Blog-Konjunktur

Die Konjunktur der Web-Tagebücher oder ,,Blogs“ ist, denke ich, kein Zufall. Sie ist eine Folge des Versuchs, den oft unpersönlichen oder zweckbehafteten Web-Auftritten etwas Persönlicheres entgegen zu setzen. Wer sich und seine täglichen Erlebnisse so präsentiert, teilt sich nicht nur mit, er teilt gleichzeitig Ausschnitte seines Lebens mit einer virtuellen Gemeinschaft. Auch wenn die weitgehend anonym bleibt, der vermehrte Fluss von Gedanken und Energien ist unweigerlich in Gang gesetzt. Vielleicht macht das den Reiz solcher Versuche aus. Und unterscheidet sie vom traditionellen Tagebuch auf Papier, welches in der Schublade liegend nur für einen ganz allein bestimmt war. Das Baumtagebuch ist für mich vor allem die Chance, ganz spontan meine Erlebnisse mit Bäumen festzuhalten. Ohne den Umweg über Literaturverweise und weit gespannte Argumentationen. Dabei fällt viel Alltagstheoretisches ab, was anders wahrscheinlich nie entstanden wäre. Und dies wiederum hilft mir, dem großen Thema Bäume auch auf eher akademischer Ebene wirklich näher zu kommen. Jedenfalls bedauere ich es nicht, das Baumtagebuch vor mehr als einem Jahr ins Leben gerufen zu haben. Dass es mittlerweile offenbar regelmäßige Leser und Gönner gefunden hat, stimmt mich freudig und macht mir Lust, es weiter zu entwickeln. Vielleicht demnächst auf einer eigenständigen Plattform.