Erholsame Konstanten

Wenn man an einer Ecke des Hauses mit dem Renovieren anfängt, merkt man plötzlich, dass die übrigen Räume nicht mehr ganz dazu passen. Man könnte gleich weiter machen, um alles auf denselben Stand zu bringen. Das ist natürlich unmöglich. Und so kann man sich vorerst an dem hoffentlich gelungenen Anfang erfreuen. Das Einrichten der Räume im Anschluss ist das eigentlich Spannende. Meine Tendenz ist immer: möglichst wenig im Raum platzieren, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, muss ein großer Schrank her, in den man alles verfrachten kann. Auch das funktioniert nicht wirklich, aus Kostengründen, oder weil es einfach zu viele Kleinigkeiten gibt, die früher oder später dann doch ihren Platz fordern. Den Versuch ist es aber in jedem Fall wert, so etwas wie Übersichtlichkeit herzustellen. Ähnlich geht es mir mit meinen Schreibtischen. In ,,normalen Arbeitsphasen“ türmen sich automatisch immer mehr Materialien, Informationen, Papierkram darauf, bis es irgendwann zu viel wird und ich alles radikal reduziere, heißt: das meiste einfach wegwerfe. Danach fühle ich mich besser – ein neuer Anfang. Bei dem üblichen Auf- und Ab, Hin- und Her, dem ewigen Reproduzieren von Abläufen, die man eigentlich so nicht will, bin ich sehr froh, auf Konstanten zurückgreifen zu können. Eine solche Konstante sind die Bäume, oder die Beschäftigung mit ihnen. Ein Thema, das nie abreißt, das an allen Tagen für mich aktuell ist, wenn auch in wechselnder Intensität und mit veränderlichem Schwerpunkt, aber immer spannend, herausfordernd, die Reflexion fördernd. So ist das Baumtagebuch ein Versuch, dieser Konstante ein äußerliches und auch kommunizierbares Pendant zu verleihen. Übrigens: vielleicht noch 6 Wochen, und ich habe es tatsächlich geschafft, zwei Jahre lang täglich dieses Buch mit Inhalt zu füllen. Ich schätze, das könnte jetzt schon Buchumfang haben.