in diesen Tagen ihren Höhepunkt. Die ersten Köpfe habe ich schon abgeschnitten und zum Auspicken für die Vögel auf der Gartenbank ausgelegt. Die Rizinusstauden wachsen nach den Regenfällen jetzt deutlich besser und erreichen unterschiedliche, aber ganz zufriedenstellende Ausdehnung. Ewas mehr hätte ich mir zwar gewünscht, sie haben aber dieses Jahr starke Lichtkonkurrenz von verschiedenen Spalierbäumen, die V. entlang des Zauns gepflanzt hat. Die Blumen sind größtenteils ohnehin in Hochform, v. a. jetzt die Strohblumen, die zuletzt vom Sturm durcheinandergewirbelt und gebogen wurden, aber immer wieder neue Blüten bilden, erfahrungsgemäß bis in den Spätherbst hinein. Die Wandelröschen sind wunderschön, machen aber viel Arbeit, da ich ständig die Fruchtstände abknipsen muss, damit immer wieder neue Blüten nachkommen. Unsere schönen orangefarbenen Mohnblumen sind jetzt fast alle vergangen, die Lupinen sind schön gewachsen, haben aber merkwürdigerweise keine einzige Blüte ausgebildet. Vielleicht ist das so im ersten Jahr? Es gibt eben noch Rätsel. Nur mit den Bäumen bin ich 2019 nicht so ganz zufrieden. Sie scheinen einen Schongang einlegen zu wollen. Gerade der Ginkgo hat so kleine und relativ wenige Blätter, scheint auch kaum Höhe oder Breite zugelegt zu haben, obwohl wir so viel Licht, Wärme und jetzt auch Regen haben. Auch der Walnussbaum bewegt sich kaum on der Stelle. Nur der kleinste, die Gleditschie hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt und zeigt sich zunehmend vitaler.

Wetterentspannung

Das lang ersehnte Gewitter war da, und die Regentonnen und -tanks sollten kräftig aufgefüllt sein. Ein wenig Abkühlung und Kräfte sammeln tut den Pflanzen gut. So werden wir ein entspannteres Wochenende vor uns haben. Bei all den technischen Kapriolen, denen ich mich ausgesetzt sehe, ist das auch gut so. Und für uns alle eine Auszeit.

Sommer, Garten, Technik

Jetzt kommt der Hochsommer erneut zurück, und die schwül-warme Luft erwärmt sich weiter. Immerhin haben wir jetzt wieder etwas Gießwasser von den Regenfällen gestern. Und unsere Pflanzen benötigen wieder künstliche Bewässerung, nachdem die letzten Tage eher wenig Verdunstung mit sich brachten. Eine gute Zeit eigentlich, auch wegen der immer noch vorherrschenden Abwesenheit der Menschen, fürs Fotografieren. Wenn da nicht immer wieder die technischen Aufgaben  dazwischenstünden.

Gelassenheit zum richtigen Zeitpunkt

Wieder hat mich die Technik fest im Griff. Allerdlings gibt es auch Fortschritte. Zudem kommen alte Themen wieder in neuer Form zum Vorschein, die ich in den nächsten Wochen bearbeiten soll. Ich bin gespannt, ob ich auf dem Gebiet dazugelernt habe und die richtigen Entscheidungen treffe sowie angemessene Reaktionen zeigen. Die Bäume haben mich immerhin gelehrt, eine selbstbewusste Gelassenheit zu zeigen, wenn das passend und förderlich ist.

Technik vs. Lebensgrundlagen

Nun, diese LED-Technik ist komplizierter und voraussetzungsreicher, als ich mir vorstellen konnte. Das hat mich schon einige Zeit für Testläufe und Hintergrundchecks gekostet, wobei immer noch Fragen offen sind. Ich möchte das schon sehr gerne zum Einsatz bringen, weil mich die neuen Lichtformer doch sehr überzeugen. Und mit der derzeit fortschrittlichsten Lösung für künstliche Beleuchtung wäre es eben auch schön. Bei so viel technischen Überlegungen und Recherchen ist es wohltuend und ausgleichend, mit den Bäumen Lebewesen und Symbolformen in meiner Welt zu haben, die sich auf viel grundlegenderen Ebenen bewegen und ebenso Grundlegendes verkörpern und ausstrahlen.

Fotografische Erkenntnisse und Erfahrungen

Die neue Beleuchtungstechnik ist gewaltiger, als ich erwartet hatte. Eine Lösung fürs Studio, die wohl einige Eingewöhnung erfordern wird. Ich finde das spannend, weil es meinen Blick auf die Fotografie, die ursprünglich eine reine Freiluft-Fotografie mit Motiven aus der Baumlandschaft war, doch um einiges erweitert. Natürlich helfen mir die Erkenntnisse und Erfahrungen aus anderen Motivfeldern und Aufnahmesituationen auch, meine Naturfotografie zu optimieren. Ich bin sehr gespannt, wie ich diese Dinge in Zukunft verarbeite.

Bäume sterben jetzt mit neuer Erklärung

Auf einmal ist das große Themenfeld des Klimawandels und seiner globalen Auswirkungen in allen gesellschaftlichen Gruppen angekommen. Wenn der CSU-Vorsitzende ernsthaft genau dieses Themenfeld zu einem künftigen Schwerpunkt machen will, scheint zumindest die öffentliche Aufmerksamkeit endgültig verbreitet zu sein. Und auch das Kranken des Waldes wird in diesem Zusammenhang immer häufiger zum Thema gemacht. Anders noch als in den 1980er Jahren, als „Waldsterben“ zu einem Begriff wurde, der auch im Ausland später ohne Übersetzung verwendet wurde. Damals machte sich die Ursachenforschung aber am so genannten sauren Regen fest. Nun stehen die Erderwärmung und die Klimaextreme, bei den Bäumen vor allem die langen und extremen Hitzephasen im Fokus des Interesses und werden als Hauptgründe für das Schwächeln und Absterben vieler Bäume genannt. Schon denkt man offen über eine Veränderung der Baumpopulationen bei Neupflanzungen und den Einsatz hitzeresistenterer Arten nach. So als ob man die Hoffnung auf eine Trendwende beim Klima selbst schon aufgegeben hätte, wirkt es so, als ob jetzt schon die Schadensbegrenzung im Vordergrund stehen sollte. Gut ist diese verstärkte Aufmerksamkeit, was wir brauchen sind aber konkrete international unterstützte und tatsächlich durchgeführt Maßnahmen, deren Umfang die dramatischen Veränderungen auffangen kann.

Hochsommer mit belastender und aufbauender Seite

Der zweite Tag, an dem ich das Gießwasser für unsere Blumen und Stauden ausschließlich aus dem Wasserhahn nehmen musste. Und obwohl es zwischendurch immer so aussieht, gibt’s bei uns einfach keinen Regen, der die Tanks auffüllen könnte. Tatsächlich ist das in dieser Form noch nie vorgekommen. Die totalen Regenwasserengpässe dauerten nie länger als zwei Tage, bis es wieder längere Regenschauerphasen gab, die die Situation entspannten. Eine weitere Folge des Klimawandels, der sich hier in besonders plastischer und konkreter Form offenbart. Vielleicht bilde ich es mir bloß ein, aber wenn ich an den Feigenbäumchen vorbeikomme, scheint es mir, dass selbst diese mediterrane Art langsam schlappe Blätter bekommt. Selbst für sie scheint das Klima gewöhnungsbedürftig und belastend zu werden. So wünsche ich mir eine Entspannung im restlichen Verlauf des Hochsommers, und dass wir die Sonne und Wärme von ihrer aufbauenden Seite her erleben dürfen, d. h. im Wechsel mit Abkühlungs- und Regenphasen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.