Täglich Weihnachten

Man denkt, irgendwann müssten die Weihnachtsvorbereitungen doch einmal abgeschlossen sein. Und doch scheint dieses alljährliche Projekt endlos, und eigentlich erst kurz vor dem Heiligen Abend beendet. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber die Adventszeit ist für mich das schönste. Nicht die Feiertage an sich, mehr das Davor und das Danach. Vielleicht liegt das daran, dass ich die Feiertage generell sehr intensiv wahrnehme und verfolge, ihrem Sinn nachspüre und ihre Atmosphäre einatme. Die Tage selber sind dann aber weniger durch Beobachtung als durch Kommunikation ausgefüllt, die so dicht ist, dass man gedankenlos im Feiertagsstrom mitfließt. Natürlich gehört das mit dazu, aber nur die Ergänzung mit der Vorbereitung und der Zeit der Rauhnächte macht das aus, was wir Weihnachten nennen. Der Weihnachtsbaum begleitet alle diese Phasen, zumindest bei mir, denn die Beschäftigung mit seiner Symbolik und Ästhetik ist für mich mindestens zwei Monate des Jahres intensives Thema, und in der übrigen Zeit zumindest im Hintergrund. Ich könnte mich auch 12 Monate intensivst mit dem Weihnachtsbaum beschäftigen, ohne seinem Mysterium auch nur annähernd gerecht zu werden. Gerade weil das so ist, versuche ich es wenigstens. Auch weil anhand dieses Symbols die Weihnachtszeit für mich ganzjährig präsent ist. Täglich Weihnachten feiern, wie dieser verrückte Engländer, über den heute im Fernsehen berichtet wurde, das wäre mir allerdings entschieden zu viel. Das würde das Ritual auf Dauer nicht verkraften und den Sinn der Tradition pervertieren. Die Überwindung des Punkts größter Dunkelheit und, der danach beginnende Zuwachs des Lichts und die darin sich entwickelnde Transformation markiert eben einen engen Zeithorizont und nicht das Ganze. Täglich Weihnachten ist deshalb unvorstellbar.