Mondholz

Das Buch von Erwin Thoma liegt nun schon seit Monat auf meinem Stapel noch ungelesener Baumliteratur. Heute waren die lang anhaltenden Sonnenphasen des ruhigen Nachmittags endlich einmal Anlass, es hervorzuholen. Der Schreibstil, die sehr persönliche und atmosphärisch dichte Form der Darstellung, vor allem aber das Thema sprechen mich sehr an. Schon nach dem ersten Viertel des Buches ist klar, dass das so genannte Mondholz im Vordergrund der Ausführungen steht. Der Einfluss der Mondphase, zu der Holz bevorzugt in der saftarmen Zeit des Winters geschlagen wird, auf dessen Qualität als Bau- und Konstruktionsholz und dessen Widerstandsfähigkeit z. B. gegenüber Borkenkäfer- oder Pilzbefall wird sehr ausführlich mit lebendigen Beispielen aus der konkreten Erfahrung des Autors erläutert. Sehr glaubwürdig, wie ich finde. Natürlich treffen solche Betrachtungen sehr genau mein derzeitiges Lieblingsthema, nämlich die Abhängigkeit von Leben, Wachstum und Entwicklung bei allen Lebewesen vom Lauf und der Konstellation der Gestirne. Natürlich ist der Mond nicht der einzige kosmische Einflussfaktor, aber vielleicht der bekannteste. Plastisch wird das bei Thoma dadurch, dass er neben dem privaten Interesse auch seine berufliche Existenz eng mit diesen Erkenntnissen verknüpft und er seine Erfahrungen damit in die Konstruktion von Häusern ganz aus Holz einbringt. Damit stellt er sein Wissen anderen indirekt zur Verfügung und verhilft ihnen zu ganz neuen und noch recht seltenen Lebenserfahrungen. Für mich vor allem spannend ist zu sehen, dass es hier wie so oft nicht um neue Erkenntnisse geht, sondern um die Wiederentdeckung und das moderne Nutzbarmachen alten Wissens. Solches Wissen war in der Kindheit Thomas in ländlichen Regionen noch verbreitet, aber dann sehr schnell verschwunden. Den Faden diesbezüglich nicht dauerhaft abreißen zu lassen, ihn wieder aufzunehmen und mit modernen ökologischen Ansätzen nachhaltiger Bauweise und nachhaltigen Wirtschaftens zu verbinden, ist eine nicht unerhebliche Leistung.