Luxus-Autos und Edelhölzer

Manchmal kann einen sogar Zeitschriftenwerbung noch überraschen. Habe heute im Wartezimmer von M. den Spiegel durchgeblättert und dort eine dreiseitige Anzeige von VW zum ,,Phaeton“ gesehen. Die erste Seite stellte den neuen Phaeton im Bild dar, versehen nur mit ein paar Worten, die den Text auf der folgenden 2. und 3. Seite der Anzeige einleiten. Diese beiden gegenüberliegenden Seiten bestehen nur aus Text, der sich ausschließlich um die Nussbaum-Wurzelholz-Verkleidungen und Armaturen im Innenraum des Wagens dreht. In großer Ausführlichkeit wird erläutert, wo und in welchen verschiedenen Schritten die Nussbaumholz-Maserknollen aus Kalifornien ausgewählt werden, wie sie verarbeitet und wie sorgfältig dabei auf ein stimmiges Gesamtbild und die Vermeidung aufeinander stoßender Maserungs-Strukturen geachtet wird. Auch stellt der Text dar, wie die Furniere in mehreren weiteren Arbeitsschritten gebeizt, lackiert, mit anderen Trägermaterialien verleimt und in plastische Formen gepresst werden. Alles in Handarbeit, wie besonders deutlich hervorgehoben wird. Interessanter Ansatz, diese Werbung. Sie zielt auf ein besonderes ästhetisches Merkmal dieses Wagens der gehobenen Klasse an und nimmt die Sorgfalt in diesem Bereich als Verkaufsargument für die (vermutlich vermögenden) poteniellen Kunden. Aber auch für die, welche sich solche Autos nicht leisten können, gibt sie interessante Einblicke in das Herstellungsverfahren und in die Denkart des Automobil-Marketing. Spannend finde ich dabei vor allem die Konfrontation eines hochtechnisierten, mit Elektronik voll gestopften Kunstprodukts mit einem Naturmaterial, das mit ebenso großem technischen Aufwand der Logik des Produkts angepasst wird, nur um einen kleinen Teil seines Wertes, nämlich eine gewisse ästhetische Anmutung zu transportieren.