Der historische Blick auf die Symbolik der Bäume

In der aktuellen Baumliteratur gibt es nur wenige, die streng historisch vorgehen und ihre Darstellung auf Originalquellen beziehen. Das ist kein Wunder, denn das Feld der Kultur- und Symbolgeschichte der Bäume ist ungeheuer weit und erfordert ein Crossover-Denken verschiedener Disziplinen. Dann auch noch den ursprünglichen Quellen nachzuspüren, die bis ins 2.-3. Jahrtausend vor Christus zurück reichen, erfordert einen großen Arbeits- und Fleißaufwand, der die Kapazitäten der meisten Autoren übersteigt. Umso erstaunlicher finde ich den Ansatz Alexander Demandts, eines Professors für alte Geschichte, der in seinem Buch ,,Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte“ tatsächlich eine Überblick von der Zeit der Juden und Frühen Christen bis zur Postmoderne wagt, was er im Vorwort selber als großer intellektuelles Wagnis erkennt. Bestechend an diesem Versuch ist die großflächige und Detail bezogene Betrachtung, die keinen Verweis auszulassen scheint. Gleichzeitig fällt eine gewisse Sprödigkeit auf, die wohl mit der für den Normalleser ungewohnten Sprache eines Historikers zusammen hängt, der zwar exakt im Festhalten und Nachspüren ist, dem einzelnen Gedanken aber nicht sehr weit nachgeht. Für den Leser bedeutet dies, dass er auf viele in sonstiger Baum-Literatur überhaupt nicht auffindbare Hinweise und Themen stößt, den einzelnen Spuren aber je nach Interessenlage selber nachspüren muss. Dies wird ihm relativ leicht gemacht, da das Buch auch über ein sehr ausführliches Register sowie über ein Literaturverzeichnis verfügt. Ich schätze, dieses Buch wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen, zumal es die Hinweise auf grundlegende Standardwerke liefert, welche in der zeitgenössischen Sekundärliteratur ständig zitiert und verwendet werden. So wird es mir möglich sein, ein objektiveres Bild des jeweiligen Baum-Themas zu entwerfen.