Allerheiligen

Das war ein Allerheiligen-Tag, wie er im Buche steht. Klirrend kalt, ganz passend zum verinnerlichten Bild der Jahreszeit. Und trotzdem sonnig, lediglich durchbrochen durch heftige Winde und zeitweilige Schauer. Viele Menschen fanden sich am Nachmittag auf dem Friedhof zusammen, zur Zeit der Gräbersegnung, eine der seltenen Anlässe, die Menschen an einem Ort versammeln, welche sonst niemals zusammentreffen würden. Die wohl einmalige Verbindung eines privaten mit einem öffentlichen christlichen Ritual. Und eines, das mich immer schon sehr berührt, ein sicheres Gefühl des Zuhauseseins vermittelt. Am Vormittag schon haben wir eine Schale mit weißen Alpenveilchen zum Grab gebracht und auf dem mit Tannenzweigen vor einigen Tagen ausgelegten Oval platziert. Ganz übersäht war schon wieder alles mit den abgefallenen Flügelfrüchten der am Eck stehenden und Gs Grab überschattenden Hainbuche, und mit den restlichen Herbstblättern der Roteiche direkt gegenüber. Aber natürlich konnte man nicht schon wieder anfangen, alles zu säubern. Das wichtigste ist ohnehin der Besuch, und dass wir uns mit der festlichen Gestaltung des Grabs Mühe gegeben haben, das hat man in jedem Fall gesehen. Auf dem Rückweg haben wir noch die Ruhestätte von Frau M., Herr S. und Tante E. besucht und einen stillen Gruß hinterlassen. Ganz sicher wird mein Weg mich heute Abend noch einmal zum Friedhof führen. Die in der Dunkelheit leuchtenden Grablichter verbinde ich zwingend mit Allerheiligen, und dieses Erlebnis ist für mich ein Muss.