Allerheiligen

Die Kurzmeldung in den Nachrichten wird dem Feiertag in keiner Weise gerecht. Da wird regelmäßig in einem Dreizeiler die Bedeutung des Tages auf einen vereinfachten Nenner gebracht: Der toten Angehörigen gedenken. Und die Trauerlichter sollen für das Licht des Lebens stehen. Sicher nicht falsch, aber in einer Weise vorgetragen, bei der man den Eindruck gewinnen kann, es sei von seltsamen Ritualen einer fremden Kultur die Rede. Sagt dies tatsächlich etwas über die Art aus, wie kirchliche Feiertage heute von der Mehrheit der Menschen wahrgenommen und gelebt werden? Ich bin mir nicht sicher. Mit Fremden ist es ohnehin meist schwer, über Feiertage zu reden. Für die notwendige ,,Vorrede“ ist im Alltag meist keine Zeit. Und so ist mir nicht immer erkennbar, ob die Tage bloß eine willkommene Auszeit bedeuten, oder doch mit einem höheren Geistigen in Verbindung gebracht werden. Die Allerheiligenmesse am Vormittag war sehr schön und feierlich gestaltet. Immerhin die, denen es etwas sagt, wissen die Bedeutung des Tages zu zelebrieren. Und bei anderen versuche ich zumindest in Situationen, in denen es Sinn machen könnte, ein Gespräch zu führen, das vielleicht den einen oder anderen Gedanken in Bewegung bringt. Der Gang zum Friedhof steht mir noch bevor. Ich gehe immer nach Einbruch der Dunkelheit. Dann bin ich zwar nicht allein dort, aber doch mit nur wenigen zusammen. Für mich eine Voraussetzung, Allerheiligen in seinem eigentlichen Charakter zu erfassen. Vielleicht werde ich morgen tagsüber noch mal mit M. hingehen, um mich zu vergewissern, ob unser so sorgfältig gelegter Teppich aus Tannenzweigen auch noch so erscheint, wie ich ihn vor einer Woche hinterlassen habe.