Gewolltes Baumbild

Seit sich die Gemeindegärtner darauf verlegt haben, die Bäume so radikal zu schneiden, in diesem Jahr wurde das flächendeckend in allen Gemeinden der Gegend so gehandhabt, begegnen mir die einzelnen Baumwesen in ganz ungewohnter Gestalt. Irgendwie entrückt, was wohl daran liegt, dass es kaum noch tief liegende Äste gibt, die ich so mochte, weil sie Makroaufnahmen von Blüten, Blättern und Früchten möglich machen. Stattdessen muten selbst junge Bäume schon wie Einzelgänger an, darauf getrimmt, möglichst rasch in die Höhe zu wachsen und eine gewaltige Krone auszubilden. Ich finde das schade, weil es Distanz zu den Bäumen schafft, die Kommunikation, wenn man so will, erschwert. Auf der anderen Seite ist es aber auch interessant, denn die neue Schnitttechnik zieht ein ganz neues Bild nach sich, vermittelt noch stärker als bisher den Eindruck von Gestaltung, von bewusstem Formwillen der Menschen, die sich für die Ordnung und Pflege öffentlicher Grünanlagen zuständig halten. Immerhin zeigt es aber auch, dass das Interesse, die Aufmerksamkeit und der diesem Thema gewidmete Zeit-, Personal- und Kostenaufwand stetig zunimmt. Das stimmt mich dann wieder optimistischer, auch wenn mir der Stil persönlich weniger zusagt.