Globale Unsicherheiten

Wer hätte das noch vor einer Woche für möglich gehalten? Ein Krisenszenario, das keiner so zuvor erlebt hat und den ganzen Erdball umfasst, mit weitreichenden Auswirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Leben. Kaum vorstellbar, wie es sich in den nächsten Monaten entwickeln wird und wie unter den Voraussetzungen die Motivation und Zuversicht aufrechterhalten werden kann. Selbst meine Basisthemen und erdenden Aktivitäten scheinen da in anderem Licht zu erscheinen. Kann man sich künftig noch gefahrlos in die Landschaft begeben. Ist ein eigentlich gesunder Gang durch die Baumlandschaft auf einmal risikobehaftet, und was ist überhaupt noch verantwortbar möglich? Ich hoffe, die morbide Stimmungslage wird sich nicht gänzlich verfestigen und die Krise lässt sich noch in erträglichem Umfang kontrollieren.

Unverhoffter Arbeitsschwerpunkt

Die klassischen Medienformen sind zurzeit wieder mehr nachgefragt. Das ist für mich eine Abwechslung, bei so viel digitaler Techniklastigkeit. Uns es lenkt die Aufmerksamkeit wieder mehr auf Themen und klassische Gestaltungsaufgaben. Ich freue mich, solche Abwechslung zu haben und auf alle Prozesse, in denen ich originelle Lösungen und Vermittlungsformen entwickeln kann. In Verbindung mit den künftigen Fotografieprojekten rund um die Themenfelder Bäume und Holz ist das ein unverhoffter, aber doch anregender erster Arbeitsschwerpunkt dieses Jahres.

Rekonstruieren als Kunst

Schon wieder ein Techniktag mit vielen Hindernissen und Verzögerungen. Aber wie immer bei solchen Vorgängen kann man viel dazulernen und ist bei ähnlichen Gelegenheiten später um einige Optionen reicher. Außerdem ist nach solchen Aktionen der Kopf auch wieder freier für kreative Arbeiten, die symbolischen Themen, die Bäume, die Landschaft und alle Formen, Eindrücke und Gedanken zu gestalten und ihnen eine persönliche Note zu verleihen. Dieses individuelle Rekonstruieren ist doch das Schönste an allem. Ohne die eher technischen Routinen ist das aber nicht machbar.

Zwischen Technik und symbolischer Grundlegung

Wieder ein Tag, der mit technischer Routine ausgefüllt war. Aber in Krisenstimmungszeiten ist es auch sinnvoll und angemessen, die Sicherheit in den bestehenden Projekten auf den Prüfstand zu stellen und soweit wie möglich zu optimieren. Das ist jetzt die richtige Zeit des Jahres dafür, bevor die warme Jahreszeit wieder zu mehr Ausdehnung, Exkursion und bei der Projektarbeit zu kreativen Ansätzen den richtigen Rahmen bildet. Das Technische läuft auch dann immer mit, als Basis sozusagen. Aber die andere Basis, meine Grundlagenthemen und überhaupt die Orientierung am Symbolischen, am liebsten eng gefasst am Beispiel der Bäume, die treten mit zunehmendem Licht und dem Mehr an Sonne einen dann wieder breiteren Raum ein.

Autobiografische Arbeit mit präsentativen Symbolformen

Manchmal sind es alte Hüte, die einen den ganzen Tag beschäftigen. Dinge, die längst abgeschlossen schienen, treten auf einmal in den Vordergrund, zeigen sich widerspenstig und unzuverlässig, anders als erwartet. Da schwingt dann immer ein Stück Autobiografie mit, Erinnerung und Verarbeitung des Erinnerten, Rückblicke und Vergleiche mit früheren Erfahrungen, die gewinnbringend sein können, weil man von vorneherein Umwege und Fehler vermeiden und andererseits Funktionen und Abläufe optimieren kann. Oft ist da tatsächlich noch mehr herauszuholen. Oder die Dinge erscheinen in einem von der vergangenen Lebenszeit beförderten neuen Licht, was anregend sein kann. So stehen diese Tage auch im Dienst einer Art Archivierungsarbeit, bei der auch Baummotive und sehr viel Bildmaterial aus meinem traditionell bevorzugten Motivfeld vegetabiler Strukturen und Symbole eine Rolle spielen. Es ist schön, da Spektrum auf dem Gebiet stetig zu erweitern und die eigenen Symbolformen auch immer weiter verbreiten zu können.

Zeitlose Ästhetik

Diese Textüberlieferungen von Rudolf Steiner über seine ästhetischen Anschauungen und die Rolle der Kunst zu seiner Zeit und im Allgemeinen sind schon sehr interessant. Wie bei allen Themen, die er aufgreift und auf unnachahmlicher Manier rekonstruiert, geht es darin um ganz Grundsätzliches, das weit über die rein wissenschaftliche Betrachtung hinausgeht. Vor allem beeindruckt, mich, dass er dabei zu Schlüssen und Grundanschauungen gelangt, die sehr in Richtung dessen gehen, was ich im Rahmen meiner Magisterarbeit zur ästhetischen Kommunikation selbst herausarbeiten konnte. Es wäre damals passend und bereichernd gewesen, hätte dem noch eine weitere Facette hinzugestellt, wenn ich auf Steiners Texte zu dieser Zeit aufmerksam geworden wäre. Ohne nämlich explizit kommunikationswissenschaftlich zu denken, sind die wesentlichen Überlegungen doch mit kommunikationswissenschaftlichen Ansätzen kompatibel, u. a. mit Susanne Langers „Philosophy in a new key“, die ich nach wie vor für eine halte, die das Thema sehr zeitlos und der eigenen Erfahrung mit Kunst entsprechend zu erklären vermag. Steiner hat in dieser Weise ähnliches für die Ästhetik geleistet, auch wenn sich seine Überlegungen über einen längeren Zeitraum und auf verschiedenen Publikationsschienen punktuell verteilt haben und er nie dazu gekommen war, es in einem zusammenhängenden umfangreicheren Werk zu konzentrieren. Wie so oft war ich seinerzeit über ein Baumthema auf Rudolf Steiners Denken aufmerksam geworden, nämlich über die überlieferte Mitschrift einer der vielen Vorträge, die Rudolf Steiner über das Weihnachtsfest und seine faszinierenden Facetten, hier am Beispiel der Rezeption des Weihnachtsbaums, gehalten hatte.

Spannende Microstockstrategien

Nach der Routine-Arbeit eines Samstags war der Rest des Tages mit unverhofft viel Projektarbeit angefüllt. Da blieb nicht mehr viel Zeit, die bei Alamy bereitgestellte Auswahl meines Microstock-Portfolios weiter zu bezeichnen und zu verschlagworten. Die traditionell und beim Schnitt der Agenturen langfristig erfolgreichen Motivreihen habe ich vorgezogen. Das sind nach wie vor meine Holzoberflächen und Holzstrukturbilder, meine Detailaufnahmen von Blüten, Früchten und Blättern, Materialoberflächen als Hintergründe und eben die Feiertags-, vor allem die Weihnachtssymbolbilder. Es ist spannend mit der Kombination von Keywords zu spielen und dem bei Alamy implementierten Kriterium der Auffindbarkeit Rechnung zu tragen. Tatsächlich kann dabei die Kombination bestimmter Suchbegriffe den Unterschied zwischen schwacher Auffindbarkeit und optimierter Auffindbarkeit machen. Zumindest gemessen an dem, was das System anzeigt. Ob sich diese Differenz in der Resonanz auf die eine oder andere Kategorie von Fotografien spiegelt, bleibt dann noch abzuwarten.

Jetzt auch bei Alamy

Seltsam eigentlich, dass mir diese Microstock-Agentur bisher nie aufgefallen ist. Dabei bin ich teils schon Jahre bei verschiedenen Agenturen vertreten und verfolge die Szene auch regelmäßig. Aber Alamy muss mir irgendwie entgangen sein, obwohl die Agentur schon seit ca. 20 Jahren am Markt ist. Aber ich freue mich, sie jetzt entdeckt zu haben und künftig ein Teil meines Portfolios auch bei Alamy anbieten zu können. Die im Vereinigten Königreich ansässige Agentur ist sehr breit aufgestellt und verfügt über eine sehr große Auswahl. Es wird spannend sein zu verfolgen, ob meine bevorzugten Themenfelder Bäume, Holz, Feiertage, Hintergründe & Texturen dort Resonanz finden und wo genau die Schwerpunktinteressen der sich dort tummelnden Kreativen liegen. Beim Hochladen und verschlagworten einer Reihe von Fotografien hatte ich den Eindruck, dass einige vielversprechende Kandidaten dabei sein könnten. Nicht nur die aktuell besonders nachgefragten Motive aus dem Bereich Recycling, auch meine Traditionsmotive zu Bäumen und Hölzern sollten auch hier eine Nachfrage erfahren.

Aktivitätsvermeidung

Immer mehr Veranstaltungen werden wegen der Viruspandemie abgesagt. Und die Menschen scheinen im Alltag zunehmend vorsichtig überall, wo es zu dichteren Ansammlungen kommen könnte, auch in Gebieten, zu denen das Virus noch nicht vorgedrungen ist. Das hat sich zu einer Art Generalverdacht und Grundsatzbefürchtung ausgewachsen, die ungeahnte Aktivitätsvermeidungen nach sich zieht. Ich versuche, diese Zeit produktiv und möglichst kreativ zu nutzen, bis sich wieder mehr Entspannung erkennbar macht. Und dazu gehören auch ausgedehnte Exkursionen durch die nahe Baumlandschaft, die bei garantiert fehlenden Massenansammlungen möglich sind. Auf die wieder schöneren, hellen und sonnigen Tage, auf die ersten Anzeichen des Baumfrühlings und die Möglichkeit, ihn fotografisch festzuhalten, freue ich mich jetzt schon und hoffe, der Frühling wird bald spürbar sein.

Die regulierende Rolle von Parallelthemen

Bei der kreativen Arbeit sind Resonanzen von außen recht nützlich. Zurzeit bieten sich dazu aber nur wenige Gelegenheiten. Zu sehr sind die Menschen mit sich selbst und der verbreiteten Krisenstimmung beschäftigt. Da ist es hilfreich, die eigene Selbstbeobachtung zu fordern und genügend professionelle Distanz zu den eigenen Ergebnissen zu schaffen. In diesem Aus-Sich-Selbst-Heraussetzen für kreative Zwecke habe ich recht große und auch positive Erfahrung, die mir aktuell zugutekommt. Das andere, was ebenfalls nützlich sein kann, ist der Gegenstand der Beobachtung selbst. Neben dem, was gerade im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, sind es die Nebenthemen, deren Bearbeitung oder bloße Beachtung einen guten Teil zur Selbstdistanzierung beisteuern kann. Ein Grund, mich immer wieder auch parallel mit den Bäumen und ihrem Holz, den vielen symbolischen, ästhetischen und illustrativen Aspekten dieser Themenfelder auseinanderzusetzen und damit praktisch kreativ zu arbeiten. Ich freue mich darauf, wenn dies im Frühjahr wieder öfter und eindrucksvoller möglich ist.

Abgegrenzte Saison für die Holzarbeit

Wenn das Schmuddelwetter weiterhin so anhält und wir weder in der Baumlandschaft noch gefühlt einen Frühling erahnen, fehlt die Holzarbeitsroutine eher nicht. Denn diese Arbeit lebt immer wieder und am besten mit dem natürlichen Licht, am besten noch in Verbindung mit Wärme. So wird es in dieser Saison wohl so sein wie vor Jahren, als das Interesse und die Aufmerksamkeit sich erst mit dem als stabil wahrgenommenen Frühjahr wieder in Richtung der Bäume bewegt hat. Zwischenzeitlich gab es davon deutliche Abweichungen, geradezu gegenteilige Tendenzen mit sehr viel Aufmerksamkeit gerade in den Monaten vor und nach Weihnachten. Aber das waren auch klirrend kalte und langanhaltende Winter, die jetzt schon mehrfach hintereinander ausgeblieben sind. So ergibt sich für meine Holzarbeit doch wieder etwas, das wir bei den Jahreszeiten zunehmend vermissen. Dass sich nämlich so etwas wie eine klar abgegrenzte Saison abzeichnet, die von einer längeren Auszeit abgelöst wird.

Gefährdungen und Motivationsbremsen

Ich konnte mir Anfang des Jahres Verschiedenes vorstellen. Dass die Diskussion aktuell aber von einer Gesundheitsgefährdung dominiert werden würde, die die Weltwirtschaft in eine Krise zu versetzen droht, hätte ich aber nicht gedacht. Dabei haben wir schon mit genügend anderen Krisen zu tun, v. a. auf politischer Ebene, im eigenen Land wie international. Nun eine Gefährdung, die ohne globalisierte Mobilität nicht möglich wäre, die als Resultat derselben aber auf einmal jeden und überall bedroht. Das lähmt die Motivation der Menschen noch zusätzlich ab, und in vielen Fällen auch ganz praktisch. Das macht nicht gerade Mut für diesen Auftakt der neuen 20er Jahre. So sehr hätte ich mir eine echte Aufbruchstimmung gewünscht. Die scheint jetzt so schnell nicht in Sicht, zunächst müssen wir durch diesen unvorhersehbaren Nebel von nicht erwartbaren Irritationen. Da freue ich mich auf die nächste Gelegenheit, in der Holzarbeit in der intensiven Arbeit mit den Energien der Bäume von all dem zur Ruhe kommen zu können.

Schmucklose Baumlandschaft

Beim heutigen Sonntagsspaziergang bin ich einmal ohne Kamera losgezogen, dafür aber mit Schirm, denn das war mir einfach zu unsicher. Die Kamera hätte ich tatsächlich nicht benötigt, so trost- und schmucklos präsentierte sich die Baumlandschaft immer noch, keine Blüten, keine neuen Blätter, nur vereinzelte Sträucher mit noch geschlossenen Blattknospen. Soweit ich erkennen konnte, dürften das die Schlehdorne sein. Aber neben den ohnehin schon seit Winteranfang präsenten Haselkätzchen und diesen ersten Ansätzen hat sich noch nichts in Sachen Baumfrühling getan. Den Schirm habe ich dann ebenfalls nicht verwendet, obwohl es leicht nieselte, aber eben nicht so dramatisch. So war es einfach ein unaufgeregter Spaziergang bei lauwarmer und vom vorhergehenden Regen frischer Luft, mit dem ich nach einer mit Innenraumarbeit angefüllten Woche Sauerstoff tanken und den Kopf freimachen konnte.

Gutes Licht für Materialtexturen und Holzoberflächen

Nur einmal in vier Jahren gibt’s diesen Tag. Eine von Ms Bekannten hat genau heute Geburtstag. Seltsam, wenn man nur alle vier Jahre seines Geburtstags am eigentlichen Tag gedenken kann. Fällt der dann sonst immer aus, muss man ihn nachholen oder gar vorziehen? Ansonsten hatte dieser Samstag nichts Außergewöhnliches, der richtige Rahmen für Routinearbeiten, wie sie Samstag häufig auf meinem Programm stehen. Auch gut, weil für die produktive Arbeit dann in der Folgezeit der Kopf wieder frei ist. Sehr gerne würde ich gerade jetzt in freien Stunden raus in die Baumlandschaft und in abgelegene Winkel des Orts gehen, um in den lichtreichen Stunden, die wir auch jetzt schon erleben, neue und ungewöhnliche Fotografien zu realisieren. Gerade für Oberflächenstrukturen, besonders von Holzflächen, sind die Lichtverhältnisse in dieser Zeit der Jahres recht gut, noch bis in den Frühsommer hinein. Im richtigen Hochsommer wird’s wegen der zu intensiven Strahlung und der vielen Schatten dann schwieriger. Ich hoffe, die Zeit vorher für einen Ausbau meiner Portfolios gut und umfangreich nutzen zu können. Unterstützt durch neue Technik, die demnächst zusätzlich nutzbar sein wird. Die jüngst ergänzten und überwiegend auch akzeptierten Motive besonders von Holzoberflächen und Materialtexturen sind für die nächsten Monate ein guter Auftakt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.