Unvorhersehbarkeit ist Regel geworden

Auch der Efeu kommt in diesem Jahr nicht so richtig in die Gänge. Die Blüte jedenfalls fällt ausnahmsweise sehr unauffällig aus, fast unbemerkt, was in den Vorjahren gänzlich anders war. Verrückt, wie unterschiedlich die Pflanzen sich entwickeln, je nach Witterungsverläufen, Durchschnittstemperaturen und der jeweiligen Ausprägung der Jahreszeiten. Die frühere Beobachtung hat sich auch 2008 bestätigt. Dass nämlich die Jahreszeiten tendenziell ihre Abgrenzung verlieren. Natürlich, dieser Sommer war phasenweise auch sommerlich, aber das durchgängige ,,Mokka-Klima“, wie ich es als Kind gerne genannt habe – damit meinte ich ein ganz bestimmtes hochsommerliches Klima – gibt es heute gar nicht mehr. Es ist einer Kontinuität des Unerwartbaren gewichen. Damit liegen Klima und Wetter auf derselben Ebene wie die sozialen, kulturellen und moralischen Dimensionen. Die Unvorhersehbarkeit bei gleichzeitig ausgeuferter Vielfältigkeit und Vernetzung ist eines der charakteristischsten Settings unserer Lebenswelt geworden.